Ederstede bei Birkenbringhausen ist Geotop des Jahres 2020

Birkenbringhausen/Korbach(pm). Geotope sind geologische Bildungen der unbelebten Natur, die Erkenntnisse über die Entwicklung der Erde oder des Lebens vermitteln. Sie umfassen Gesteinsaufschlüsse, Böden, Mineralien und Fossilien sowie Landschaftskomplexe, z.B. Höhlen. Seit 2017 ruft das Projektbüro des Nationalen Geoparks GrenzWelten dazu auf, Vorschläge für eine Auszeichnung zum „Geotop des Jahres“ einzureichen. Die Aktion soll die Bedeutung und den Wert erdgeschichtlicher Objekte hervorheben und ihre regionale Bekanntheit steigern. Im letzten Jahr wurde die „Hollenkammer“ bei Volkmarsen zum Geotop des Jahres 2019 gekürt.

In 2020 gingen bis zum Einsendeschluss 31. März insgesamt vier Vorschläge beim Projektbüro des Geoparks ein. Nach sorgfältiger Prüfung der Vorschläge entschied sich das Projektbüro, der Ederstede oder Klingelstede die Auszeichnung zum Geotop des Jahres 2020 zuzuerkennen. Eingereicht wurde der Vorschlag für die Ederstede, die zwischen Birkenbringhausen und Rennertehausen liegt, von Burgwalds Bürgermeister Lothar Koch. Die Gesteine des Ederstede-Felsens entstanden vor rund 255 Millionen Jahren im jüngeren Abschnitt des Erdzeitalters Perm, dem Zechstein. Über den 5-6 Meter hohen, mächtigen feingeschichteten kiesigen Sandsteinen der „Geismarer Schichten“ im unteren Teil des Klippenhanges folgen bis zur Geländeoberkante grobe Konglomerate, Tongerölle und Schotter.

Es handelt sich um Ablagerungen von Fluss-Systemen, die hier anstelle von marinen oder lagunären Sedimenten auftreten. Diese Fluss-Systeme transportierten Verwitterungsschutt aus dem westlichen Gebirge heraus und lagerten die Sande und Schotter ab, die heute die rötlichen Gesteine der Ederstede bilden. Während die Gesteine zur Zeit des Perms vor 255 Millionen Jahren entstanden, wurde die Morphologie der Ederstede erst deutlich später während des jüngsten Abschnitts der Erdgeschichte im Quartär mit Beginn vor 2,6 Millionen Jahren geformt. Das Quartär ist geprägt durch starke Klimaschwankungen mit großflächigen Vergletscherungen, die bis Mitteleuropa reichten.

Insbesondere am Ende einer jeden Eiszeit war die Eder sehr aktiv und
konnte sich mittels der transportierten Schuttmengen stark in den Untergrund erodieren. So entstand der Steilabfall der Ederstede. Die Ederstede gibt damit nicht nur Einblicke in die Zeit vor Hunderten Millionen Jahren, sondern auch in eine jüngere erdgeschichtliche Epoche, das Quartär, welches die Morphologie unserer Region entscheidend beeinflusste und dies noch bis heute tut.

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