Forensisch-psychiatrische Ambulanz hilft bei Resozialisation

Haina(Daniela Sommer). Dr. Daniela Sommer, stellvertr. Fraktionsvorsitzende und gesundheitspolitische Sprecherin der SPD im Hess. Landtag hat gemeinsam mit Bundestagsabgeordneten Dr. Edgar Franke und Bürgermeister Alexander Köhler die forensische-psychiatrische Ambulanz der Vitos Hains besucht. Dr. Roland Freese, Nestor der forensisch-psychiatrischen Ambulanz stellte das Wirken in Haina und Umgebung sowie im gesamten Land Hessen vor.

Psychisch kranke und suchtkranke Rechtsbrecher werden meist über Jahre in einer forensischen Klinik behandelt. Wenn diese Therapie in der Klinik erfolgreich abgeschlossen ist und eine gute Aussicht auf eine erfolgreiche Wiedereingliederung besteht, werden sie bedingt entlassen. Wohnung, Beschäftigung oder die Integration in familiäre Strukturen wurden mit Therapeuten und Sozialarbeitern bereits vorher organisiert. Ab dem Entlassungstag stehen sowohl suchtkranke als auch psychisch kranke Rechtsbrecher im Rahmen der sog. Führungsaufsicht unter der Kontrolle und Weisungsbefugnis eines Gerichts. Hier wird die forensisch-Psychiatrische Ambulanz tätig, um Menschen zu begleiten und Rückfälle zu verhindern.

In keinem anderen Bundesland ist die Rückfallquote psychisch kranker Straftäter so niedrig wie in Hessen. Wesentlich dafür ist die forensisch-psychiatrische Nachsorge von Vitos Hessen, die vor 30 Jahren die Arbeit aufnahm. Freese berichtete, die Bundesländer mit schon länger bestehenden Ambulanzen erreichen eine Rückfallquote von eher bis zu acht bis zehn Prozent. Ohne Ambulanzen seien die Rückfallquoten sehr viel höher. Die Rückfallquote in Hessen sei noch besser: sie liege bei vier Prozent. Das gebe es sonst nirgendwo. Zudem seien die Verweildauern in Hessen mit weniger als sechs Jahren im stationären Maßregelvollzug und unter dreieinhalb Jahren in der ambulanten Nachsorge sehr niedrig.


„Die enge Nachsorge der Vitos in multiprofessionellen Teams hat sich bewährt. Wir haben einen sehr komplexen Eindruck von den Stärken, den Schwächen und den Risiken der Patienten. Wir suchen sie alle 14 Tage dort auf, wo sie leben. Nach einem Ampelprinzip schaltet die Ampel von Grün auf Gelb, wenn wir erfahren, dass ein Patient seine Pillen nicht mehr nimmt oder nicht in die Tagesstrukturierung geht und wir wissen, dass dies gefährlich für ihn ist. Wenn die Ampel auf rot springt, wird der Patient sehr schnell aus der Gefahrenzone genommen und geht vorübergehend in die Allgemeinpsychiatrie. Ziel ist in erster Linie, strafbare Handlungen zu verhindern, den Probanden zu befähigen, straffrei und strukturiert zu leben.“

Die Führungsaufsicht ist gesetzlich auf fünf Jahre festgelegt. Damit sie auch anschließend weiter ihre Medikamente nehmen und stabil bleiben, räumen wir den Patienten zum Ende der Führungsphase mehr Freiheitsgrade ein. Jedoch benötigen manche Patienten auch ein Leben lang Coaching.
Nur wenige Patienten können sich vollständig resozialisieren und beispielsweise auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeiten. „Wir sind froh, wenn Patienten es schaffen, in einem Wohnheim zu leben, in einer Werkstatt zu arbeiten, mit ihrem Geld hinzukommen und nicht zu trinken. Das ist eine erfolgreiche Resozialisierung für viele Patienten aus dem Maßregelvollzug“, so Freese.
In Zukunft sei wichtig, dass genügend Ärzte, genügend Heimplätze sowie die Finanzierung sichergestellt werde. Die Abgeordneten wollen sich dafür einsetzen, dass die gut aufgebauten Strukturen in Hessen bestmöglich Unterstützung erfahren, so dass die Begleitung, Betreuung und Resozialisierung durch die forensisch-psychiatrische Ambulanz weiterhin erfolgreich sein kann.

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