Mama Rosa und der feuerrote Fiat 500 F 110 von 1972

Von Peter Fritschi. Mama Rosa, die Namensgeberin des gleichnamigen Restaurant in Anraff ist vor wenigen Tagen mit 88 Jahren verstorben. Mama Rosa war das Oberhaupt der Familie Micino Die Namensgeberin Rosa Micino kam, 1960 gemeinsam mit Ihrem Ehemann, aus Neapel in Bad Wildungen an. Beide wurden von der Bundesregierung als Gastarbeiter nach Bad Wildungen gelockt. Damals ging man allgemein davon aus, dass Gastarbeiter, wie der Name schon sagt, nur temporär als „Gäste“ in der Bundesrepublik verweilen um nach angemessener Zeit wieder in ihre Heimat zurückkehren.

Doch es kam anders, die Micinos blieben und machten Bad Wildungen zu Ihrer Wahlheimat. 1963 kam Marco Micino zur Welt. Die Familie wurde vollständig. Es kamen noch weitere 5 Kinder im Laufe der Zeit dazu. Marco Micino, der Älteste machte sich in jungen Jahren selbstständig. Er führte gemeinsam mit seiner Frau Stefanie Micino-Ahrendt das Restaurant „Pizza Pronto“ in der oberen Brunnenallee. Das Lokal wurde 2019 an seinem Sohn weitergegeben. Marco Micino und seine Frau Stefanie Micino-Arendt eröffneten am 01.März 2019 ein neues Restaurant in ihrer Heimatgemeinde Anraff.

Mama Rosa war jeden Tag zugegen. Sie setzte sich an einem kleinen runden Tisch in unmittelbarer Nähe zur Theke. Von hier aus hatte Sie einen guten Überblick über das gastronomische Geschehen. Seit Ihrem Tod blieb dieser Platz leer und er musste sinnstiftend ausgefüllt werden. Auf der Theke wurde ein großes Photo im Bilderrahmen von Mama Rosa, mit schwarzer Trauerschleife platziert, umrahmt von frischen Rosen. Exakt an der Stelle des runden Tischleins, steht heute ein, in 12 jähriger liebevoller Arbeit, voll restaurierter knallroter Fiat 500 F 110 Baujahr 1972. Mit einem baugleichen Fahrzeug fuhr Marco Micino 1984 gemeinsam mit Mama Rosa in ihre Stammheimat Neapel zum Verwandtenbesuch.

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Die Fahrt ging damals auf der alten Brennerstrasse in schlangenförmig bzw. in mehreren engen Kehren angelegten Straße, über den Brenner nach Italien. Da musste das kleine Gefährt mit seinen 18 PS furchtbar Schnaufen und wurde mit zunehmender Höhe und dünner werdender Luft immer langsamer und kam fast zum Stillstand. Als sie nach mühevoller Fahrt endlich den hochgelegenen Brennersee und kurz darauf die deutsch-italienische Zollstation erreichten, mussten sie erst mal durchatmen, ab diesem Zeitpunkt gings es ja, Gott sei gedankt, kontinuierlich bergab bis in die Poebene und weiter bis Napoli.

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Von diese abenteuerlichen Reise schwärmt Marco bis heute noch, deshalb war es nahe liegend ein baugleiches Fahrzeug zu erwerben um es in 12 jähriger Arbeit komplett zu restaurieren und es in Gedenken an Mama Rosa dem Publikum zu präsentieren. Marcos größter Wunsch ist, seine kleinen Tochter Mia Rosa, an ihrem Hochzeitstag mit dem fahrbereiten feuerroten Auto in die Kirche zu chauffieren.

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