UNIKIMS schult Bundesliga

Fanbeauftragten der Profifußballvereine qualifizieren sich im Zertifikatsstudium Fan- und Zuschauermanagement

Kassel(pm). Fanbeauftragte der Bundesliga und der 2. Bundesliga bilden sich in Kassel an der UNIKIMS – der Management School der Universität Kassel (www.unikims.de) für berufsbegleitende MBA- und Masterstudiengänge – gemeinsam weiter. Im Zertifikatsstudium ‚Fan- und Zuschauermanagement‘ wollen sie in drei Semestern berufsbegleitend ihren Abschluss erreichen. Hier sitzen die Fanbeauftragten des FC Bayern München und von Borussia Dortmund, von Eintracht Frankfurt und VfL Bochum nebeneinander. Kollegen sind sie ohnehin, und sie unterstützen sich nicht nur im Studium gegenseitig.

„Wir sehen uns nicht als Konkurrenten“

Dirk Michalowski, Fanbeauftragter des VfL Bochum, beschreibt die Fanarbeit der Vereine dank der fortschreitenden Professionalisierung der Tätigkeit der Fanbeauftragten als „sehr gut strukturiert“: „Wir sehen uns nicht als Konkurrenten, sondern wir arbeiten auch im Studium miteinander und nehmen von hier aus sehr gute Projekte mit, die wir in die Vereine einbringen.“ Markus Meindl, Fanbeauftragter des FC Bayern München, ist „sehr stolz“ auf die enge Vernetzung der Fanbeauftragten der verschiedenen Vereine untereinander. Das sei eine einzigartige Leistung des deutschen Fußballs.

„Fanarbeit ist weit mehr als der Umgang mit Gewalttätern“

Einig sind sich die Fanbeauftragten vor allem in der Überzeugung, dass sich Fanarbeit nicht im Umgang mit Gewalttätern erschöpft. Wenn unter den 80.000 Fans im Stadion 300 Gewalt ausübten, seien das 0,0375 Prozent, verweist Daniel Loercher, Fanbeauftragter von Borussia Dortmund, auf ein aktuelles Thema. Meindl sagt, die Vereine gingen offen an alle Themen heran, auch an das Thema Gewalt. Es wäre unfair, vor allem die Probleme in den Fokus zu rücken. „Unsere Fanarbeit ist weit gespannt und schließt alle, die daran interessiert sind, mit ein“, sagt Loercher, „Fanclubs und unorganisierte Fans, Menschen mit Behinderung genauso wie Ultras.“ Michalowski mahnt, die nicht zu leugnenden Ausschreitungen dürften in der Wahrnehmung der Fanarbeit nicht die Tatsache in den Hintergrund verdrängen, wie stark sich die Vereine gegen Diskriminierung und in sozialen Projekten für Benachteiligte engagierten: „Darüber berichtet man zu wenig.“

Ein Studium als Think Tank für den Fußball

Meindl beschreibt den Zertifikatstudium als ‚Think Tank‘. Die Lehrinhalte bieten die Möglichkeit, die Professionalität der Fanbeauftragten innerhalb der Unternehmenskultur der Vereine weiterzuentwickeln. Er stellt die wegweisende Fanarbeit seines Kollegen Loercher in Dortmund heraus, der Gedenkstättenfahrten als Prototypen in der Fanarbeit der Vereine entwickelt habe. Der FC Bayern München habe mit Fans eine Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz unternommen, und der VfL Bochum, berichtet Michalowski, eine Fahrt nach Buchenwald.

Vereine übernehmen Verantwortung für die schweren Themen der politischen Bildung

Loercher verweist auf die höhere Akzeptanz der Fanbeauftragten im Verein dank ihrer Qualifizierung. Mit Hilfe des Studiums habe er sich zum Beispiel einen theoretischen Hintergrund zur Analyse von Gruppenverhalten erarbeitet, so dass er nicht mehr allein aufgrund seines Erfahrungswissens urteile und handele. Loercher beschreibt es als Chance der Fußballvereine, „die schweren Themen zu behandeln, weil wir als Fußballvereine und der Fußball an sich interessant sind. Wir sehen uns der demokratischen sowie der politisch-historischen Bildung verpflichtet. Wie können wir solches Wissen an jüngere, aber auch an ältere Fans weitergeben? Wir fragen: Wie nehmen wir uns gegenseitig wahr im Stadion? Darum initiieren wir Gespräche zwischen Steh- und Sitzplatzzuschauern.“

Zertifikatsstudium fördert Potenziale

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) erkenne das Potenzial der Fanbeauftragten, sagt Dr. Martin Seip, Studienmanager und Dozent des neuen Studiengangs an der UNIKIMS. Es werde von den Vereinen bisher nicht immer voll ausgeschöpft, „und mit dem Zertifikatstudium Fan- und Zuschauermanagement leisten wir einen Beitrag zur Professionalisierung des Berufsbildes, der sowohl von den Betroffenen als auch von den Vereinen anerkannt wird.“ Die DFL, sagt Dr. Martin Seip, schreibe den Vereinen der Bundesliga und der 2. Bundesliga seit Oktober 2017 vor, in der Bundesliga je Verein mindestens drei Fanbeauftragte und in der 2. Bundesliga mindestens zwei Fanbeauftragte einzusetzen. In vielen Vereinen ist aus der ursprünglichen Fanbetreuung eine moderne und gut vernetzte Abteilung im Unternehmen geworden. An dem Zertifikatsstudium ist die UNIKIMS maßgeblich beteiligt. Die Initiative zur Entwicklung ging von der Deutschen Fußball Liga aus. Gemeinsam mit der Fachhochschule Potsdam wurde der Zertifikatsstudiengang konzipiert und umgesetzt. Das Angebot richtet sich bisher exklusiv an die Profifußballvereine, von denen zahlreiche das wissenschaftliche Qualifizierungsangebot nutzen.

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