Ein Biotopverbund der Magerrasen zwischen Korbach, Waldeck und Edertal als eine Klimaanpassungsstrategie

Der LPV Wa-Fkb plant und organisiert verschiedene Maßnahmen zum Erhalt der Magerrasen als Trittsteine
Waldeck – Edertal(pm). Der Klimawandel und deren Folgen ist auch in unserem Landkreis spürbar. Trockene und heiße Sommer, milde Winter, ausbleibende Sommerniederschläge und Wetterextreme zeigen bereits erste Auswirkungen des Klimawandels. Dabei beeinflusst der Klimawandel auch die Biodiversität. Milde Winter und damit ausbleibende Kältezeiten können dazu führen, dass Pflanzen wie bspw. Obstbäume früher ihre Blüten austreiben und durch Spätfrostereignisse besonders betroffen sind. Aber auch Tiere wie Amphibien und Reptilien, die sich in den Wintermonaten eigentlich in Winterruhe befinden, können in milden Wintern aktiver sein. Problematisch, wenn sie keine Nahrung finden. Um diesen negativen Einflüssen des Klimawandels entgegenzuwirken wandern einige Arten und darunter besonders die mobileren Tierarten in den kühleren Norden, in die Höhenlagen oder in andere geeignete Flächen ab. Dafür ist es jedoch notwendig, dass sie diese Bereiche erreichen können und die Flächen als Lebensraum für die jeweilige Art geeignet ist. Um dies zu ermöglichen ist ein Biotopverbund notwendig. Ein Biotopverbund verringert die Abstände zwischen den einzelnen Lebensräumen, verbindet diese miteinander und gilt als eine der effektivsten Anpassungsstrategien des Naturschutzes an den Klimawandel.

Magerrasen gelten als eine der artenreichsten Biotoptypen Mitteleuropas
Extensiv genutzte Grünländer, d.h. Wiesen und Weiden mit einer geringen Nutzungsintensität, sind meist artenreich. Besonders die Kalkmagerrasen, wie sie zum Beispiel zwischen Korbach, Waldeck und Edertal zu finden sind, gelten als eine der artenreichsten Biotoptypen Mitteleuropas! Der Erhalt dieser Grünländer spielt daher eine enorme Rolle zum Erhalt der Biodiversität.
Doch artenreiche Magerrasen sind nicht nur aufgrund einer zu intensiven, zu geringen oder falschen Nutzung gefährdet, sondern auch durch die Folgen des Klimawandels.

  • Der seltene und stark gefährdete Kreuz-Enzian hat nur noch wenige bekannte Vorkommen in unserem Landkreis. Foto: (LPV Wa-Fkb

Ein Biotopverbund der Magerrasen zwischen Korbach, Waldeck und Edertal
Um den negativen Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken soll ein Biotopverbund der Magerrasen von Korbach, über Oberwerbe, Waldeck bis ins Edertal geschaffen werden. Dieses Projekt des Landschaftspflegeverbandes Waldeck-Frankenberg e.V. wird über das Integrative Klimaschutzprogramm Hessen 2025 (kurz: IKSP) finanziert. Ausgehend aus ersten Maßnahmen, welche im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes Kellerwald-Region durchgeführt wurden, sollen weitere Magerrasen erhalten, gefördert und miteinander verbunden werden. Bereits 2021 wurde an verschiedenen Standorten in Waldeck, Höringhausen, Lieschensruh und Bergheim Pflegemaßnahmen durchgeführt. In diesem Jahr ergänzten weitere Maßnahmen im Frühjahr 2022 in Bergheim, Oberwerbe und Waldeck diese.

Einzelne Maßnahmen schaffen Lebensraum und tragen zum Biotopverbund bei
Im Frühjahr 2022 wurden unterschiedliche Maßnahmen auf drei Flächen in Waldeck, Oberwerbe und Bergheim durchgeführt.
Zum einen wurden Maßnahmen auf einem Magerrasen auf dem Golfplatz durchgeführt. Die Kalkmagerrasenkomplexe nördlich von Waldeck sind durch die ehemalige Nutzung als Hutungsflächen entstanden. Diese Fläche beherbergt eines der wenigen Vorkommen des Kreuzenzians, droht jedoch durch die aufkommenden Gehölze zu verbuschen. Um diesen Magerrasen zu erhalten wurde diese Fläche in Teilbereichen entbuscht und Zauntrassen zur Optimierung der Beweidbarkeit geschaffen. Auf einer Hangfläche in Bergheim wurde ebenfalls der Aufwuchs von jungen Gehölzen entfernt und eine Zauntrasse geschaffen. Diese Maßnahmen soll die langfristige Pflege der mit Ziegen beweideten Fläche erleichtern bzw. zum Teil erst ermöglichen. Und auf einer weiteren mit Rindern beweideten Hangfläche in der Nähe des Naturschutzgebietes „Langenstein bei Oberwerbe“, welche an der oberen Hangkante alte Obstbäume aufweist, wurden neben verschiedenen Gehölzarbeiten und -Entfernungen auch eine flächige Mahd durchgeführt. Trotz erschwerten Bedingungen durch Sturm, Regen und einer teilweisen steilen Hangneigungen, wurden diese Maßnahmen mit großer Sorgfalt und Engagement von zwei regionalen  Landschaftspflegeunternehmen aus Waldeck und Vöhl durchgeführt. „Ohne solch engagierte Landschaftspflegeunternehmen, Landwirte und Tierhalter wäre die Umsetzung des Projektes gar nicht möglich“, betont Jaqueline Bienhaus, Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle des Landschaftspflegeverbandes.

Halboffene Landschaften bieten ideale Bedingungen für eine Vielzahl an Tierarten
Ziel auf diesen Flächen ist die Gestaltung einer Halboffenlandschaft. Dies bedeutet, dass sich neben dem Grünland auf einer Fläche strukturgebende Elemente wie hochgewachsene Einzelgehölze oder Hecken befinden. Dies bietet ideale Bedingungen für beispielsweise Vogelarten, wie bspw. der Neuntöter oder Raubwürger, welche in den Hecken brüten oder Gehölze als Ansitzwarte nutzen. Aber auch Reptilien wie die Schlingnatter und die Zauneidechse profitieren von dieser Landschaft. Die wechselwarmen Tiere können sich in den offenen Bereichen sonnen und in den Hecken verstecken. Offene Bodenstellen sind für erdbewohnende Insekten interessant und bieten verschiedenen Wildbienen- und Hummelarten einen Lebensraum. Aus diesem Grund wurde auf allen Flächen hochgewachsene Einzelgehölze, ausgewählte Obstbäume und Rosen erhalten.

Hangflächen als möglicher Ersatzlebensraum
Die beiden Hangflächen haben eine besondere Ausrichtung: Hanglagen, welche nicht Richtung Süden ausgerichtet sind und damit nicht voll besonnt sind, gewinnen im Zuge des Klimawandels an Relevanz. Sie können zukünftig mögliche Ersatzlebensräume für Arten bieten, für die es im Zuge des Klimawandels und dessen Folgen auf den südexponierten Ursprungslebensräumen zu warm und trocken wird. Der Hang in Oberwerbe liegt ostexponiert, der Hang in Bergheim westexponiert und sind daher einer dieser möglichen Ersatzlebensräume.

Jetzt heißt es dranbleiben
In diesem Jahr sind weitere Maßnahmen sowie die Nachsorge bereits begonnener Maßnahmen im Bereich Bergheim, Lieschensruh und Höringhausen vorgesehen. Weiterhin ist der Landschaftspflegeverband mit einem regionalen Planungsbüro im Gespräch, welcher den Verband bei der Auswahl geeigneter Flächen für den Biotopverbund sowie die dafür notwendigen Pflegemaßnahmen unterstützen soll. „Die Gefahren des Klimawandels sind alarmierend, sodass wir hoffen mit diesem Projekt einen Beitrag zum Schutz unserer Biodiversität beitragen zu können“, so Carsten Müller, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes. Dafür ist die Fortführung des Projektes unabdingbar Hintergrund IKSP-Projekt. Der Integrierte Klimaschutzplan Hessen 2025 (kurz: IKSP) zielt auf ein klimaneutrales Hessen bis 2050 ab und finanziert dieses Projekt. Weitere Informationen  unter klimaschutzplan-hessen.de.

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