Gänsegeier erhalten eigenen Felsen im WildtierPark Edersee
Edertal-Hemfurth(nh/od). Der WildtierPark Edersee ist erneut um eine Attraktivität reicher: Ab Juni ist neben der Flugwiese im Steinwildgehege künstlich errichteter, vier Meter hoher Felsen für die beiden im WildtierPark ansässigen Gänsegeier gebaut worden. WildtierPark-Leiter Albert Hernold weist auf die Besonderheit hin, dass die Vögel dort frei leben und entscheiden können, ob sie bleiben oder ziehen.
Die Gruppe der Geier soll in nächster Zeit um zwei weitere Vögel ergänzt werden, führt Hernold aus. „Unser Ziel ist, dass sich auch wildlebende Geier auf dem Felsen ansiedeln.“
Europaweit einzigartiges Experiment
Falkner Ludger Kluthausen von der Greifenwarte WildtierPark Edersee initiierte das Projekt und begleitet es intensiv. „Meines Wissens existiert europaweit keine weitere Falknerei mit freier Geier-Haltung“, ist er überzeugt. Herausragend ist, dass die Vögel ständig draußen sind und nicht mehr herein geholt werden. Der Felsen sei hoch genug und mit ausreichend Nischenmöglichkeiten versehen, so dass sich die Tiere in Sicherheit fühlten und auch witterungsbedingten Schutz haben. Sie würden von dort aus ihre Kreise hoch über dem Edersee ziehen und stellten eine Attraktivität in freier Wildbahn dar. „Dies ist ein Experiment und wir werden sehen, wie erfolgreich der Felsen auf Dauer angenommen wird“, so Kluthausen. Er ergänzt, dass je nachdem, wie die Geier das Angebot annehmen oder nicht, die Art des Umgangs mit den Vögeln noch einmal verändert werden könnte: „Zuerst ausbilden und dann in die Freiheit entlassen, wir werden sehen“.
Edertals Bürgermeister Klaus Gier, Vorsitzender des Fördervereins WildtierPark begrüßt diesen experimentellen Ansatz: „Der Förderverein hat die Idee für den Geierfelsen gerne aufgegriffen und die Finanzierung aus Mitgliedsbeiträgen möglich gemacht. Dadurch wird der beliebte WildtierPark mit der famosen Greifvogelschau um eine weitere Attraktion reicher. Sollte eine dauerhafte Etablierung von frei lebenden Gänsegeiern gelingen, würde der Geierfelsen ein echtes Alleinstellungsmerkmal für den WildtierPark darstellen.“
Hintergrund:
Der Geierfelsen (4 Meter hoch, 12 Meter lang, ca. 3 Meter Durchmesser) wurde von der Edertaler Gartenbaufirma Lötzer in gut vier Wochen mit Wesersandsteinen aus Bad Karlshafen gebaut. Die Zaunarbeiten wurden von den Mitarbeitern des WildtierParks getätigt. Die Kosten von 12.500 Euro hat der Förderverein übernommen.
Von den beiden derzeitigen männlichen Bewohnern des Gänsegeier-Felsens ist einer falknerisch ausgebildet. Der andere Vogel kommt aus Spanien, wurde auf seiner Reise zunächst in Gießen von unbekannt beschossen sowie anschließend von Prof. Dr. Michael Lierz, Klinikleiter der Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische der Justus-Liebig-Universität Gießen, operiert und kuriert.
Seit einer EU-Verordnung zur Beseitigung von Tierkadavern als Reaktion auf die Rinderseuche BSE wurden die Hygienebestimmungen für die Weidehaltung verschärft. Tote Rinder, Schafe oder Ziegen mussten fortan eingesammelt und vernichtet werden und wurden den Geiern nicht mehr überlassen. Damit wurde ihnen die Nahrungsbasis entzogen, folglich erweiterten sie zwangsweise ihren Lebensradius zur Nahrungsaufnahme. Daher sind spanische Gänsegeier auch immer öfter in nördlicheren Gefilden zu finden.
Der WildtierPark ist zwischen dem 1.März und 15.November täglich zwischen 9 Uhr und 18 Uhr geöffnet. Greifvogelschauen finden bis auf montags zweimal täglich um 11 Uhr und um 15 Uhr statt.