Kultur-Cubes Frankenberg zeigen „Philipp Soldan Projekt“ der TSE TSE Künstlergruppe

Kunst im öffentlichen Raum in engem Bezug zur Stadtgeschichte
Frankenberg(pm). In Frankenberg/Eder sind die Kultur-Cubes, fünf drei x drei Meter große Würfel, ein fester Bestandteil des Stadtbildes und machen Kunst und Kultur für ein breites Publikum zugängig. Bis Ende Juli 2022 werden die Flächen der Cubes mit Arbeiten der TSE TSE Künstlergruppe am Ederuferpark und in den Klostergärten zu sehen sein. Sie haben einen direkten Bezug zur Stadt und sind ein Vorbote der kommenden Ausstellung „Philipp Soldan Projekt“ im Museum im Kloster und im Kunsttreff e.V., Haus am Geismarer Tor, die am 14.05.2022 eröffnet wurde. Frankenberg trägt seit dem 29. Mai 2018 den Namenszusatz „Philipp-Soldan-Stadt“, benannt nach dem Anfang des 16. Jahrhunderts in Frankenberg lebenden Künstler, der seinerzeit als Formenschneider für Ofenplatten, Holzschnitzer und Maler bekannt war. Vor den Fragen, wer genau war Philipp Soldan, welchen Bezug hat er zur heutigen Zeit, welche Anknüpfungspunkte haben die  Künstler an sein Werk, entwickelte die Künstlergruppe im Jahr 2020 ein Ausstellungskonzept für das Philipp Soldan Projekt. Ziel war es, den Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu spannen, Bildinhalte der Renaissance in die Sprache zeitgenössischer Kunst zu „übersetzen“ und mit den individuellen Sichtweisen der fünf Mitglieder der Künstlergruppe Soldans Werke neu zu entdecken.

Das Projekt ist ein Dialog mit – und zugleich eine Hommage an Philipp Soldan, an sein großartiges Schaffen. Thematische Parallelen, Schnittmengen zu Soldan in seiner Zeit mit seiner Bilderwelt, die Auseinandersetzung mit existenziellen Themen sind Ansätze für unsere Arbeiten. Soldans Kompositionen, der Bildaufbau, das Erzählerische, sein Humor, die verspielten Details sind weitere Ausgangspunkte für die Entwicklung unserer Bildideen- und Inhalte. Entstanden sind über 40 Arbeiten – großformatige Bilder und Miniaturen, Objekte im Raum bis hin zu mit Airbrush Technik bearbeiteten Motorradtanks und Helmen. In enger Zusammenarbeit mit der Stadt Frankenberg konnte gemeinsam die Nutzung der Kultur-Cubes zur Präsentation ausgewählter Arbeiten im öffentlichen Raum als „Open Air“ Veranstaltung umgesetzt werden. Als Sponsor für diese zusätzliche Kunstaktion im Rahmen dieses Projekts wurde die HBB Hotelbetriebsstätte Battenberg GmbH, Hotel Sonne gewonnen.

Die Kultur-Cubes zeigen eine kleine Auswahl der in der Ausstellung zu sehenden Kunstwerke. Am 14. Mai um 14 Uhr wurde die Ausstellung im Museum im Kloster eröffnet. Die Ausstellung läuft vom 15. Mai bis zum 24. Juli, die Öffnungszeiten sind Samstag und Sonntag 14 Uhr bis 17 Uhr im Museum und zeitgleich im Kunsttreff, Haus am Geismarer Tor, Geismarer Str. 3. Zusätzliche Termine nach Vereinbarung.
An sechs Terminen findet ein öffentlicher Vortrag mit Bildpräsentation zu Philipp Soldan mit anschließender Führung durch die Ausstellung statt. Die genauen Termine sind auf der Homepage der Stadt Frankenberg zu finden: frankenberg.de/veranstaltungen.html.
Der Eintritt ist für alle Veranstaltungen frei.

TSE TSE Künstlergruppe

1996 gründeten wir, fünf zuvor überwiegend individuell arbeitende Künstler, die TSE TSE Künstlergruppe in Hamburg. Unser gemeinsames Anliegen ist neben Bündelung der Kräfte bei Planung und Durchführung von Ausstellungen und Projekten der kontinuierliche Austausch untereinander. Die einzelnen künstlerischen Positionen umspannen stilistisch eine reizvolle Bandbreite. Betrachter einzubeziehen und auf Räumlichkeiten Bezug zu nehmen, ist ein grundsätzlicher Ansatz unserer Gruppe. Oft wurden Ausstellungen eigens für einen speziellen Ort entwickelt, der so Mittler wird für einen intensiven Austausch zwischen Besuchern, Kunst und Künstlern.

Mitglieder der Gruppe:
Bastian Raiss, Jörg Brandt, Hadi Knütel, Petra Spielmann, Sabine Reyer

Infos zu den einzelnen Künstlern

Jörg Brandt:
50 Jahre künstlerische Tätigkeit
Malerei, Reliefs, Plastiken
Erkundung, was Material, Farbe und Form ermöglichen
Inhaltliche Auseinandersetzung:
– konkrete Themen, wie z.B. zu Philipp Soldan
– Betrachtung/Begegnung von Natur und Gesellschaft
Seit den 80er Jahren in Ausstellungen vertreten

Zu seinen Arbeiten sagt Jörg:
„..Das „Paradies“. Philipp Soldan hat sich schon vor gut 500 Jahren daran abgearbeitet.
Ebenso wie seine Zeitgenossen Cranach und Dürer u.a.. Aus dieser komplexen Thematik
habe ich eine Bildertrilogie entwickelt:
• „Das Paradies“
• „Der Sündenfall“
• „Die Vertreibung aus dem Paradies“
Bezug: Ofenplatte „Gott schuf Eva“ (Museum im Kloster)

Themen wie „Das Paradies“ und „Adam und Eva“ sind zeitlos, zumal die Menschheit gerade im Begriff ist, das einzige Paradies, welches sie haben „könnte“, für immer zu zerstören.
Vielleicht bräuchte die Menschheit wieder eine Vertreibung aus dem Paradies, um zu realisieren, womit sie gerade spielt.
Das Thema „Der Sündenfall“ begleitet die Religion schon lange Zeit. Es wurde von vielen Künstlern tausendfach interpretiert, wobei es gewiss nicht lediglich der Apfel war, der die „Sünde“ darstellt.
Regeln der Menschlichkeit werden gerade vielerorts gebrochen.
„Es spricht derzeit nicht viel für ein Paradies!“
Die Vertreibung war das Resultat gebrochener Regeln im Paradies. Der Engel, der aus dem heute möglichen Paradies die wirklichen Regelbrecher vertreiben sollte, scheint fern zu sein. Die Äpfel sind heute böse, viel-seitig und weit verbreitet.
Der Wurm ist drin und er hat viele Gesichter.
„Farben lassen hoffen auf bessere Zeiten“…..“

Hadi Knutel
Hat Anfang der 80er Jahre angefangen, sich ernsthaft mit Malerei zu beschäftigen.
Autodidakt
Schon immer fasziniert vom Surrealismus, der Fantasy Malerei und dem Airbrushen
Hadis Aussage zu seiner Arbeit „Soldan on Bike“, Soldan Bezug: Balkenkopf „Tierschädel mit Füllhörnern“ (Museum im Kloster):
„.. Eine tolle Gegenüberstellung von Leben und Tod, von Fülle und Kargheit. Bei der Auseinandersetzung mit Soldans Arbeiten wurde mir noch einmal bewusst, wie sehr die heutige Fantasy Malerei von Motiven aus dem Mittelalter beeinflusst ist…“

Bastian Raiss
Kindheit, Jugend und Studienjahre in Brasilien, Wales und in den USA (Master Diplom VWL) verbracht.
Eine Karriere als Volkswirt wird zugunsten eines Lebens als autodidaktischer, freischaffender Künstler getauscht.
Seit nun über 40 Jahren künstlerisch tätig, regelmäßige Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland und (gelegentlich) Brasilien.
Zu seinen Arbeiten sagt Bastian:
„..Ich habe sechs der in Soldans Werken zahlreich erscheinenden allegorischen Figuren und Fabelwesen ausgewählt.
Das Ziel: Den Figuren mit ihren Charakteren und Eigenschaften treu bleiben und sie in Gestaltung und Gestus in die Gegenwart bringen.
Der Ansatz: Eher spontan-intuitiv als analytisch…“

Petra Spielmann
Diplomierte Mode-Designerin und Mode- Illustratorin
Arbeitet seit 1991 als freie Künstlerin und Schnellzeichnerin
Über 60 Gruppen- und Einzelausstellungen

Zu ihrer Arbeit “ DIE 7 TODSÜNDEN“ schreibt Petra:
„..Die bildliche Umsetzung der biblischen Geschichte nimmt
einen großen Teil der Arbeiten Soldans ein.
Welches sind die 7 Todsünden und die 7 Tugenden und
haben sie heute noch Gültigkeit?
„Tierschädel mit Füllhorn“ symbolisiert für mich den Tod.
Der Skorpion ist eines der Symbole für den Teufel..“
Zu ihrer Arbeit „Bruderzwist“ schreibt sie:
„..Ukrainern und Russen haben sehr starke familiäre Verflechtungen.
Der Krieg in der Ukraine ist somit ein Bruderkrieg, der bis ins Kleinste der beiden Gesellschaften Fronten schafft.
Einst verbundene Familienmitglieder werden zu Feinden – nur aufgrund Ihrer Staatsbürgerschaft, die bestimmt, auf welcher Seite sie stehen. Macht mich sehr betroffen..“

Sabine Reyer
• In Frankenberg aufgewachsen
• künstlerische Ausbildung:
• 1989 – 92 Werkkunstschule Lübeck
• 1996 Experimentelle Malerei bei Shan Zuo und Da Huang Zhou, Chicago
• Arbeitsbereich: Malerei, Objekte, Installations Kunst
• seit 1992 Einzel- und Gruppenausstellungen

Zu ihren Arbeiten sagt Sabine:
„..Ich liebe Soldans Humor, die verspielten Inszenierungen und Details in seinen Arbeiten. Diese, zum Teil sehr kleinen, Elemente sind äußerst fantasie- und humorvoll. Mein Ansatz ist es, sie herauszuarbeiten, hervorzuheben und ihnen dadurch Aufmerksamkeit zu verschaffen..“ Weiter habe ich Soldans Wahl und bildnerische Umsetzung zweier biblischer Erzählungen malerisch aufgegriffen:
Die Ereignisse im Garten Gethsemane nach Markus, 14 (Mauerspringer) und die Erzählung von Judith und Holofernes (Apokryphen, Buch Judith), die schon Generationen von KünstlerInnen faszinierte…“

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