Glitter Rock und Art Pop – Ausstellung wird am „Tag des Museums“ eröffnet

Battenberg/Bad Laasphe(Günter Wack). Glamrock „Die wilden 70er Jahre“ so ist der Titel der Ausstellung im Internationalen Radiomuseum in Bad Laasphe vom 15. Mai bis zum 21. Oktober 2022. Die Situation rund um Corona hatte die Veranstalter gezwungen die für 2020 geplante Ausstellung um 2 Jahre zu verschieben. Der Memorabilia Sammler Günter Wack aus Battenberg wollte bereits zum zweiten mal seine Exponate im Radiomuseum ausstellen. Nach der erfolgreichen „Woodstock“ Ausstellung 2019 werden diesmal die „Wilden Siebziger“ im Museum zu sehen sein. Bei Glamrock/Pop denkt man ja erst mal an die 70er Jahre, an Lacklederne Plateaustiefel, Glitzerkostüme und Acts von ABBA über Marc Bolan bis Bowie und Sweet bis Slade. Günter Wack beschreibt das Phänomen, und warum strahlt diese vergangene Popepoche offenbar doch noch ins Heute? Glamrock wird erst mal mit Plateaustiefeln und solchen Dingen verbunden, schrillem Aussehen und einem musikalischen Stil, der in den frühen Siebzigerjahren wurzelt und dann aber auch schnell wieder verpufft ist. Also viele von den Namen ABBA – Bolan und Bowie kennt man natürlich, aber auch ganz viele von den Künstlern, die auch in Wacks Ausstellung Glam-Historie vorkommen, sind eigentlich heute weitgehend vergessen, werden vor allem von Leuten erinnert, die – wie wir damals Jugendliche gewesen sind, vielleicht auch in Deutschland „Disco“ mit Ilja Richter geguckt haben , oder den Musikladen.


Wer geblieben ist, natürlich, ABBA und David Bowie, das sind dann auch die zentralen Figuren in dieser Ausstellung. Den Blitz, den er sich auf dem Cover von „Aladdin Sane“ ins Gesicht geschminkt hat, verbindet man heute absolut mit dem musikalischen Genie dieser Zeit. Bei Bowie findet sich tatsächlich alles versammelt, was den Glamrock ausmacht, also, wenn man will, kann man über ihn auch so eine Definition versuchen, da ist vor allem genau diese schrille, nicht-normale, bei Bowie ja auch so außerirdische Inszenierung, das Alien, der Mann, der vom Himmel fiel. Dann der ständige Wechsel der Masken und Rollen: Es geht natürlich los mit Marc Bolan – der in den späten Sechzigern – auch interessant, weiß auch nicht mehr jeder – der ja mal in so einem Hippie-Folk Duo namens Tyrannosaurus Rex begann.. Also der Schlagzeuger hatte sich auch so einen Tolkien-Namen nach dem „Herrn der Ringe“ gegeben, das war damals ja auch noch sehr populär. Den Bandname wurde dann auf T. Rex verkürzt und ist damit dann eigentlich der erste Glamrocker geworden, also auch der erste, der mit dieser schrillen Selbstinszenierung, in diesen schrillen Kostümen dann vor allem die jungen Leute begeisterte, und war auch der erste Pop-Superstar, dessen Anhänger sich genauso anziehen wie er.

Plateauschuhe gehörten zum Glamrock Outfit. Foto: Wack

Also bei den Beatles gab es natürlich die Frisurenmode und so was, es gab immer so eine Vorbildfunktionen. Aber dass tatsächlich ein Kleidungsstück so charakteristisch ist und auch so zu Imitationen einlädt, das kommt von Marc Bolan. Und dann gibt es Figuren wie Alice Cooper, der tourt ja bis heute –, der verbindet diese schrille Inszenierung dann mit so Horror- und Schockelementen, also wie dann heute Marylin Manson, also das Vorbild aller Horrorclowns im Pop, da gibt es dann Pyrotechnik und Spezialeffekte aller Art auf der Bühne. Also man könnte sagen, dass er den Rock zur Show gemacht hat, vor allem das Konzert zur Show gemacht hat und auch das Mittel der Provokation, Er hat die Provokation der Presse und des Publikums ganz klar eingesetzt , um damit seine Karriere zu befördern und zu begründen. Ja, dieser ganze Glamrock gilt ja dann auch als ‚Beerdigung‘ all dessen, wofür Woodstock, Summer of Love in den Sechzigern mal gestanden haben. Also gerade Alice Cooper– war sozusagen die negative Symbolfigur für Woodstock und die Hippie-Generation, der hat alles verraten, wofür Woodstock stand, auch mit diesen Shows, dem Kommerziellen, und dass er die Provokation nicht aus politischen Gründen einsetzt, sondern halt nur aus Karrieregründen. Und dann gibt es natürlich auch, nachdem der Rock Ende der 60er Jahre ja sehr erwachsen geworden war, dann zum ersten Mal wieder eine große Welle an Teenie-Stars, die mit diesem Glam oder auch dem sogenannten Glitter Rock, dann vor allem erst mal über England hereinbricht, also Slade, Sweet, Gary Glitter oder dann auch der verstorbene David Cassidy. Also da wird dann Pop wieder zum Teenie-Phänomen.

David Bowie prägte die Musikwelt durch seine extravaganten Outfits

Tatsächlich hat er ja kein schwules Leben geführt, er mag schwule Beziehungen gehabt haben, aber im Wesentlichen war er – das weiß man auch irgendwie aus zahlreichen Biografien –, ein ganz normaler heterosexueller Sexist mit ganz vielen Groupies und auch sehr – was jetzt nach und nach im Zuge dieser ‚Me too‘-Kampagne auch nochmal wieder rauskommt –, auch sehr unangenehme Geschichten da mit diesen Groupies. Das gilt für viele von den Künstlern in den frühen Siebzigerjahren, die zum Glamrock gehören und – sagen wir mal – in Gender-Bending Klamotten aufgetreten sind. Tatsächlich gab es eine einzige Frau in dieser Zeit, die eine Rolle gespielt hat, und das war Suzi Quatro. Und die ist ja tatsächlich eher androgyn aufgetreten. Daran erinnert man sich selber auch noch genau, wie verwirrend und aufregend man die Suzie fand in ihrem schwarzen Lederoutfit, so mit dreizehn, vierzehn. Und überhaupt, diese ganzen Aliens auf den Plateaustiefeln.

Suzie Quatro. Foto: Veranstalter

Glam Rock Heroes aus Schweden

Im September 1973 dann begann die Karriere der vier Künstler mit den Aufnahmen für ihr zweites Album, nachdem kurz davor im Sommer ihr neuer Bandname „ABBA“ beschlossen worden war Zur selben Zeit wurden sie erneut eingeladen einen Beitrag für den schwedischen Vorentscheid des Eurovision Song Contests im kommenden Jahr zu schreiben. Im Winter 1973/74 entstand so der Titel Waterloo. Mit Waterloo setzte sich die Gruppe im Februar 1974 zunächst beim Melodifestivalen durch. Am 4. März 1974 wurde sowohl das neue Album, das
ebenfalls den Titel Waterloo trug, als auch die Single veröffentlicht. Um sicherzugehen, dass die Band unter ihrem neuen Namen nicht verwechselt werden konnte, wurden ihre Vornamen (Björn, Benny, Agnetha & Frida) in Klammern hinter ihren neuen Namen ABBA gesetzt. Die LP erreichte schnell die Spitze der schwedischen Hitparade und brach den Verkaufsrekord, während die Singles (auf Englisch und Schwedisch) in den kombinierten Single- und Album-Verkaufscharts Platz 2 und 3 belegten. Stig Anderson reiste schon im Vorfeld des Song Contests durch mehrere europäische Länder, um die Single zu platzieren. Am 6. April 1974 trat ABBA bei der Austragung des „Grand-Prix“-Finales im englischen Brighton an. Nach einem für den Wettbewerb bis dahin musikalisch eher untypischen, aber sehr effektvoll inszenierten Auftritt dominierte ABBA die Punktewertung und belegte unter den 17 teilnehmenden Ländern schließlich mit deutlichem Vorsprung den 1. Platz. Dieser Sieg war der Beginn ihrer internationalen Karriere. Die Single Waterloo wurde in 54 Ländern veröffentlicht und erreichte in vielen davon vordere Plätze in den Hitparaden. Sie verkaufte sich über 5 Millionen Mal und wurde sogar in den USA zum Top-Ten-Hit. Nach diesem Erfolg erschien in einigen Ländern auch das Album Waterloo, das sich allerdings bis auf wenige Ausnahmen nicht besonders erfolgreich in den Charts platzieren konnte.

 

Die ebenfalls im April 1974 veröffentlichte Single Honey, Honey war nur noch in Deutschland, Österreich und der Schweiz erfolgreich. Im Sommer 1974 war Aufnahmebeginn für ein nächstes Gruppenalbum, aus dem schon im November die erste Single So Long ausgekoppelt wurde. Zur selben Zeit startete ABBA mit ihrer ersten größeren Europatournee, bei der die Gruppe zwischen 18. und 30. November 1974 auch in sieben deutschen Städten gastierte, u. a. in Frankfurt, Bremen und Hannover. Die Begeisterung beim Publikum war allerdings zurückhaltend, und der erhoffte Erfolg außerhalb Skandinaviens blieb zunächst noch weitgehend aus. Keines der Konzerte war ausverkauft, in der Wiener Stadthalle war beispielsweise weniger als ein Viertel der vorhandenen Plätze belegt. Das Konzert in Düsseldorf sowie das einzige in der Schweiz angesetzte Konzert wurden wegen des schwachen Vorverkaufs sogar abgesagt. Nach nunmehr über 40 Jahren hat die Musik und die Ausstrahlung des schwedischen POP Quartetts nichts an Ausstrahlung verloren und wird für immer auch mit dem Begriff „GLAMROCK“ verbunden sein.

Die Ausstellung startet nun endlich am „Tag des Museums“ Sonntag der 15. Mai 2022 Um 14 Uhr im Internationalen Radio Museum in Bad Laasphe – Ein Kurztrip nach Bad Laasphe lohnt sich an diesem Sonntag auf alle Fälle – denn die Stadt Bad Laasphe und die Gewerbetreibenden haben auch verkaufsoffenen Sonntag.

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