Wichtigste Aufgabe: Vertrauen schaffen

Jugendamt des Kreises Paderborn sucht Berufsvormünder

Kreis Paderborn (krpb). Wenn Tanja Menke sich verabschieden will, fragt das Kind immer wieder: „Wann sehen wir uns wieder? Wann kommst Du?“ Nochmal und nochmal fragt es nach und dabei ist immer die Angst des Kindes spürbar, dass Menke gar nicht mehr wiederkommt. Dass sie ihr Versprechen bricht, wie so viele Erwachsene vor ihr. Dass sie nur ein Mensch mehr ist, der das Kind enttäuscht und im Stich lässt. „Die wichtigste Aufgabe eines Berufsvormundes ist es, dass Vertrauen des Kindes oder Jugendlichen zu gewinnen und eine Beziehung mit ihm aufzubauen“, erklärt die 53-jährige Juristin. Erst, wenn diese Basis gelegt ist, kann das Kind sich öffnen, seine Wünsche äußern und zusammen mit seinem gesetzlichen Vormund wichtige Entscheidungen treffen. Das Paderborner Kreisjugendamt sucht Menschen wie Tanja Menke, die bereit sind, die verantwortungsvolle Aufgabe eines Berufsvormundes zu übernehmen. Interessierte können sich an Carlos Tomé vom Kreisjugendamt unter der Tel. 05251 308 – 5114 oder per E-Mail, TomeC@kreis-paderborn.de, wenden.

Berufsvormünder werden vom Amtsgericht bestellt. Sie übernehmen die Vormundschaft für Minderjährige, deren Eltern verstorben oder nicht in der Lage sind, sich um ihre Kinder zu kümmern. Als solcher müssen sie z.B. entscheiden, welche Schule oder Kindergarten das Kind besucht, wie und ob es Kontakt zu den Eltern gibt und die finanziellen Angelegenheiten des Mündels verwalten. Ihre Richtschnur ist dabei immer die Frage: Was ist das Beste für das Kind? Um die Antwort darauf zu kennen, bedarf es einer vertrauensvollen Beziehung zu dem Minderjährigen.

„Die Zeiten, in denen von Gericht eingesetzte Vormünder vom Schreibtisch aus über das Schicksal von Kinder entschieden, sind vorbei“, bekräftig Carlos Tomé vom Jugendamt des Kreises Paderborn. Deshalb sucht das Jugendamt seit einigen Jahren verstärkt Sozialpädagogen, die die Aufgaben eines Berufsvormundes übernehmen. Aber auch Juristen wie Tanja Menke sind gefragt, denn Vormünder sind vor allem eins: Allrounder.

Angehende Berufsvormünder müssen sich beim Kreisjugendamt bewerben. Dieses schlägt die Kandidaten nach eingehender Prüfung dem Amtsgericht zur Bestellung vor. In ihrer Arbeit sind die Berufsvormünder unabhängig, sie entscheiden nach besten Wissen und Gewissen. „Aber Einzelkämpfer sind wir nicht“, betont Tanja Menke. Dazu seien die Entscheidungen, die sie trifft, zu wichtig und mit weitrechenden Konsequenzen für die Kinder. Daher holt sie sich bei Entscheidungen häufig weitere Meinungen z.B. vom Jugendamt ein oder spreche mit dem Gericht.

Die Kinder, auf die Tanja Menke während ihrer Arbeit trifft, haben in der Regel bereits einiges hinter sich. Sie haben Gewalt und Vernachlässigung erfahren oder haben ihre Eltern verloren. Die zweifache Mutter hat schon Kinder betreut, deren sprachliche Entwicklung verzögert war, weil sie schwerhörig sind, aber nie ein Hörgerät bekommen haben. Oder Kinder, die krank sind, weil sie zuhause nicht richtig mit Essen und Trinken versorgt wurden. „Als ich in diesem Beruf anfing, war es schwer diese Schicksale und Geschichten nicht mit nach Hause zu nehmen. Ich war ungeduldig und wollte für diese Kinder immer sofort alles wieder gut machen. Ich habe dann gelernt, dass Erfolge nur in kleinen Schritten möglich sind“, erzählt Menke. Umso erfüllender sei es, wenn diese kleinen Erfolgsschritte erreicht wurden: Wenn ein Kind Vertrauen zu ihr aufbaut, wenn es regelmäßig zur Schule geht oder regelmäßige Schlafens- und Essenzeiten einhält. Tanja Menke musste aber auch lernen, dass sie nicht jedem Kind helfen kann.

„Menschen sind keine Maschinen, die einfach miteinander verbunden werden können. Deswegen kommt es bei der Wahl des richtigen Vormundes nicht nur auf die richtigen Qualifikationen und Kompetenzen an, sondern vor allem auch ob die Persönlichkeit zu dem Kind passt“, berichtet Carlos Tomé. Wenn das nicht gegeben sei, scheitere die Beziehung und ein neuer Vormund müsse gefunden werden. Tomé ist selbst Vormund, außerdem gehört zu seinen Aufgaben beim Kreisjugendamt, dem Gericht passende Vormünder für das jeweilige Kind oder den Jugendlichen vorzuschlagen. Vormünder können unter anderem Mitarbeiter des Jugendamtes sein wie Tomé oder selbstständige Berufsvormünder wie Menke. Gerichtlich bestellte Vormünder sind ein bunter Strauß und das ist auch gut so. Denn so kann aus einer großen Auswahl den jeweils passenden Vormund gefunden werden. „Wenn Eltern das Sorgerecht entzogen und die Kinder aus der Familie genommen werden, dann gibt es meist schon eine längere Vorgeschichte, auch mit dem Jugendamt. Manche Kinder geben dann dem Jugendamt die Schuld, dass sie nicht mehr bei ihren Familien leben dürfen“, erzählt Tomé. Dann sei es gut einen Berufsvormund zu bestellen, der als neutrale Dritte Person hinzukommt und zu dem die Kinder leichter Vertrauen fassen können.

„Meine beiden Töchter waren schon manchmal ein bisschen eifersüchtig auf meine ‚anderen‘ Kinder“, erzählt Menke lachend. Auch ihr Mann sei nicht immer begeistert, wenn auch mal nachts oder am Wochenende das Telefon gehe, weil z.B. ein von ihr betreutes Kind als Notfall in die Psychiatrie eingewiesen werden müsse. Aber für sie steht außer Frage: „Diesen jungen Menschen zu helfen, trotz allem Erlebten einen guten Start ins selbständige Leben zu finden, das ist eine absolut erfüllende und befriedigende Aufgabe!“

Berufsvormünder
Im Kreis Paderborn (ausgenommen die Stadt Paderborn) werden 219 Vormundschaften beziehungsweise Pflegschaften geführt. 120 davon führt das Jugendamt des Kreises. Die restlichen werden von Berufs-, Vereins- oder ehrenamtlichen Vormündern geführt. Wer sich für die Aufgabe des Berufsvormundes interessiert, erhält weitere Informationen bei Carlos Tomé vom Kreisjugendamt unter 05251 308 – 5114 oder TomeC@kreis-paderborn.de

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