Leerrohrnetz: Nationalparkgemeinde Edertal und EWF schließen Kooperation

Partner schaffen gute Bedingungen für Glasfaserausbau
Edertal(pm). Die Nationalparkgemeinde Edertal und die Energie Waldeck-Frankenberg GmbH (EWF) haben am 6. Mai in Korbach eine Kooperationsvereinbarung zur Verlegung von Leerrohren für mögliche Breitbandanschlüsse unterzeichnet. An der Unterzeichnung nahmen der Aufsichtsratsvorsitzende Landrat Dr. Reinhard Kubat, Bürgermeister Klaus Gier, der erste Beigeordnete Gerd Hartmann sowie der Geschäftsführer der EWF, Stefan Schaller, teil. Die Vereinbarung gilt für Tiefbaumaßnahmen, die entweder von der EWF oder von der Kommune in den nächsten 20 Jahren durchgeführt werden. Bei den Bauarbeiten der EWF sowie der Nationalparkgemeinde Edertal werden in den nächsten Jahren Leerrohre mitverlegt. Diese Rohre können später bei Bedarf für den Aufbau eines Glasfasernetzes direkt bis zum Kunden genutzt werden und so die Breitbandversorgung in der Gemeinde Edertal beschleunigen.


„Hilfreich für die Umsetzung der Vereinbarung ist eine bereits erstellte Zielnetzplanung, die für alle bebauten und bebaubaren Grundstücke der Nationalparkgemeinde Edertal Übergabepunkte vom Ortsnetz bis in die jeweiligen Gebäude definiert,“ erläutert der Edertaler Bürgermeister Klaus Gier. Zugleich wies er darauf hin welche Vorteile die Kooperation haben kann: „Haushalte und vor allem Betriebe sind immer stärker auf schnelles Internet angewiesen. Die jetzt verlegten Leerrohre können den Breitbandausbau im Edertal beschleunigen, weil dadurch Glasfaserkabel schneller und kostengünstiger verlegt werden können. Deshalb haben wir die Chance zur Zusammenarbeit genutzt.“


Auch der Aufsichtsratsvorsitzende Landrat Dr. Reinhard Kubat freute sich über die Einigung: „Nach der Kooperationsvereinbarung zwischen EWF und Twistetal, hat nun auch die Gemeinde Edertal Interesse bekundet. Das zeigt mir, dass die Kommunen sehr daran interessiert sind, vor Ort den Breitbandausbau mit voranzutreiben und die EWF bei ihrem Engagement in der Region zu unterstützen.“
Der Geschäftsführer der EWF, Stefan Schaller, nahm vor allem die Bedeutung eines modernen Telekommunikationsnetzes für den heimischen Netzbetreiber in den Blick. „Leerrohre können bei Bauarbeiten ohne großen Mehraufwand mit verlegt werden. Bei Bedarf kann dann später ein Telekommunikationsnetz eingerichtet werden, dass für Netzbetreiber heute genauso wichtig ist, wie die Stromkabel und Gasleitungen. Für die Steuerung und die Überwachung unseres Netzes brauchen wir parallel einen zuverlässigen Weg, um Informationen zu transportieren, beispielsweise Daten zur Stromerzeugung von Photovoltaikanlagen oder zum aktuellen Strombedarf in einer Straße. Mit der Zunahme dezentraler Anlagen für Erneuerbare Energien kommen nun immer mehr Informationen hinzu, die alle sicher verarbeitet werden müssen. Deshalb ist es auch für Energieversorger sinnvoll, wenn schon Leerrohre da sind und bei Bedarf für ein Glasfasernetz genutzt werden können.“


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Aktuell liegt der Anteil des Glasfasernetzes innerhalb der bundesweiten Telekommunikationsinfrastruktur nur bei knapp fünf Prozent. In den Großstädten ist der Anteil höher. Besonders in ländlichen Regionen bestehen in der Regel nur Verbindungen zwischen den einzelnen Orten – auf der sogenannten Netzebene 2. In den Ortsnetzen – also auf der letzten Meile – liegen in der Regel Kupferkabel in der Erde. In Neubaugebieten besteht die Möglichkeit, dass dort bereits Glasfaserkabel (Lichtwellenleiter) bis ans Haus verlegt worden sind. Das sind allerdings noch seltene Ausnahmen. Aufgrund der höheren Kosten ist der Ausbau des Glasfasernetzes vorwiegend dort üblich, wo viele Menschen wohnen und mehrere Internetanschlüsse angebunden werden können. Im ländlichen Gebiet besteht deshalb die Sorge, dass dort der Glasfaserausbau erst mit zeitlicher Verzögerung stattfindet. Der Nachteil bei Kupferkabeln ist, dass die Download- und Uploadrate bei Internetanschlüssen limitiert ist. Dies liegt zum einen daran, dass die elektrischen Signale je nach Länge der Kabel und bei höheren Datenraten schwächer werden und damit die Übertragungsrate abnimmt. Zudem können elektromagnetische Störungen die Übertragung auf Kupferkabeln ebenfalls beeinflussen.


Um diese Nachteile zu kompensieren, versuchen Telekommunikationsnetzbetreiber per Vectoring, die Datenrate mindestens auf 100 MBit pro Sekunde zu erhöhen. Hauptsächlich minimiert das Verfahren die Störungen, die durch das Übersprechen entstehen. Übersprechen tritt zwischen benachbarten Kupferdoppeladern eines Leitungsbündels auf. Die auf Nachbarkabeln übertragenen Signale beeinflussen und stören sich durch elektromagnetische Störfelder gegenseitig. Die Störkompensation wird erzielt, indem das Verfahren in Echtzeit ein Kompensationssignal errechnet, das die Wirkung der hochfrequenten Störsignale reduziert.
Diese Entwicklung soll weiter vorangetrieben werden. Trotzdem gilt das bekannte Kupferkabel heute vor allem als Brückentechnologie bis zum Erreichen von noch höheren Übertragungsgeschwindigkeiten im Gigabit-Bereich, die nur mit Glasfaser erreicht werden können. Die Datenrate bei einem durchgängigen Glasfasernetz kann beim aktuellen Stand der Technik auf über 1 GBit pro Sekunde erhöht werden (bei Geschäftskunden sogar deutlich mehr), wenn die komplette Strecke mit Lichtwellenleitern ausgestattet ist. Die Energie Waldeck-Frankenberg GmbH setzt bei allen Baumaßnahmen ausschließlich auf die Verlegung von Leerrohren für Glasfaserinfrastruktur.


Ein Telekommunikationsnetz besteht aus vier Netzebenen. Die erste Netzebene umfasst die technische Infrastruktur vor der endgültigen Übertragung, die zweite Ebene die zentralen Einrichtungen, z.B. das Backbone-Netz. Unter Netzebene 3 versteht man das eigentliche Breitbandverteilnetz mit aktiven und passiven Komponenten, also das Verteilnetz (z. B. in kommunalen Straßen und Wegen) zu den privaten Haushalten, Wohnanlagen oder Wohnungsgesellschaften bis zur Grundstücksgrenze bzw. dem Hausübergabepunkt. Die angeschlossenen Hausübergabepunkte mit den dahinterliegenden privaten Hausverteilnetzen bilden schließlich die vierte Netzebene.

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