Verbesserungen in der Psychiatrie sind dringend notwendig – mehr Fachkräfte statt Personalabbau

Wiesbaden(pm).In der Aktuellen Stunde des Hessischen Landtags zu Arbeitsbedingungen in hessischen Psychiatrien warnte die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Dr. Daniela Sommer, vor einer zunehmenden Chronifizierung psychischer Erkrankungen, deren Ursache sie in dem anhaltenden Personalmangel und den zu geringen Therapieangeboten sieht.

Sommer sagte am Donnerstag in Wiesbaden: „Psychiatrische Kliniken dürfen nicht zu Verwahrungseinrichtungen werden. Dafür braucht man dringend mehr Personal, mehr therapeutische Angebote, mehr Beziehungsarbeit und vor allem weniger Zwang. Wir fordern Sozialminister Klose auf, endlich seine Versprechen umzusetzen, die Versorgung psychisch kranker Menschen zu verbessern, Wartezeiten zu verkürzen, Versorgungslücken zu schließen und sozialpsychiatrische Dienste zu stärken. Alle Beteiligten haben zudem einen Anspruch auf mehr Transparenz, Daten und Fakten. Bereits Anfang April hat die SPD in einem Berichtsantrag eine genaue Bestandsanalyse eingefordert, bislang jedoch keine Antwort erhalten.“

Die Qualität der psychiatrischen Versorgung hänge davon ab, wie lange sich Ärzte, Therapeuten und Pflege jedem einzelnen Patienten widmeten. Das werde aber durch steigende Fallzahlen, kürzere Verweildauern, Drehtüreffekte, massive Arbeitsverdichtung, gestiegene Anforderungen, unzuverlässige Dienstpläne, Überlastung und eine erhebliche Dokumentation, immer schwieriger. „Selbst die engagiertesten Mitarbeiter können unter solchen Bedingungen nicht den Ansprüchen einer guten Versorgung gerecht werden“, so Sommer.

Die gesundheitspolitische Sprecherin wies darauf hin, dass die Richtlinie für die Personalbemessung in vielen Kliniken permanent unterschritten werde. „Maßstab für neue Personalmindeststandards müssen bedarfsgerecht sein und müssen kontrolliert werden. Außerdem müssen Ausfallzeiten, wie ursprünglich in der Psychiatrie-Personalverordnung angedacht, eingeplant werden, Überbelegungen und Belastungsspitzen adäquat abgebildet werden. Grundrichtung einer neuen Richtlinie muss sein, dass die Kliniken ihr Personal aufstocken, verbindliche Mindestvorgaben einhalten und Therapien früher und mit mehr Stunden erfolgen“, sagte Sommer. Fixierungen dürften nur das letzte Mittel der Wahl bleiben, um Patientinnen oder Patienten ruhig zu stellen. Die gesundheitspolitische Sprecherin sieht insgesamt einen konzeptionellen Reformbedarf, um Beschäftigte, Erkrankte und ihr soziales Umfeld besser zu unterstützen.

Der Sozialminister müsse endlich politische Entscheidungen zu strukturellen Änderungen und zu einer wirksamen Steuerung des Hilfegeschehens treffen und die Versäumnisse beim Hessischen Psychisch-Krankenhilfegesetz aus 2017 korrigieren. Hessen brauche dringend einen 24- Stunden-Krisendienst! Achtzig bis neunzig Prozent aller Zwangseinweisungen könnten durch eine solche Krisenintervention verhindert werden. Es bleibe dabei, dass sich die SPD auch weiterhin für eine zeitnahe Verbesserung der Bedingungen in psychiatrischen Kliniken einsetze. „Wir müssen gemeinsam für eine menschenwürdige, psychiatrische Versorgung in Hessen einstehen“, so Sommer.

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