Wetzlar(nh). „Verzagtheit führt nicht zum Ziel“, warnt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen, vor dem unzureichenden Schutz der heimischen Tier- und Pflanzenwelt durch die hessische Landesregierung. So ist eines der Ziele der vor zehn Jahren verabschiedeten Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt, bis 2020 die Entwicklung natürlicher Wälder ohne forstwirtschaftliche Nutzung auf zumindest fünf Prozent der Waldfläche zu ermöglichen. Erreicht wurden bisher in Hessen aber nur 3,1 Prozent. Dabei sei wohl kein Ziel so leicht zu erreichen wie dieses, weil mehr als ein Drittel des hessischen Waldes im Landesbesitz sind, insgesamt 39 Prozent: „Das Ziel könnte sofort durch die Ausweisung von zwanzig Waldnaturschutzgebieten erfüllt werden – wenn man nur will“, so Eppler. Insgesamt fehlen dafür in Hessen noch rund 16.000 Hektar Waldfläche.
Auch im Gewässerschutz „fährt gerade der Karren an die Wand“, so Eppler. Bis 2015 sollten nach der Strategie eigentlich alle Flüsse in einem guten ökologischen Zustand sein. Erreicht wurde dies bisher nur in 21 von 435 Gewässerabschnitten. Bis 2020 sollen laut der Strategie alle Fließgewässer und Auen auch so gesichert sein, dass die naturraumtypische Artenvielfalt gesichert ist. Laut NABU reichen aber die vom Land geplanten Maßnahmen bei Weitem nicht aus. Seit vielen Monaten läge etwa eine Novelle des Hessischen Wassergesetzes auf Eis, mit der den Gewässern zumindest ein vier Meter breiter natürlicher Entwicklungsstreifen zugestanden werden sollte. Auf Druck des Hessischen Bauernverbands will die Landesregierung selbst dies nun wieder einkassieren und die Landwirte bis ans Gewässer weiter wirtschaften lassen. Lediglich die Bewirtschaftungsform soll eingeschränkt werden. „Ohne Raum zum Leben haben Tierarten wie der Biber oder der Otter keine Chance“ so der NABU. Konflikte sind dann vorprogrammiert, wenn Biber im Ufer ihre Burg bauen. Jeder umgefallene Baum sei gleich ein „Riesenproblem“, weil er die Bewirtschaftung stört. Dabei ginge es gar nicht darum, dass die Heuernte im Uferstreifen so unverzichtbar sei. Es gehe vielmehr darum, die Subventionen der EU auch auf diesen Streifen mitzunehmen. Auch Gewässerdynamik und die Verlagerung und Verlängerung von Bachläufen seien ohne Entwicklungsstreifen kaum möglich. Hochwasserschutz – auch dies ein Ziel der Strategie bis 2020 – könne es nur geben, wenn den Flüssen mehr Raum gegeben werde. Vor zehn Jahren wurde die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt vom Bundeskabinett unter Bundeskanzlerin Angela Merkel verabschiedet. Ziel ist es, den Schwund an Arten und Lebensräumen in Deutschland aufzuhalten. Anlässlich des Jubiläums lobt der NABU Hessen die Strategie als ambitionierte Zielvorgabe, warnt jedoch eindringlich vor einem Scheitern bei der Umsetzung. Der NABU fordert die Landesregierung noch vor der Landtagswahl 2018 zu beherzten Schritten auf, um die Ziele noch zu erreichen