Weg vom Auto hin zu umweltschonenden Alternativen

Kreis Paderborn (krpb). Dichter Verkehr, Staus in den Innenstädten, eine rote Ampel nach der anderen und dann die ständige Suche nach dem Parkplatz: stressiger könnte der Tagesbeginn in der Uni oder am Arbeitsplatz kaum sein. Gleichzeitig wächst die Einsicht, dass der Klimawandel ein „weiter so“ schlicht nicht zulässt und Wohngebiete und Ortszentren von Abgasen, Lärm und privatem Autoverkehr frei gehalten werden sollten. Weg von der Pkw-Nutzung hin zu umweltschonenden Alternativen, wie kann das gelingen?

Neun Studierende der Kreisverwaltung Paderborn und der Bezirksregierung Detmold haben sich der Herausforderung gestellt, ein nachhaltiges Mobilitätskonzept für die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW (HSPV) zu entwickeln. Ziel von „MOVE HSPV“ ist es, das Verhalten von Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden und damit die An- und Abreisesituation am Studienort Bielefeld nachhaltig zu verändern und damit gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Das Ergebnis ihrer neunwöchigen Projektarbeit präsentierten die Studierenden im Paderborner Kreishaus. Ihr Konzept: Alternativen wie die Bildung von Fahrgemeinschaften, Ausbau der E-Mobilität, Förderung von Radverkehr sowie Bus und Bahn mit Arbeitgeberanreizen, angepassten Rahmenbedingungen am Studienstandort und verbesserter Kommunikation effizient zu nutzen.

„Wir haben bereits in unserem Leitbild das Ziel verankert, verantwortungsvoll mit Blick auf die nachfolgenden Generationen zu handeln. Deshalb steht dort auch das Ziel, Strategien für eine umweltfreundliche Nahmobilität zu entwickeln. Deshalb freue ich mich sehr, dass unsere Nachwuchskräfte sich dieses Themas angenommen haben“, betont Landrat Manfred Müller. Die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW (HSPV) ist eine duale Hochschule mit Standorten in Aachen, Bielefeld, Dortmund, Duisburg, Gelsenkirchen, Hagen, Herne, Köln, Mühlheim an der Ruhr und Münster. Rund 11.600 Studierende absolvieren an den 10 Standorten ihre fachtheoretische Ausbildung in sechs Studiengängen. Auch die Kreisverwaltung Paderborn bildet an der HSPV ihren Nachwuchs aus.

Am Anfang stand die Analyse der Ausgangslage am Studienort Bielefeld sowie eine Mitarbeiterbefragung: 28 % der Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden der Hochschule mit Standort Bielefeld fahren alleine mit dem Pkw, 37 % in einer Fahrgemeinschaft, 8 % fahren mal allein oder nutzen eine Fahrgemeinschaft, je 7 % nutzen den ÖPNV oder kommen mit dem Fahrrad und/oder zu Fuß. Die übrigen 13 % konnten keiner Gruppierung zugeordnet werden. Statistisch betrachtet kommen auf einen Parkplatz etwa 2,18 Fahrzeuge, Stress ist hier vorprogrammiert und an der Tagesordnung. 80,8 % gaben bei der Umfrage die Parkplatzsuche als Störfaktor an. Einige Studierende verlassen sogar regelmäßig den Lehrsaal, um die Parkuhr neu zu befüllen oder umzuparken, was als besonders störend empfunden wird.

Paderborns Landrat Manfred Müller, Kreisdirektor Dr. Ulrich Conradi, die Vizepräsidentin der Hochschule, Prof. Dr. Iris Wiesner sowie die Landtagsabgeordneten Christian Kampmann (SPD) und Matthias Goeken (CDU) sowie Vertreterinnen und Vertreter der betroffenen Verkehrsverbünde und der Stadt Bielefeld bedankten sich bei den Studierenden für ihr Konzept, das viele Ideen bündelt und gleichzeitig praxisnahe Lösungen bereithält: Studierende und Mitarbeitende könnten über eine App Fahrgemeinschaften bilden, die mit einer hochschuleigenen App verknüpft werden könnte. Die dort hinterlegten aktuellen Stundenpläne und Wohnorte helfen dabei, diese besser zu koordinieren. Die Kurseinteilung sollte bereits ab Studienbeginn nach Wohnorten erfolgen. Eine solche App könne zudem die Kontakte der Studierenden untereinander, kurs- und jahrgangsübergreifend, verbessern. Die Online-Lehre, die in der #Corona-Pandemie half, den Betrieb aufrecht zu erhalten, könnte zum festen Bestandteil des Lehrplans werden.

Um das Klima besser zu schützen und die Schadstoffbelastungen zu reduzieren, setzt die Landesregierung auf den Ausbau der E-Mobilität. Der Kreis Paderborn wird in der Projektarbeit als Best Practice-Beispiel und Vorbild auch für die HSPV genannt, wie man einen „ökonomisch und ökologisch optimierten Mobilitätsmix“ im Fuhrpark erstellen kann. Besonders dort, wo Kurzstrecken gefahren werden, bietet sich das Elektrofahrzeug als Alternative zum Diesel- oder Benzinfahrzeug an. Aktuell befinden sich 19 Hybrid- und Elektrofahrzeuge im Fuhrpark des Kreises Paderborn. Insgesamt 27 Ladesäulen stehen auf dem Gelände des Kreishauses, mit denen 31 Fahrzeuge mit Strom versorgt werden können. Vorreiter ist der Kreis Paderborn auch beim JobTicket. Umkleidekabinen und Duschmöglichkeiten, mehr verschließbare Unterstellmöglichkeiten und eine Fahrradreparaturstation könnten dazu beitragen, dass mehr Studierende mit dem Rad zur Uni fahren.

Der ÖPNV nehme eine Schlüsselrolle ein, so die Studierenden. Eine echte Alternative zum Auto seien Busse, die zeitnah vom Hauptbahnhof aus starteten. Busse und Bahnen müssten enger vertaktet und an die Lehrzeiten der Hochschule angepasst werden. Zum Umstieg bewegen könne auch ein JobTicket Hochschule und die Betrachtung verschiedener Ticket-Varianten. Ein Ergebnis der Umfrage war auch, dass 61,5 % der Befragten einen Arbeitgeber favorisieren würden, der ihnen gute Verkehrsmöglichkeiten auf dem Arbeitsweg bieten könne. „Mit Anreizen rund um die berufliche Mobilität können Arbeitgeber ihre Arbeitgebermarke ausbauen, Fluktuation verringern, die Arbeitsmotivation steigern und neue Mitarbeitende gewinnen“, heißt es in der Projektarbeit. Alternativen zum Auto müssten ausreichend kommuniziert werden, um Verhalten zu ändern. „Ihre Ergebnisse und Handlungsempfehlungen sind ein Gewinn für den Studienort und Vorbild für andere Studienorte“, betonte der Verwaltungsleiter der HSPV am Studienort Bielefeld, Tim Neubauer. Die Arbeit erfülle ihren Anspruch und Titel „Move HSPV“, also etwas in Bewegung zu bringen. Dafür gab es zur Freude der Studierenden eine hervorragende Bewertung.

Leave a Comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.