Informationsveranstaltung des Kreisbauernverbandes und dem Nationalpark
Frankenau(od). Nachdem es vereinzelte Wolfssichtungen in Waldeck-Frankenberg gab und ein Schaf in Bad Arolsen gerissen wurde, veranstaltete der Kreisbauernverband und der Nationalpark Kellerwald-Edersee Informationsveranstaltungen zum Thema Schutz der Weidetiere vor Wolfsangriffen. Referiert wurde hauptsächlich zu den Themen Elektrozäune, Herdenschutzhunde und Entschädigungen. Referenten waren Herdenschutzberaterin Elke Steinbach von der niedersächsischen Landwirtschaftskammer, Arnd Ritter vom Landesbetrieb Landwirtschaft , und Richard Rust vom Regierungspräsidium Kassel. Auf Betreiben der Herren Rust und Ritter wurde vom Veranstalter leider ein Drehgenehmigung verweigert. Die Kellerwaldwaldhalle in Frankenau war voll besetzt, in der Hauptsache mit Landwirten und Tierhalter aus der Region, aber auch die Jägerschaft war vertreten. Ruhig und diszipliniert hörten die Anwesenden den Ausführungen der Referenten zu. Auch die Fragen zum Herdenschutz und Entschädigungen waren sachlich fundiert.
Der wolfsabweisende Elektrozaun wird Standard
Herdenschutzberaterin Elke Steinbach erklärte, dass der Wolf Zäune ohne Strom solange erkundet, bis er eine Schwachstelle gefunden hat. Arnd Ritter(LLH) dazu: Mit dem normalen Elkrozaun ist es nicht mehr getan, Elektrozäune müssen besonderen Anforderungen gerecht werden: 3000 bis 5000 Volt muss ein Zaun bei jedem Wetter führen, die Spannung muss täglich überwacht werden und die Zäune regelmäßig frei gemäht werden. Und billig sind Wolfsschutzzäune auch nicht. Kreislandwirt Olaf Fackiner:“ Ein Großteil der Kosten bleibt beim Landwirt hängen. Ebenso wie der Arbeitsaufwand und dazu kommt noch die Bürokratie, mit Weidetagebuch und Stromprotokoll, damit man überhaupt eine mögliche Entschädigung beantragen kann.“ Auf den Punkt brachte es Karlfried Kuckuck vom Fachdienst Landwirtschaft beim Landkreis:“ Waldeck-Frankenberg ist nicht mit Niedersachsen vergleichbar, man kann noch nicht mal den Nordkreis mit dem Südkreis vergleichen. Kleine Flächen, teilweise unter einem halben Hektar, Hügel, viele Hecken, Waldsäumen und Bächen machen das Zäunen extrem schwierig und fast zur reinen Handarbeit.“ Grade in der einzigen Archeregion Hessens, mit alten Haustierrassen, und Tierhaltern im Nebenerwerb ist der Aufwand nicht zu stemmen. Die Auswirkungen auf das grade erst verliehene Prädikat „Qualitätswanderregion“ ist schwer absehbar, wenn überall in der Landschaft Zäune stehen. Die Weidehaltung ist zudem ein wichtiger Teil der Landschaftspflege im Naturpark Kellerwald-Edersee, um diese alte Kulturlandschaft zu erhalten, verschwinden die Weidetiere, verschwindet die Kulturlandschaft.
Ergänzender Schutz durch Herdenschutzhunde
Herdenschutzhunde sind für keine Tierhalter keine Alternative, denn die Kosten für Anschaffung und Haltung sind hoch und die Ausbildung anspruchsvoll und dauert seine Zeit.
Hessen ist Präventionsgebiet
Seit dem 1. April ist es nun möglich, dass Schaf- und Ziegenhalter Anträge auf die Förderung von Elektrozäunen stellen können, die Förderquote beträgt 80%. Rinder- und Pferdehaltern bekommen allerdings erst die Förderung wenn nachweislich mindestens ein Großtier oder ein Kalb oder Fohlen durch den Wolf gerissen wurde. Der Wermutstropfen: Entschädigungsleisten des Landes Hessen sind freiwillig, man hat keinen Anspruch auf Entschädigung, wie Ricard Rust vom RP betonte. Matthias Eckel, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Frankenberg sagte, dass Niedersachsen mit seinen rund 44 Rudeln und 400 Tieren gegenüber Waldeck-Frankenberg bei der Wolfsproblematik um 10 Jahre voraus ist. Stimmen von Landwirten im Gespräch mit EDR: Den Landwirten ist bewusst, dass auch in der Region mit Wölfen zu rechnen ist und man sich mit ihnen arrangieren muss. Die Frage ist, mit wie vielen Wölfen die Region zurecht kommen. Was passiert, wenn einzelne Wölfe nicht nur durchziehen, sondern sich in Waldeck-Frankenberg dauerhaft ein Rudel bilden? Das sind auch Themen, die die Frankenberger Jägerschaft bewegen. Deshalb fordert man dort frühzeitig ein regionales Wolfsmanagement zu entwickeln.