Tag der landwirtschaftlichen Ausbildung ehrt Nachwuchsgeneration der Landwirtschaft

Feierlicher Abschluss in der Stadthalle Alsfeld

Alsfeld(pm). Einen krisenfesten Job bietet die Landwirtschaft – dies betonte Andreas Sandhäger, Direktor des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen anlässlich des Tags der landwirtschaftlichen Ausbildung in Alsfeld. Im feierlichen Rahmen wurden an diesem Tag in der Stadthalle 167 Landwirtinnen und Landwirte, die die Abschlussprüfung im Ausbildungsberuf Landwirt/Landwirtin abgelegt haben ins Berufsleben verabschiedet. Und der Beruf des Landwirts oder der Landwirtin ist systemrelevant – das habe nicht zuletzt die Pandemie gezeigt. Die Landwirtschaft ist unverzichtbar für unser aller Lebensgrundlage. „Die Gesellschaft braucht gut ausgebildete, gesellschaftlich engagierte Landwirtinnen und Landwirte. Nehmen Sie sich ein Beispiel an den goldenen Meisterinnen und Meistern und den heute zu ehrenden Ausbildern. Sie leisteten und leisten einen wichtigen Beitrag zu einem positiven Bild der Landwirtschaft in unserer Gesellschaft“, so Sandhäger. Geehrt wurden an diesem Tag, der nach einer coronabedingten Pause wieder stattfinden konnte, auch 30 Meisterinnen und Meister der Landwirtschaft aus den Prüfungsjahren 2020 sowie dem aktuellen Jahr 2022 und 11 goldene Meisterinnen der Hauswirtschaft sowie 14 Meister der Landwirtschaft, die anlässlich ihres 50-jährigen Meisterjubiläums eine Urkunde erhalten hatten.


Karsten Schmal, Präsident des Hessischen. Bauernverbandes, ging während seiner Begrüßungsrede auf die hitzigen Diskussionen im Zuge der Klimadebatte ein und bekräftigte, dass die Landwirtschaft Teil der Lösung ist, nicht Teil des Problems. Besonders die jüngere Generation müsse die Zeichen der Zeit nutzen und es trotz der unsicheren politischen Rahmenbedingungen schaffen, die Unterstützung und Wertschätzung der Bevölkerung zu gewinnen. Annette Enders, Abteilungsleiterin aus dem Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, lobte die Berufswahl: „Ihr seid als Landwirte und Landwirtinnen der Garant für unsere Zukunft und eine stabile Gesellschaft. Ihr habt euch für einen Beruf entschieden, in dem viel Herzblut steckt. Ihr seid echte Allrounder – gefordert wird von euch handwerkliches Geschick, Organisationstalent, Mitarbeiterführung, der Umgang mit der Digitalisierung und viel Verantwortung für Tier, Land und Gesellschaft. Die Grundlage für euren Erfolg ist ein fundiertes Wissen.“ Enders dankte im Zuge ihrer Rede auch den anwesenden Lehrkräften der verschiedenen Fachschulen und an der Ausbildung beteiligten Personen. Die drei besten hessischen Ausbildungsbetriebe Geehrt wurden auch drei hessische Ausbildungsbetriebe, die sich langjährig um eine qualitativ hochwertige Ausbildung verdient gemacht haben.

Anlässlich der Feierlichkeiten erhielten die folgenden Betriebe die Silberne Ehrenplakette des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Günter und Sebastian Diehl aus Babenhauen haben in ihrem Milchviehbetrieb seit 2001 16 Auszubildende erfolgreich auf die Zukunft vorbereitet. Zudem engagiert sich Sebastian Diehl auch als Mitglied im Prüfungsausschuss Landwirt der Berufsschule Dieburg. Eine weitere Ehrung erhielt auch Daniel Will, der seit 2007 13 Auszubildende auf seinem Milchviehbetrieb in Dipperz-Wisselrode erfolgreich gelehrt hat. Die Auszubildenden seines Betriebes gehören dabei vermehrt zu den Jahrgangsbesten. Will ist Vorsitzender des Prüfungsausschusses Landwirt der Berufsschule Fulda. Als drittes in der Runde wurden Christian und Bianca Nägel aus Schlitz geehrt. 15 Auszubildende haben sie in den letzten 12 Jahren auf ihrem Rindermastbetrieb, der auch als Prüfungsbetrieb fungiert, auf die Arbeit in der Landwirtschaft vorbereitet. Beide sind zudem stellvertretende Mitglieder im Prüfungsausschuss Landwirt der Berufsschule Alsfeld.


Feierliche Stimmung herrschte im Saal, während die Goldenen Meister, Goldenen Hauswirtschaftlerinnen und die zahlreichen Abschlussklassen nacheinander auf die Bühne gerufen wurden. Zum Abschluss hielt der beste Absolvent der Meisterprüfung Marvin Scheld eine humorige Rede und rief dazu auf, miteinander statt übereinander zu reden und die Bedeutung der Landwirtschaft im Freundes- und Bekanntenkreis, aber auch bei kritisch eingestellten Personen zu betonen.
Passend dazu erklärte Prof. Dr. Wilhelm Windisch, der den Lehrstuhl für Tierernährung an der Technischen Universität München leitet, in seiner Festrede, dass man das ‚Feindbild Veganer‘ nicht verteufeln, sondern vielmehr aufklären müsse.

Ohne Tierhaltung geht Nahrungspotential verloren

In manchen Teilen der Gesellschaft wird der zunehmende Rückgang der tierhaltenden Betriebe begrüßt, denn so die Auffassung, dies sei dem Klimaschutz zuträglich.
Prof. Dr. Wilhelm Windisch bot mit seinem Vortrag „Können wir uns Nutztiere in Zukunft noch leisten?“ einen wissenschaftsbasierten Blick auf die gegenwärtige Ernährungsdebatte. Vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung und einer immer knapper werdenden landwirtschaftlichen Nutzfläche, veranschaulichte Windisch anhand eines Fußballfeldes wie gering der Anteil von Ackerland gegenüber Grünland ist. „Weltweit gesehen ist nur der Strafraum des Fußballfeldes ackerfähig. Die übrigen 70 Prozent des Spielfeldes sind absolutes Grünland“, so der Fütterungsexperte. Gleichzeitig müsse berücksichtigt werden, dass 1 kg pflanzliche Lebensmittel unvermeidlich mindestens 4 kg nicht essbare Biomasse wie beispielsweise Stroh liefern. Die in der Biomasse enthaltenen Nährstoffe müssen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft wieder dem Boden zugeführt werden. Über den Pfad einer veganen Fruchtfolge würden wie beim Komposthaufen im Garten Nährstoffe als Emissionen ungenutzt in die Luft entweichen. Wesentlich effizienter wäre demnach, wenn die Verdauung der Biomasse unter Luftabschluss in einer Biogasanlage oder einem Kuhmagen geschehe. „Das Prinzip ist dasselbe, aber vom Biogas kann niemand runterbeißen. Bei der Nutztierhaltung habe ich als Mehrwert zusätzlich hochwertige Lebensmittel erzeugt“, so Windisch.


Das Narrativ der Kuh als Klima-Killer entkräftete der Professor mit dem Verweis auf den jüngsten Weltklimabericht und das Methan – anders als CO2 – nur circa zehn Jahren in der Atmosphäre verbleibt. Die landwirtschaftlich erzeugte Biomasse darf lauf Windisch nicht für eine rein vegane Ernährungsweise aufgegeben werden. Wichtig für eine klimaangepasste Tierhaltung sei vielmehr, dass nur in den Trog gelangt, was für den Menschen als Nahrung ungeeignet sei. Diese Veränderung der Nutztierfütterung auf nicht essbare Biomasse führe zwangsläufig auch zu einer veränderten Ernährungsweise der Menschen. Denn laut einer Züricher Agrarstudie drosselt eine solche Fütterungsumstellung die für den Menschen verwertbaren Lebensmittel tierischer Herkunft bei Rindfleisch und Milchprodukten um bis zu 40 Prozent, bei Schweinefleisch läge der Rückgang bei 70 Prozent und bei Eiern und Geflügelfleisch sogar bei über 95 Prozent. Die Kombination von pflanzenbasierter Ernährung mit der Fütterung der für den Menschen nicht verwertbaren Nebenprodukten an Nutztiere erzeugt also das Maximum an Nahrung aus derselben Biomasse und ist somit klimafreundlicher – und bietet Raum für alle Ernährungsweisen.

Die besten Absolventen in diesem Jahr sind im Ausbildungsberuf Landwirt Lennart Enders aus Hohenstein, Gabriel Seelbach aus Weilburg, Mattis Wiesemann aus Vöhl-Obernburg, Till Frenzl aus Idstein-Kröftel, Max Großmann aus Taunusstein und Philipp Bernhard aus Brensbach-Höllerbach. Die besten Externen sind Karolin Neubauer aus Neustadt und Alexander Joachim Jung aus Polheim und die besten Meister in diesem Jahr Marvin Scheld aus Kirtorf-Wahlen und Marius Emmerich aus Ossendorf.(od)

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