Digitalisierung ist kein Selbstläufer

Waldeck-Frankenberg(pm). Die hochschulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Daniela Sommer, hat sich mit Studierenden sowie mit Lehrkräften aus Waldeck-Frankenberg und anderen hessischen Landkreisen zum Thema Digitalisierung ausgetauscht: „Die Pandemie hat es erfordert, in kürzester Zeit auf digitale Formate umzusatteln. Digitale Angebote waren vor der Pandemie nicht so ausgestaltet, um ein komplettes Digitalsemester oder ein Schuljahr zu organisieren.“

Defizite wie Serverüberlastungen, Datenschutzprobleme sowie digitale Formate, in denen es zu Engpässen wegen der Netzanbindung kam, seien hinlänglich bekannt gewesen. Hier werde erneut deutlich, dass Hessen hinterherhinkt: Durch die schwarz-grüne Landesregierungen gibt es immer noch eine digitale Spaltung zwischen städtischem und ländlichem Raum. Ohne Breitbandanschluss ist eine gesellschaftliche Teilhabe nicht mehr möglich. Weite Teile der Bevölkerung werden durch die Untätigkeit der Landesregierung abgehängt. Sommer führt aus, das sowohl Bildungseinrichtungen als auch Gewerbetreibende und Privathaushalte mit Breitbandanschlüssen mit Geschwindigkeiten von bis zu 50 Megabit pro Sekunde versorgt werden müssen: „Dazu braucht es eine zukunftsfähige Infrastruktur und die Vernetzung des gesamten ländlichen Raumes!“, so die heimische Abgeordnete.

Sommer sagt, Digitalisierung sei kein Selbstläufer, sondern erfordere personelle, finanzielle und sächliche Ressourcen. Digitale Schul- und Hochschulbildung wie auch Forschung eröffne neue Chancen, gleichzeitig berge sie aber auch Risiken, das zeige ihr Austausch mit Lehrkräften, Eltern von Schülern und den unter anderem aus Waldeck-Frankenberg stammenden Studierenden. „Der Zugang zum Lernstoff kann erleichtert werden. Es können sich aber auch neue Ausgrenzungsmechanismen ergeben. Denn nur wenige der Schüler und der Studierenden verfügen über die technische Expertise und die Kompetenz, die Inhalte der Angebote optimal zu nutzen. Die private Nutzung digitaler Medien übersetzt sich nicht zwangsläufig in den Schul- und Hochschulalltag“, erklärt Sommer.

Zudem habe nicht jede und jeder den erforderlichen Zugang. Beispielsweise hätten Smartphones oft limitierte Datenvolumen und seien ohnehin für Online-Unterricht nicht das optimale Endgerät, daher müssten unbedingt neue Möglichkeiten und Lernorte geschaffen werden: „Sonst grenzen wir Schüler und Studierende, die es sich finanziell nicht leisten können, in Soft- und Hardware zu investieren oder die keinen Breitbandanschluss haben oder nur über Breitbandanschluss mit zu geringen Geschwindigkeiten verfügen, schlichtweg aus“, so Sommer. Fakt sei, digitale Medien bzw. Online-Angebote könnten nicht alle Schüler und Studierende erreichen und die Präsenzveranstaltung mit Lehrkraft ersetzen.

Eine Studierende aus Waldeck, die den Studienort wechseln wird, sprach nicht nur von Netzschwierigkeiten: „Für mich wäre es wirklich der „worst case“, wenn ich zum Wintersemester meinen Master in einer neuen Stadt anfange und keine Orientierungseinheiten in Anwesenheit stattfinden, weil ich dann außerhalb der Online-Lehre überhaupt keinen oder nur sehr erschwert sozialen Kontakt knüpfen kann.“ Dies trifft auf alle Neuanfänger, die keine entsprechende Orientierung erhalten werden, zu. Daher müsse auch in Hochschulen eine Öffnung in Maßen überlegt werden.


Der heimische Abgeordnete ist es noch einmal wichtig, deutlich zu machen, dass Laptops allein keine Medienkompetenz und keine Lehrkräfte ersetzen – das gelte für Hochschulen sowie für alle Schulen – auch in Waldeck-Frankenberg. Deshalb müsse dringend die Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte angepasst werden. Hier gebe es Kritik sowohl von Eltern der Schüler sowie von Studierenden: Es brauche digitale Pädagogik und Didaktik.
Abschließend sagt Sommer: „Die derzeitige Infrastruktur darf nicht zu einer digitalen Spaltung bei den Kompetenzen junger Menschen führen. Die SPD setzt sich dafür ein, dass jedes Kind, jeder Schüler, jeder Auszubildende und jeder Student einen Platz in der digitalen Gesellschaft findet und deren Herausforderungen meistern kann. Bildung muss in diesem Zusammenhang neu gedacht werden. Dazu braucht es dringend einen Masterplan für die Umsetzung der Digitalisierung in Schule, Ausbildung und Studium.“

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