Steigendes Bewusstsein für den Wert von Gesundheit und Natur

Hessischer Kurtag in Willingen zeigt Trends, Chancen und gibt neue Impulse

Willingen(pm). „Wir haben alles, was Menschen zur Regeneration und Prävention brauchen.“ Doch: „Die Rahmenbedingungen sind noch nicht so, dass sich die Kurorte eigenwirtschaftlich tragen können.“ Und: „Der Megatrend Naturgesundheit ist eine Riesenchance.“ In diesen Punkten sind sich die Vertreter der 30 hessischen Heilbäder und Kurorte einig. Deutlich wurde dies beim 19. Hessischen Kurtag in Willingen. Die diesjährige Veranstaltung stand unter dem Thema KURnatur. Mit rund 80 Besuchern war sie gut besucht. Das Thema ist Willingen wie auf den Leib geschnitten: „Kur und Natur passen perfekt zu unseren Angeboten und ins neue Marketingkonzept“, ist Tourismusdirektor Norbert Lopatta überzeugt. Was ist die Natur? Was ist eigentlich die ‚Natur‘ des Menschen? Warum macht es uns glücklich in der Natur zu sein? Gibt es eine Definition von ‚Natur‘? Eine ganze Reihe von spannenden Vorträgen lieferten Antworten und neue, vielfältige Impulse.


„Die Kurorte haben alles, was Menschen zur Erhaltung ihrer Gesundheit und Leistungsfähigkeit brauchen. Doch die Ausstattung der Kurorte muss zukunftsfähig gemacht werden“, betont Bürgermeister Thomas Trachte mit Blick auf Land und Bund. Wasser und gute Luft sind gratis, nicht nur im Heilklimatischen Kurort und Kneippheilbad Willingen. Doch Bäder, Anwendungen, Ärzte und Fachpersonal verursachen hohe Kosten. „Und da passt das wirtschaftliche Gerüst noch nicht ganz.“
Ein Blick zurück: Nach der Gesundheitsreform in den 90er Jahren war Kur kaum noch gefragt, die Infrastruktur musste bundesweit heruntergefahren werden. Im Zuge des stetig steigenden Gesundheitsbewusstseins der Menschen erlebt sie aktuell eine Renaissance. Doch die ambulante Bäderkur, wie Willingen sie anbietet, bekommen Patienten kaum noch verschrieben, anders als bei der Reha-Kur. Zudem erfordern ambulante Kuren einen deutlich höheren Anteil an Eigenleistungen als früher.
Der Anteil an reinen Kurgästen ist in Willingen nicht allzu hoch. Doch bei rund einem Drittel der über eine Million Urlauber jährlich liegen gesundheitsfördernde oder präventive Aktivitäten und Angebote zugrunde.


Das zeigt: Kur und Tourismus haben große Synergien. Genau darum seien Investitionen in Heilbäder sinnvoll und lohnend. „Die Infrastruktur, die der Kurgast braucht, wertet unsere gesamten touristischen Angebote auf und kommt sogar der Gesundheitsfürsorge der Bürgerinnen und Bürger zugute“, ist Trachte überzeugt.
Neben Aktivangeboten spielen Entschleunigung und Achtsamkeit eine immer größere Rolle. Nur 7 Prozent des Tages verbringt der Mensch bewusst. Dies zu steigern, ist vielen ein großes Bedürfnis. Angebote wie Waldbaden, Yoga und Qi Gong verhelfen Menschen zu mehr Achtsamkeit, Kraft zu schöpfen und dies zuhause in ihren Alltag zu integrieren. „Auch an dieser Stelle passen Kur und Tourismus perfekt zusammen. Wenn wir es schaffen, Menschen die dies suchen, nach Willingen zu holen, dann sind wir auf dem richtigen Weg,“ so der Tourismusdirektor. Gemeinsam wollen die Kur- und Heilbäder Hessens das öffentliche und das politische Bewusstsein für diese Dinge schärfen. „Vorsorgen ist besser als heilen“, betont der in Willingen frisch gewählte Verbandsvorsitzende Ralf Gutheil, Bürgermeister von Bad Wildungen. Dies sei zudem auch wirtschaftlich sehr sinnvoll: „Kur und Natur gehören zusammen. Die Natur liefert Heilmittel, die wir gratis nutzen können.“

Hintergrund
Willingen und Usseln sind seit 1957 bzw. 1976 Heilklimatische Kurorte. Beide sind für Kuren beihilfefähig anerkannt. Diese staatlichen Prädikate erfordern die Erfüllung strenger Auflagen und deren regelmäßige Überprüfung durch spezielle Klimagutachten. Luftreinheit, Nebelfreiheit und mindestens 1.500 Sonnenstunden jährlich sind unter anderem Voraussetzung. Das Prädikat “Heilklimatischer Kurort” bescheinigt Willingen und Usseln ein wirksames reizmäßiges bis reizstarkes Heilklima, Qualität und Kompetenz im medizinischen und therapeutischen Bereich sowie eine leistungsstarke Hotellerie. Beide Orte präsentieren die ganze Palette an klassischen Kuranwendungen. Die Höhenlagen (580 bis 843 m) unterstützen durch das Reizklima zudem auf natürlichem Wege die Gesundheit und das Wohlbefinden. Willingen ist darüber hinaus als Kneippheilbad spezialisiert auf Kneippanwendungen und -kuren. Es gibt spezielle Einrichtungen zur Durchführung einer Kneippkur: Kneippbecken für Wasseranwendungen (auch in freier Natur), ausgebildete Kur- und Badeärzte, fachkundige Physiotherapeuten und medizinische Bademeister, Ernährungsberater sowie einen Kurpark zum Verweilen und Entspannen. Im Willinger Gesundheitszentrum erhalten Gäste neben der allgemein- und kurmedizinischen Versorgung, auch spezielle Behandlungen wie Schmerztherapie, Ozontherapie, Magnetfeldtherapie, Reisemedizin und Akupunktur. Die Kooperation mit dem nahe gelegenen Gesundheitspark Brilon bringt die medizinische Kompetenz von Klinik und Facharzt-Zentrum mit ein.

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