Frankenberger Chefarzt Dr. Hannes Gabriel klärt zum Weltanästhesietag am 16. Oktober auf
Frankenberg(nh). „Und? Lebe ich noch?“, fragt die 80-jährige Dame – nicht wegen ihrer gerade überstandenen Hüft-OP, sondern der dafür notwendigen Narkose – im Aufwachraum der Frankenberger Kreisklinik. „Es ist alles bestens verlaufen“, beruhigt sie Chefarzt Dr. Hannes Gabriel, worauf die Seniorin seinen Kopf festhält und ihm einen dicken Kuss auf die Wange drückt.
In Deutschland werden jährlich über 12 Millionen Anästhesien durchgeführt. Viele Menschen haben dabei mehr Angst vor der Narkose und ihren möglichen Nebenwirkungen als vor dem Eingriff selbst. „Diese Bedenken sind verständlich, jedoch in den allermeisten Fällen unbegründet“, erklärt der Frankenberger Chefarzt Dr. Hannes Gabriel anlässlich des Weltanästhesietages am 16. Oktober. „Denn die Verfahren werden durch den Fortschritt in Wissenschaft und Technik immer sicherer – und vor allem schonender für den Patienten.“
Eine Anästhesie kann entweder das gesamte Bewusstsein oder nur bestimmte Körperregionen betreffen. Für eine Vollnarkose bekommt der Patient eine Wirkstoffkombination aus einem Schlaf- und einem Schmerzmittel sowie einem Medikament, das zur Entspannung der Muskeln beiträgt. Diese wirken im zentralen Nervensystem. Bei einer Teilnarkose werden nur die Nerven der entsprechenden Körperpartien betäubt. So wird die Schmerzempfindung ausgeschaltet, um die optimalen Voraussetzungen für den Eingriff zu schaffen. Viele Patienten fürchten jedoch die möglichen Nachwirkungen der Betäubung wie ein Kältezittern, Übelkeit bis hin zu Erbrechen – oder auch den Stress, in den der Körper durch eine Operation versetzt wird. „Diesen Unannehmlichkeiten können wir heutzutage durch gezielte Narkoseverfahren sehr gut vorbeugen“, erklärt Dr. Gabriel. „Bei einem erhöhten Übelkeits-Risiko beispielsweise verzichten wir komplett auf Narkosegase. Diese werden dem Patienten eigentlich über das Narkosegerät oder den Beatmungsschlauch verabreicht und können beim Patienten Übelkeit verursachen“, so der Chefanästhesist. „Das Narkosemittel wird in diesen Fällen nur durch die Venen zugeführt. Gemeinsam mit Medikamenten gegen Übelkeit können wir diese dann in über 90 Prozent der Fällen vermeiden.“
Auch dem oft als unangenehm empfundenen Kältezittern nach einer OP kann vorgebeugt werden. Es ist für den Körper sehr belastend und steigert das Risiko für Komplikationen. „Ursachen dafür sind der Wärmeverlust und die Stressbelastung“, erklärt der Chefarzt. „Wir schützen unsere Patienten davor, indem wir sie während des Eingriffs mit speziellen Heißluftdecken wärmen und ihnen zusätzlich Medikamente zur Stressreduzierung verabreichen.“ Der Komfort der Patienten vor, während und nach der OP ist dem Anästhesisten wichtig. „Wobei die Sicherheit immer noch an erster Stelle steht“, wie er betont. Durch innovative Geräte, Medikamente und Verfahren sowie der ständig verbesserten Überwachung der Patienten während der OP könne das Risiko für Komplikationen aber immer stärker reduziert werden. Zusätzlich sollen entsprechende Vorbereitungsgespräche den Patienten die Angst vor dem künstlich erzeugten Tiefschlaf nehmen. „Wichtig sei es, vorher persönlich mit den Menschen zu sprechen und ihre Ängste und Wünsche wahrzunehmen. Auf diese Weise können wir gemeinsam mit ihnen das für sie beste und individuell abgestimmte Verfahren auswählen.“