Luise – eine Archäologie des Unrechts

Das Kreismuseum Wewelsburg und das DemokratieBüro zeigen bis 27. November  Sonderausstellung

Kreis Paderborn (krpb). Das DemokratieBüro „Vielfalt lieben“ zeigt in Kooperation mit dem Kreismuseum Wewelsburg vom 22. September 2022 bis 27. November 2022 das künstlerisch-fotografische Projekt „Luise. Archäologie eines Unrechts“ von Stefan Weger (Berlin). Stefan Weger befasst sich in der Ausstellung mit dem Schicksal des jungen polnischen Zwangsarbeiters Walerian Wróbel, und der Rolle seiner Urgroßmutter Luise Martens bei dessen Verhaftung. Wegers Arbeit verdeutlicht in dieser Ausstellung die engen Zusammenhänge zwischen Nationalsozialismus und Familiengeschichte, Vergessen und Bewusstmachung sowie die eigene Verantwortung.

„Du weißt, dass das Luise war?“

Fałków, 1941. Der junge Pole Walerian Wróbel wird aus seiner Heimat zur Zwangsarbeit auf einen Hof bei Bremen verschleppt. Dort bleibt er nur zehn Tage, hat Sprachprobleme, bekommt Heimweh. Als die Scheune brennt, lässt die Bäuerin Luise Walerian von der Gestapo abholen. Er wird ins KZ Neuengamme gebracht. Am 25. August 1942 wird Walerian im Alter von 17 Jahren hingerichtet. Stefan Weger ist der Urenkel von Luise. Er ist Fotograf und Künstler und hat die eigene Familiengeschichte recherchiert und in „Archäologie eines Unrechts“ veröffentlicht. Bis zu dieser Ausstellung war es ein, langer Weg: Die Spurensuche nach Familienfotos, Akten, Informationen und dem historischen Ort, wo einst der Bauernhof stand und heute regelrecht Gras über alles gewachsen ist. Das Ergebnis dieser Spurensuche ist ein visueller Zugang zu seiner Familiengeschichte rund um das Schicksal Walerian Wrobels im Nationalsozialismus. Tatbeteiligte, Mitläufer oder Zuschauer in der Familie zu haben, ist durchaus wahrscheinlich, wenn die eigenen Vorfahren im nationalsozialistischen Deutschland lebten. Widerstand leisteten nur wenige. Wie gehen die Nachkommen mit ihrem (Nicht)Wissen um? Die Ausstellung blickt nicht nur auf die familiäre Erinnerung, sondern stellt auch essenzielle Fragen an die Erinnerungskultur und die eigene Verantwortung mit dem Umgang der NS-Zeit.

Fotograf im Gespräch

Es wird nicht nur die Ausstellung gezeigt, an drei Tagen (8.10./ 20.11./ 27.11.) steht Stefan Weger zu Gesprächen rund um seine Arbeit an der Ausstellung, der Familiengeschichte und der Fotografie bereit. Zudem gibt es einen Fotoworkshop für Erwachsene und Interessierte (ab 16 Jahren) unter dem Motto „Das Unsichtbare sichtbar“ machen von Freitag, 21.10., bis Sonntag, 23.10., mit Stefan Weger im Kreismuseum Wewelsburg. Immer wieder haben Menschen sich künstlerisch mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt – ob malend oder schreibend. Da man sich hier seine Geschichten und Gegenstände frei ausdenken kann, ist es kein Problem, dass die Zeit des Nationalsozialismus schon lange vorbei ist. Doch wie kann man sich der Zeit fotografisch nähern? Wie kann man das Nicht-Sichtbare (wieder) sichtbar machen? An diesem Wochenende widmet sich Stefan Weger der Wewelsburg und ihrem Umfeld: Es wird nicht nur die Wewelsburg und das Außengelände, sondern auch das Dorf sowie das ehemalige Lagergelände erkundet. Insbesondere im zweiten Teil des Workshops steht die eigene fotografische Arbeit im Vordergrund und alle Teilnehmenden werden gebeten, eine Digitalkamera (von Profi-Spiegelreflex- bis Smartphone-Kamera ist alles möglich) sowie ein Laptop oder Tablet mitzubringen. Die Teilnahme ist kostenfrei, die Anzahl der Teilnehmenden ist begrenzt. Anmeldungen werden per E-Mail (info@vielfalt-lieben.de) unter Nennung des Stichworts „Fotoworkshop“ bis zum 18. Oktober entgegen genommen.

Die Ausstellung und das Begleitprogramm werden gefördert im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

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