Apfelbaumgespinstmotte – Behandlungszeitraum beginnt jetzt

Kassel(pm). In vielen Regionen Hessens tritt die Apfelbaumgespinstmotte (Yponomeuta malinellus) im Streuobstbereich nun schon seit geraumer Zeit in Erscheinung. In diesem Jahr ist der Schädlingsdruck je nach Lage als moderat bis hoch zu bezeichnen und somit vielerorts bekämpfungswürdig, teilt der Landesbetrieb
Landwirtschaft Hessen (LLH) mit. „Über das warme Wochenende vom 6./7. Mai 2023 haben die kleinen Räupchen ihre Blattminen verlassen und beginnen nun, die charakteristischen Gespinste zu bilden. Jetzt ist der optimale Behandlungszeitraum“, sagt Tobias Storch, Pflanzenbauberater beim LLH.

Das Behandlungsfenster ist kurz

Der Bekämpfungstermin der kleinen Raupen mit zugelassenen nützlingsschonenden Pflanzenschutzmitteln ist in den südlichen Landesteilen Hessens (Raum Frankfurt, südliche Wetterau, Main-Taunus-Kreis, Main-Kinzig-Kreis, Odenwald-Bergstraße) erreicht. In den nördlicheren Regionen um Gießen und dem Lahn-Dill-Kreis sowie nördlich davon kann die Behandlung entsprechend etwa eine Woche später erfolgen. Für eine erfolgreiche Regulierung mit Bt.-Präparaten (Bacillus thuringiensis) sollte
die Temperatur am Tag der Applikation und in den darauffolgenden Tagen mindestens bei 15°C, besser darüber liegen, damit die Räupchen genug Blattmasse aufnehmen.

Mit der Behandlung auf niederschlagsfreie Phase warten

„Da das Mittel nicht von der Pflanze aufgenommen wird, sollte es idealerweise in den Tagen nach der Behandlung nicht regnen, sonst wird der Belag abgewaschen.
Je nach Prognose und Standort kann sich daher der eigentlich jetzt optimale Bekämpfungstermin witterungsbedingt verschieben“, erläutert Storch mit Blick auf
die Wettervorhersage. Bei Hochstämmen sollte bei der Behandlung auf ausreichende Wassermenge geachtet werden, um eine optimale Benetzung der noch geringen Laubmasse zu gewährleisten. Abtropfverluste sollten jedoch vermieden werden. In der Praxis gestaltet sich die Behandlung von Hochstämmen technisch als schwierig.
Wenn die Gespinste bereits größer als ein Tischtennisball sind, ist eine Bekämpfung deutlich wirkungsschwächer, da die Räupchen im Schutz der Gespinste von der Bekämpfungsmaßnahme nicht mehr erfasst werden. In diesem Stadium besteht nur noch die Möglichkeit, Nester mit der Schere herauszuschneiden und aus dem Bestand zu entfernen.


Neben Apfelbäumen werden auch Gespinste an anderen Gehölzen später auffällig, beispielsweise am Pfaffenhütchen, Weißdorn, der Traubenkirsche oder der Kriechmispel. Hierbei handelt es sich auch um gespinstbildende Falter, jedoch nicht um die Apfelbaumgespinstmotte.

Steckbrief

Die Apfelbaumgespinstmotte ist ein Schädling im Obstbau, welcher bei uns weit verbreitet vorkommt. Im Streuobstbereich, im Haus- und Kleingarten oder in der
biologischen Obsterzeugung kann der Falter mit seinen hungrigen Raupen auch in stärkerem Maße auftreten. Bis Ende August werden die Eier an meist zweijährigen Trieben abgelegt. Die von einer Sekretschicht bedeckten Eigelege erinnern an die alten Biberschwanz-Dachziegel. Die winzigen Räupchen schlüpfen im Herbst, bleiben aber bis zum darauffolgenden Frühjahr unter dem schützenden Schild. In den vergangenen Wochen sind die gelb bis gräulich gefärbten Räupchen aktiv geworden und
wanderten am Holz zu den noch jungen Blättchen, wo sie anschließend in sogenannten Platzminen an den Blatträndern fressen, welche sich dann braun verfärben.


Aktuell beginnen die Raupen, gemeinschaftlich Gespinste um Blätter und Triebe zu fertigen, in denen sie geschützt fressen können. Wenn ganze Äste oder gar
komplette Bäume eingesponnen werden, kann es zu totalem Blattverlust und völligem Ertragsausfall kommen. Ein starker Befall kann das Wachstum der Bäume
in den darauffolgenden Jahren beeinträchtigen.