Kassel(pm). ln den vergangenen Jahren kam es in vielen Teilen Hessens, besonders im Streuobstbereich, zu einem erhöhten Vorkommen der Apfelbaumgespinstmotte (Yponomeuta ma/ine//us). ln diesem Jahr ist der Druck je nach Lage als hoch bis sehr hoch zu bezeichnen und somit vielerorts bekampfungswürdig, gibt der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) bekannt. Ein massenhaftes Auftreten in größeren Abständen ist typisch für die Apfelbaumgespinstmotte, wie es für die Jahre 2009~2011 und 2018~2019 der Fall war. ln der Regel überstehen gesunde Bäume den Befall und treiben wieder neu aus.
Ein Bekämpfungstermin der kleinen Raupen mit zugelassenen nützlingsschonenden Pflanzenschutzmitteln wird in diesem Jahr in den
südlichen Landesteilen Hessens (Raum Frankfurt, südliche Wetterau, Main-Taunus»Kreis, Main-Kinzig-Kreis, Odenwald-Bergstraße)
voraussichtlich Mitte bis Ende der ersten Maiwoche gesehen, wenn die Räupchen die Blattminen verlassen und erst einzelne Blattchen
eingesponnen sind. ln den Regionen um Gießen und nördlich davon kann die Behandlung der Schädlingsentwicklung entsprechend etwas später erfolgen. Für eine erfolgreiche Regulierung mit Bt.-Präparaten (Bacillus thuríngiensis) sollte die Temperatur am Tag der Applikation und in den darauffolgenden Tagen mindestens bei 15°C, besser darüber liegen, damit die Raupchen genug Blattmasse aufnehmen.
Die Erfahrungen aus dem Vorjahr zeigen, dass kühle Temperaturen zu starker Minderwirkung der Maßnahme führen. Die Wettervorhersage muss im Auge behalten werden und bei kühlen Temperaturen kann die Behandlung dementsprechend später,
also in der zweiten Maiwoche erfolgen. Auch bei Hochstämmen sollte bei der Behandlung auf ausreichende Wassermenge geachtet werden, um eine optimale Benetzung der noch geringen Laubmasse zu gewährleisten. Abtropfverluste sollten jedoch vermieden werden. ln der Praxis gestaltet sich die Behandlung von Hochstämmen technisch als schwierig. Wenn die Gespinste bereits größer als ein Tischtennisball sind, ist eine Bekämpfung nicht mehr sinnvoll, da die Räupchen im Schutz der Gespinste von der
Bekämpfungsmaßnahme nicht mehr erfasst werden. ln diesem Stadium besteht nur noch die Möglichkeit, Nester mit der Schere
herauszuschneiden und aus dem Bestand zu entfernen. Neben Apfelbäumen werden später auch Gespinste an anderen Gehölzen auffällig, beispielsweise am Pfaffenhütchen, Weißdorn oder der Kriechmispel. Hierbei handelt es sich auch um gespinstbildende
Falter, jedoch nicht um die Apfelbaumgespinstmotte.
Steckbrief der Apfelbaumgespinstmotte
Die Apfelbaumgespínstmotte ist ein Schädling im Obstbau, der weit verbreitet vorkommt. lm Streuobstbereich, im Haus- und
Kleingarten oder in der biologischen Obsterzeugung kann der Falter mit seinen hungrigen Raupen auch in stärkerem Maße auftreten.
Bis Ende August werden die Eier an meist zweijährigen Trieben abgelegt Die von einer Sekretschícht bedeckten Eigelege erinnern an die alten Biberschwanz ¬ Dachziegel. Die winzigen Räupchen schlüpfen im Herbst, bleiben aber bis zum darauffolgenden Frühjahr unter dem schützenden Schild. ln den vergangenen Wochen sind die gelb bis gräulich gefärbten Räupchen aktiv geworden und wanderten am Holz zu den noch jungen Blättchen, wo sie aktuell in sogenannten Platzminen an den Blatträndern fressen, die sich dann braun verfärben. lm Anschluss fertigen die Raupen gemeinschaftlich Gespinste um Blätter und Triebe, in denen sie geschützt fressen können. Wenn ganze Aste oder gar komplette Bäume eingesponnen werden, kann es zu totalem Blattverlust und völligem Ertragsausfall kommen. Ein starker Befall kann das Wachstum der Bäume in den darauffolgenden Jahren beeinträchtigen.