Gesundheitskonferenz Nordhessen berät über Versorgungsstrukturen im ländlichen Raum

Korbach(pm). Der Aufbau neuer medizinischer Versorgungsstrukturen im ländlichen Raum ist ein regelmäßig wiederkehrendes Thema auf der Tagesordnung der Gesundheitskonferenz Nordhessen, die kürzlich unter Vorsitz von Landrat Dr. Reinhard Kubat im Korbacher Kreishaus tagte. Dabei standen Konzepte im Mittelpunkt, die sich bereits in der Vergangenheit bewährt hatten, zwischenzeitlich aber in Vergessenheit geraten waren. „Versorgungsassistenten in der Hausarztpraxis“ (VeraH) und „Nichtärztliche Praxisassisten-ten (NäPa)“ sind Berufsbilder, die die medizinische Versorgung auf dem Lande wieder auf eine ganz neue Basis stellen könnten.

„Im Grunde genommen übernehmen sie Aufgaben, die man schon früher von den Gemeindeschwestern kannte“, erläutert der Landrat. „Wir haben hier erfahrene medizinische Fachangestellte, die sich qualifiziert und fortgebildet haben und diverse, in einer Hausarztpraxis anfallende Versorgungsaufgaben selbständig übernehmen dürfen.“ Wichtig sei dabei, dass die Versorgungs- bzw. Praxisassistenten die Patienten daheim aufsuchen und betreuen, was gerade für ältere oder in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen eine große Hilfe und eine Verbesserung der persönlichen Lebenssituation darstelle.

Nicht zuletzt für den steigenden Ärztemangel im ländlichen Raum könne VeraH ein Lösungsansatz sein, zeigt sich der Landrat überzeugt. Sowohl die Interessen der Bevölkerung würden dabei berücksichtigt als auch die Praxen entlastet, was das Zeitbudget des Arztes für die Patienten spürbar erhöhe.
Die Fortbildung zur VeraH wurde vom Institut für hausärztliche Fortbildung im Deutschen Hausärzteverband in Zusammenarbeit mit dem Verband medizinischer Fachberufe entwickelt und ausgestaltet. Das VeraH-Konzept wird bundesweit von den Ärztekammern und den Kassenärztlichen Vereinigungen als Qualifikationsabschluss in der ambulanten Versorgung anerkannt. Auch die nichtärztliche Praxisassistentin (NäPa) ist eine entsprechend ausgebildete medizinische Fachkraft.

Das VeraH-Konzept wird im Landkreis bereits vereinzelt umgesetzt, so etwa in der Willinger Hausarztpraxis Bender, Flake, Woywood, wo die medizinische Fachangestellte Miriam Haseke die Fortbildung zur VeraH absolviert hat und bereits praktische Erfahrungen sammeln konnte. Landrat Dr. Reinhard Kubat ließ sich bei einem Besuch vor Ort von Miriam Haseke und ihrem Chef Dr. med. Dirk Bender über den aktuellen Erfahrungsstand berichten. Miriam Haseke betreut zahlreiche Patienten der Praxis im häuslichen Umfeld, allein 78 davon in Seniorenheimen. Ihr Leistungsspektrum reicht von Blutentnahmen und Blutdruckmessungen bis hin zur Wundversorgung und zum Verbandswechsel. „Die Menschen schätzen es, wenn man sie zu Hause in der vertrauten Umgebung aufsucht und es baut sich sehr schnell ein enges Vertrauensverhältnis auf“, berichtet Miriam Haseke. Auch Dr. Dirk Bender sieht die Vorteile des Systems und empfiehlt es weiter.

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„Die Praxen werden von medizinischen Versorgungsaufgaben entlastet, indem diese nach außen delegiert werden und können sich so auf die tatsächlich ärztlich behandlungsbedürftigen Fälle konzentrieren“, so Dr. Bender. Zwar müsse die jeweilige Praxis die Fortbildungskosten der Versorgungsassistenten selbst tragen, doch hätten sich diese schon nach 2 bis 3 Quartalen wieder amortisiert, so dass unter dem Strich eine positive Bilanz gleichermaßen für Ärzte wie auch für Patienten verbleibe. Wie der Landrat berichtet, hofft die Gesundheitskonferenz da-rauf, dass weitere Praxen im ländlichen Raum die Konzepte „VeraH“ und „NäPa“ aufnehmen und damit einen wichtigen Beitrag zur künftigen medizinischen Versorgung im ländlichen Raum leisten könnten.

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