Wiesbaden(pm). Dr. Daniela Sommer, Parlamentarische Geschäftsführerin und gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, hatte mehrere Kleine Anfragen zum Thema „Psychotherapeutische Versorgung“ an die Hessische Landesregierung gestellt. Die Zahlen der KV Hessen zeigen – bezogen auf die Jahre 2018 bis 2022 – dass die Häufigkeit bei der Inanspruchnahme psychotherapeutischer Versorgung bei den Personengruppen der Teenager und jungen Erwachsenen deutlich zugenommen hat. Im Bereich der Erwachsenen ist ein leichter Anstieg erkennbar. Die Summe der Gruppentherapien hat sich zudem mehr als verdoppelt. Laut Angaben der KV Hessen und der Hessischen Landesregierung gibt es keine langen Wartezeiten bei der Terminvergabe.
Dr. Daniela Sommer: „Die Realität sieht jedoch anders aus. Auf dem Land warten Betroffene bis zu einem halben Jahr und länger auf einen Termin. Wie immer verschließt die Hessische Landesregierung die Augen vor der Realität, um nicht tätig werden zu müssen.“ Besonders die Pandemie habe gezeigt, wie viele Betroffene wirklich Hilfe bräuchten. „Lange Wartezeiten sind hier inakzeptabel.“ Nachfragen, wie viele Plätze es in Psychiatrien und in ambulanten psychiatrischen sowie psychotherapeutischen Versorgungssettings in Hessen gebe, oder wie sich die Anzahl der psychiatrischen und psychischen Notaufnahmen entwickelt habe, insbesondere auch bezogen auf suizidale Krisen, blieben unbeantwortet. „Die Hessische Landesregierung scheint keinen Überblick über die Lage im Land und die Nöte der Menschen zu haben. Das ist sehr bedauerlich und fahrlässig, denn die Betroffenen brauchen dringend Hilfe.“
Sommer plädiere dafür, die psychotherapeutische Versorgung in den Blick zu nehmen und zu verbessern: „Wir brauchen eine gemeindepsychiatrische Versorgung und kleinräumigere Versorgungsgebiete. Die psychiatrische Versorgung darf nicht an Sektorengrenzen enden. Sie muss bedarfsgerecht ausgebaut, flächendeckendend müssen Krisendienste eingerichtet werden.“ Die Sektorengrenzen machten sich bei der Versorgung von psychisch kranken Menschen besonders negativ bemerkbar. „Gemeindepsychiatrische Konzepte hingegen, in denen alle Akteure eingebunden sind und auch ein Rund-um-die-Uhr Krisendienst etabliert wird, um Drehtüreffekte zu vermeiden, können hier notwendige Hilfe leisten.“ „Psychiatrie und psychiatrische Versorgung sind Beziehungsarbeit. Wir müssen gemeinsam für eine menschenwürdige, psychiatrische Versorgung in Hessen einstehen. Psychiatrische Kliniken dürfen nicht zu Verwahreinrichtungen werden. Dafür braucht es dringend mehr Personal, mehr therapeutische Angebote, mehr Beziehungsarbeit und vor allem weniger Zwang. Es kann nicht sein, dass Patienten erst nach drei Wochen oder erst nach langen Monaten Wartezeit die erste Behandlung, die erste Psychotherapie erhalten. Deswegen braucht es eine Intensivierung der Therapieangebote“, so Dr. Sommer.