Naturschutz und Verkehrssicherung mit schwerem Gerät

Diemelsee-Adorf(pm). Vom 22.02.2021 bis zum 25.02.2021 wurden am „Kahlen-Berg bei Adorf“ abgestorbene und absterbende Nadelbäume entnommen. Hierfür war die Landesstraße 3076 zwischen Adorf ab dem Abzweig Sudeck bis Flechtdorf vom 23.02.2021 bis zum 25.02.2021 vollgesperrt. Die Vollsperrung war notwendig geworden, da aufgrund der Steilheit des Hanges die Entnahme der Bäume mit einem Kran umgesetzt werden musste. Dieser brauchte als Stellfläche den ganzen Straßenkörper.
Auslöser für die Maßnahme war die Nachricht der Straßenmeisterei Korbach, die im Rahmen der Verkehrssicherung eine hohe Anzahl abgestorbener Kiefern in dem als FFH-Gebiet und Naturdenkmal geschützten Steilhang festgestellt hatte.

Aufgrund der beiden Schutzkategorien hat die Straßenmeisterei die Obere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Kassel und die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Waldeck-Frankenberg eingebunden. Für die Sicherung der Erhaltungsziele von FFH-Gebieten ist die Obere Naturschutzbehörde zuständig, welche bei der Umsetzung der Maßnahmen von HessenForst, hier dem Forstamt Frankenberg-Vöhl, unterstützt wird. Durch die Einbindung von HessenForst konnten weitere Waldbesitzer entlang der L3076 erreicht werden, sie konnten die Zeit der Vollsperrung nutzen, um ihrer Verkehrssicherungspflicht durch die Entnahme abgestorbener Bäume ohne Gefährdung des Straßenverkehrs nachzukommen.

Foto: RP Kassel


Im Rahmen der Abstimmung zwischen Hessen Mobil, HessenForst und den beiden Naturschutzbehörden wurde schnell klar, dass die Entnahme der Kiefern nicht nur zur Sicherung der Landesstraße notwendig war, sondern auch der Sicherung der wertvollen Lebensräume des FFH-Gebietes und des Naturdenkmals dient. Im Hang des Kahlen-Bergs, auch Kappenstein genannt, kommen sehr wertvolle Kalk-Trockenrasen und Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation vor, deren Schutz europaweit sicherzustellen ist. Die Trockenrasen sind relativ artenarm und werden von Blaugras dominiert, das durch Arten wie den Frühen Thymian, Schwalbenwurz, Stengellose Kratzdistel, Eiblättriges Sonnenröschen und andere Arten ergänzt wird. Die blaugrasdominierten Kalk-Trockenrasen haben ihr Hauptverbreitungsgebiet in den Alpen und kommen in den deutschen Mittelgebirgen nur als Eiszeitrelikte vor.


Fachgutachter hatten in der Grunddatenerfassung zum FFH-Gebiet festgestellt, dass die einzige Beeinträchtigung dieser Lebensräume durch eine zu große Beschattung entsteht. Die im Hang stehenden Kiefern waren künstlich eingebracht worden und dementsprechend zur Erhaltung der Trockenrasen nun wieder zu entnehmen. Bei der Entnahme sollten die krüppelwüchsigen Eichen und Buchen, soweit sie nicht auch abgestorben waren, erhalten bleiben. Zum einen um den Hang zu sichern, zum anderen aber auch, weil sie natürliche Elemente der Kalk-Trockenrasen bilden. Aus diesem Grund wurde eine Fachfirma mit der Durchführung beauftragt.
Die Fachfirma beschäftigt unter anderem Baumkletterer, die in die Bäume aufsteigen, sofern dies sicher möglich ist, und die an der Glocke des Krans befestigten Ketten in den Kronen der Bäume befestigen.

Sobald der Trennschnitt am Boden erfolgt ist, kann der Kran die Bäume sicher aus dem Hang heben und auf der Straße ablegen. Insgesamt haben drei Baumkletterer, drei Personen am Boden, der Kranfahrer und ein Schlepperfahrer für den schnellen, sicheren und sauberen Ablauf der Maßnahme gesorgt. Innerhalb von drei Tagen wurden auf diese Art insgesamt 324 Bäume entnommen. Das angefallene Material wird auf der „alten Bundesstraße“ zwischengelagert und anschließend gehackt. Mit der umfassenden Entnahme der Kiefern im Gefahrenbereich des Straßenbereichs bleibt zu hoffen, dass in den kommenden Jahren auf weitere Straßensperrungen verzichtet werden kann. Weitere Informationen über das FFH-Gebiet „Kahlen-Berg bei Adorf“ finden sie unter folgendem Link: www.natureg.hessen.de.

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