Kurswechsel bei der Bahnhofssanierung: Kultur kommt zum Zug

Frankenberg(pm). Der Frankenberger Bahnhof soll zum Kulturzentrum ausgebaut werden. Nach jahrelangem Bemühen um ein Ärztehaus im Bahnhofsgebäude ändert Bürgermeister Heß jetzt den Kurs. „Der Bahnhof hat lange genug geschlummert. Wir wollen Leben dort hinein bekommen.“ Aus diesem Grund setzt der Bürgermeister jetzt Planungen für einen Kulturbahnhof aufs Gleis. Einen Platz finden soll dort zum einen die Stadtbücherei, die bisher im Steinhaus am Obermarkt untergebracht ist. Darüber hinaus soll auch die Frankenberger Musikschule im Bahnhofsgebäude endlich eigene Räumlichkeiten bekommen. Darauf hat sich Heß nach intensiven Gesprächen mit dem Magistrat und den Fraktionsvorsitzenden geeinigt.


Seit der Sanierung des Bahnhofsumfeldes 2015 sollte nach dem Willen der Stadt Frankenberg (Eder) das Bahnhofsgebäude zum Ärztezentrum ausgebaut werden – ein klares Statement für die Gesundheitsversorgung in der Stadt. Zahlreiche Gespräche mit verschiedenen Ärztegemeinschaften und möglichen Betreibergesellschaften hatten jedoch nicht zum Erfolg geführt. „Wir mussten letztlich erkennen, dass wir die Ärzte nicht in den Bahnhof bekommen“, zieht Heß einen Strich unter die bisherigen Planungen. Für ein Ärztehaus gebe es auch andere mögliche Standorte.
Sowohl die Stadtbücherei wie auch die Musikschule begrüßen die neuen Planungen sehr. Die Stadtbücherei wird nach heutigem Stand das halbe Erdgeschoss sowie das erste Obergeschoss beziehen, zusammen rund 510 m², und hat damit mehr Raum als bisher für eine Optimierung des Medienangebots.


Für die Frankenberger Musikschule geht mit den neuen Plänen ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: eigene Räumlichkeiten an einem Ort – nicht mehr dezentral wie bisher. Rund 300 m² stehen der Musikschule im Dachgeschoss dann voraussichtlich zur Verfügung. Das neue Kulturzentrum bietet beiden Einrichtungen genügend Platz, bringt den ganzen Tag Belebung in das Gebäude und liegt außerdem verkehrsgünstig für eine Anfahrt mit Bus, Zug, Auto und Fahrrad. Ein weiterer großer Vorteil ist der barrierefreie Zugang. Öffentliche Sanitäranlagen werten den Standort zusätzlich auf.
Im Innern wird das Treppenhaus durch einen Aufzug ergänzt. Die Schalterhalle im Erdgeschoss bleibt erhalten und soll nach historischem Vorbild aufgebaut werden – für eine multifunktionale Nutzung als Lesecafé und Raum für kleinere Aufführungen, Lesungen, Konzerte und mehr. Auch der Turm auf dem Dach wird restauriert, die vier Uhren werden wieder in Betrieb genommen.


Letztes Puzzleteilchen im Erdgeschoss soll nach Möglichkeit ein Café oder Bistro sein. Die Stadt sucht für die rund 140 m² große Fläche mit Möglichkeiten der Außenbestuhlung noch einen Betreiber. „Gastronomen können sich sehr gerne bei der Stadt melden“, ermuntert Heß mögliche Interessenten. Das historische Bahnhofsgebäude ist seit 2013 im Besitz der Stadt. Der Frankenberger Bahnhof gehört zu rund 1.200 Bahnhöfen, die damals aus einem Fonds herausgelöst worden sind. „Ein Dank gilt noch heute der Frankenberger Bank für die Unterstützung beim damaligen Kauf“, blickt Heß zurück. Die Sanierung des Bahnhofs ist bereits durchfinanziert und im Haushalt abgebildet. Rund vier Millionen Euro veranschlagt der Bürgermeister für den Umbau des historischen Gebäudes – bei einer Förderung von rund 70%. Der Bauantrag werde jetzt vervollständigt, nach der Genehmigung könnte es bereits im Frühjahr 2021 mit dem Ausbau losgehen. Eine Inbetriebnahme würde dann 2022 erfolgen. Heß ist sich sicher: „Dann wird der Bahnhof zu einem Ort der Begegnung. Er wird in voller Blüte erstrahlen und eine echte Bereicherung für die Stadt.“

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