Internationaler Tag gegen Rassismus

Aktion „Zu viele gehen einfach über mich hinweg – Vorsicht Vorurteile!“

Waldeck-Frankenberg(pm). Rechtsextreme Übergriffe und rassistische Diskriminierungen sind ein dauerhaftes Problem in unserem Land. Allein im Jahr 2019 wurden bundesweit 22.342 Straftaten mit rechtsextremistischem Hintergrund erfasst. Gerade wurde der Jahrestag der Morde von Hanau begangen und der Prozess zum Attentat auf Dr. Lübcke hat einen Abschluss gefunden. Rechtsextremistische Bestrebungen gefährden unser friedliches Zusammenleben ebenso wie rassistische, antisemitische und totalitäre Ideologien und Diskriminierungen. Tätliche Übergriffe bis hin zum Mord sind besonders sichtbare Zeichen für den Rassismus in unserer Gesellschaft. Sie sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Viele Menschen werden im Alltag aufgrund ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen Herkunft oder Religion, ihres Aussehens oder sonstiger rassistischer Zuschreibungen diskriminiert: beim täglichen Aufeinandertreffen auf der Straße, in der Bahn, im Arbeitsleben, beim Zugang zu Dienstleistungen und Wohnraum oder in der Schule.

Im Alltag entsteht Rassismus oft über Vorurteile und Stereotype, die den Blick auf die Person verdecken. Für Betroffene ist diese Erfahrung verletzend. Rassismus greift die Würde eines Menschen an und hat einschneidende Konsequenzen, da er die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben einschränkt. Das Netzwerk für Toleranz Waldeck-Frankenberg beteiligt sich an der Kampagne „Vorsicht, Vorurteile!“ des vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ins Leben gerufenen Bundesprogramms „Demokratie leben!“. Die Kampagne will auf vorhandene Voreinstellungen und Alltagsrassismus aufmerksam machen und zeigen, dass jeder Mensch im persönlichen Umfeld rassistische Handlungen und Aussagen hinterfragen und ihnen entgegentreten kann. Die Kampagne bietet einen Einstieg in die Auseinandersetzung mit Rassismus und anderen Phänomenen einer gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit. Nur wenige Menschen erkennen ihre eigenen rassistischen Einstellungen oder würden diese offen zugeben. Trotzdem prägen Vorurteile und Stereotypen das Leben von fast jedem Menschen. Die Kampagne verdeutlicht, dass Vorurteile und Rassismus nicht nur Phänomene „bei anderen“, sondern Teil unserer Gesellschaft sind. Daher liegt es auch an jedem Einzelnen, dagegen aktiv zu werden.


Im Rahmen der Kampagne findet ein besonderes Projekt zum Aktionstag gegen Rassismus am 18. März 2021 statt. In den Bahnhöfen in Bad Wildungen, Frankenberg und Korbach werden Bodenaufkleber mit dem Hinweis „Zu viele gehen einfach über mich hinweg. Rassismus ist ein echtes Problem in Deutschland und fängt mit Vorurteilen an. Doch nur wer sie sich bewusst macht, kann sie überwinden.“ angebracht. Unterstützt wird die Aktion vom Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV) und der Kurhessenbahn.
„Vorurteile und rassistische Einstellungen sind überall in der Gesellschaft zu finden“, so Landrat Dr. Reinhard Kubat. „Gewalttaten wie die Morde von Hanau, der Anschlag von Halle oder der Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke haben uns auf
schreckliche Weise vor Augen geführt, was der Rechtsextremismus anrichten könne.“ Deshalb sei es wichtig, sich mit dem Thema immer wieder auseinanderzusetzen, ob in der Schule, in der Presse, im Berufsleben oder im Alltag. „Auch wir haben uns der Aktion gern angeschlossen, weil wir in der Öffentlichkeit dafür werben wollen, dass Alltagsrassismus keinen Platz im öffentlichen Nahverkehr hat“, so NVV-Geschäftsführer Steffen Müller. Im öffentlichen Nahverkehr finde Rassismus genauso statt wie an allen anderen Orten. Die Gesellschaft müsse allen Herabwürdigungen und Bedrohungen auch in Bus und Bahn entschieden entgegentreten. Betroffen seien Fahrgäste, Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter ebenso wie alle anderen Menschen, die im öffentlichen Nahverkehr aufeinandertreffen. „Wenn wir bei dafür mehr Sensibilität schaffen, gehen wir wertschätzender miteinander um. Das sollte unser gemeinsames Ziel sein“, betont der NVV-Geschäftsführer.


„Als die Anfrage zur Beteiligung kam, mussten wir nicht lange nachdenken“, bestätigt Jens Wrabletz, Leiter Finanzen und Marketing des NVV. Der DB-Konzern und somit auch die Kurhessenbahn sei offen für Vielfalt und begrüße diese Kampagne ausdrücklich. Bei der
Deutschen Bahn arbeiten Menschen aus mehr als 100 Nationen im Team erfolgreich zusammen, das Unternehmen verbinde Länder und Kulturen. „Gleichberechtigte Teilhabe von allen hier lebenden Menschen ist ein Grundsatz, den wir verfolgen und unterstützen“,
so Wrabletz. Die kritische Überprüfung von eigenen Vorurteilen werde bereits in die Ausbildung der unterschiedlichen Ausbildungsberufe integriert. „Rassistische Haltungen haben in unserer Belegschaft und in unseren Zügen keinen Platz. Wir leben Toleranz und schätzen Vielfalt.“ Im Rahmen der Arbeit des Netzwerks für Toleranz erfolgen unterschiedliche Aktivitäten zur
Auseinandersetzung mit den Themenfeldern „Vorurteile“ und „Rassismus, Rechtsextremismus“. Unter anderem werden Workshops an Schulen mit Multiplikatorinnen und Multiplikatorenangeboten. Die im Netzwerk arbeitende Arbeitsgruppe #RegionGegenRassismus
signalisiert mit Schildern und Aufklebern „Hass und Diskriminierung ohne uns!“. Mit jedem verteilten Schild und Aufkleber wächst die Arbeitsgruppe, derzeit sind es bereits 250 Schilder und über 300 Aufkleber. Das Netzwerk für Toleranz und die Arbeitsgruppe rufen dazu auf, am Internationalen Tag gegen Rassismus und in der diesjährigen Anti-Rassismus-Woche, im Internet und in den sozialen Netzwerken unter #RegionGegenRassismus Haltung zu zeigen und diese Haltung zu posten, das Thema im eigenen Umfeld anzusprechen: Waldeck-Frankenberg ist kein Ort für menschenverachtende, für demokratie- und sogenannte fremdenfeindliche Einstellungen. Das Netzwerk für Toleranz Waldeck-Frankenberg wird als Partnerschaft für Demokratie im Rahmen des Programms Demokratie leben! des Bundesfamilienministeriums sowie des hessischen Innenministeriums gefördert. Nähere Informationen gibt es unter Netzwerk für Toleranz Waldeck-Frankenberg, Netzwerkkoordinatorin Ursula Müller, Tel. 05631 954-889, E-Mail ursula.mueller@lkwafkb.de, Homepage www.toleranzwafkb.de.

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