20. Mai ist Weltbienentag: Hessische Imkerei muss sich an die Klimakrise anpassen

Land Hessen unterstützt spezifische Praxisforschung des LLH
Wiesbaden(pm). „Die Klimakrise ist deutlich spürbar und betrifft die Imkerei in besonderer Weise, denn Honigbienen sind durch ihre Lebensweise den zunehmenden extremen Umwelteinflüssen stärker ausgesetzt als andere Nutz- oder Haustiere“, so die hessische Landwirtschaftsministerin Priska Hinz zum Weltbienentag. „Die hessische Imkerei muss sich somit zunehmend an die Klimakrise anpassen.“ Außerdem hebt Hinz die wirtschaftliche Bedeutung und die Bestäubungsleistung der Honigbienen hervor: „In Hessen gibt es aktuell rund 50 Berufsimkerinnen und Berufsimker und circa 12.000 Freizeitimkerinnen und Freizeitimker, die insgesamt circa 70.000 Völker betreuen (Meldung LLH zur organisierten Tierzucht, Stichtag 01.01.2022). Die wertvolle Arbeit dieser Menschen trägt durch die Bestäubungsleistung ihrer Bienenvölker entscheidend zur Nahrungsmittelproduktion und Sicherung der Biodiversität bei.“ Um den Herausforderungen der Klimaveränderung zu begegnen, entwickelt das Bieneninstitut Kirchhain, das beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen angesiedelt ist, in verschiedenen Forschungsprojekten Maßnahmen zur Anpassung der Imkerei. Das Land Hessen als Träger des Bieneninstituts unterstützt diese spezifische Praxisforschung.

„Die klimatischen Veränderungen wirken sich auf die Ernährung, Brutaktivität und Krankheitslast der Bienen aus und berühren so gut wie alle Aspekte der Bienenhaltung – von Fragen des Gesundheitsmanagements bis hin zur angepassten Völkerführung“, erklärt Dr. Ralph Büchler, Leiter des Bieneninstituts Kirchhain. „Der Klimawandel ist häufig Ausgangspunkt der Forschungsprojekte, die das LLH Bieneninstitut Kirchhain initiiert oder an denen es sich beteiligt.“

Nahrungsangebot sicherstellen

Hohe Temperaturen machen Bienen wenig aus, erst ab 35°C stellen sie ihren Flugbetrieb ein. Da die Versorgung der Bienen mit Nektar und Pollen über das Jahr hinweg jedoch immer lückenhafter wird und sich Blühzeiträume verschieben, untersucht das Bieneninstitut in mehreren Initiativen die Verbesserung des Blütenangebotes für Bestäuber. Im EIP-AGRI-Projekt „Klimaresilienter Bienenwald“ entwickelt der LLH zusammen mit Hessen-Forst, privaten Waldbesitzern und Imkern eine Strategie zu bienenfreundlichen Aufforstung von Nutzwäldern. Das Projekt „SoBinEn“ untersucht, inwieweit kombinierte Hirse-Blühmischungen eine Alternative zu Mais als Energiepflanze darstellen. Sorghum-Hirsen können hohe Biomasseerträge liefern und gleichzeitig durch ihren Pollen zur Ernährung von Bienen im Spätsommer beitragen. Durch die beigemischten Blühpflanzen sollen weitere Insekten angelockt und so der agrarökologische Nutzen dieser Flächen weiter gesteigert werden.


Milde Winter: Bienen brüten das ganze Jahr

Die zunehmend milderen Winter fordern Imker und Bienen zusätzlich, da die Winterbrutpause, die auch als Schonzeit gilt, von immer mehr Bienenvölkern ausgelassen wird. Welche Auswirkungen diese drastische Verhaltensänderung auf die Vitalität der einzelnen Biene, sowie die Auswinterungsstärke des Bienenvolks hat, ist noch nicht bekannt. Aktuell wird diese Fragestellung in einer Forschungsgruppe um Dr. habil. Annely Brandt (Bieneninstitut Kirchhain) in Zusammenarbeit mit der Universität Marburg untersucht. Dafür werden die Bienenköniginnen im Winter für mehrere Monate in große Käfige gesetzt und so von der Eiablage abgehalten. Ob die Winterbrutpause Auswirkungen auf die Langlebigkeit, Physiologie und den Futterverbrauch der wichtigen Winterbienen hat und ob die Brutpause auch die Vermehrung der Varromilben bremsen kann, wird zurzeit noch untersucht. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend, alle Königinnen beginnen im Frühjahr wieder zuverlässig mit der Eiablage und es entstehen starke, gesunde Bienenvölker, die den Imker freuen und die Bestäubung sicherstellen.

Hitzesommer machen neue Varroa-Behandlungsmethoden notwendig

Auch die bisher im Sommer durchgeführte Behandlung gegen den gefährlichen Brutparasiten Varroamilbe steht durch die Klimakrise auf dem Prüfstand. Denn die bisher standardmäßige Behandlung mit Ameisensäure ist bei sehr hohen oder feuchtkalten Temperaturen nicht möglich. Im EIP-AGRI-Projekt „Innovative Varroa-Management Strategien“ werden deshalb alternative Behandlungsmethoden untersucht. In mehreren Praxisbetrieben, an klimatisch unterschiedlichen Standorten in Hessen, werden aktuell zusammen mit dem Bieneninstitut Kirchhain biotechnische Brutpause-Verfahren weiterentwickelt und optimiert. Die Ergebnisse der Praxisversuche werden direkt an die hessischen Imker weitergegeben, zum Beispiel in Form von Lehrvideos, Infoblättern und bei Lehrgängen und Vorträgen.

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