Kümpel: „Fachkräftezuwanderung kann Abschwung bremsen und zusätzliche Arbeitsplätze schaffen“

Landesregierung sollte effiziente Ausländerbehörden in den Regierungsbezirken schaffen

Kassel(pm). Die Zahl der Arbeitslosen im Agenturbezirk Kassel (Stadt Kassel, Landkreis Kassel, Werra-Meißner-Kreis) ist im Vergleich zum Vormonat um 566 auf 14.519 Jobsuchende gestiegen. Die Arbeitslosenquote klettert somit um 0,2 Punkte auf aktuell 5 Prozent. „Trotz der insgesamt weiterhin guten Zahlen am Arbeitsmarkt kämpft die exportorientierte Industrie bereits mit erheblichen Nachfragerückgängen, bedingt durch konjunkturelle Einbrüche, geopolitische Unsicherheiten und einen grundlegenden Strukturwandel mit digitaler Transformation, Industrie 4.0, Künstlicher Intelligenz sowie den Veränderungen bei den Antriebstechnologien im Automotive-Bereich. Dies wird nach aller Voraussicht mit Verzögerung auch Auswirkungen im Handel, in der Dienstleistung und im Handwerk haben. In einigen Bereichen der Industrie wird begonnen, mit Entlassungen zu reagieren.

Seit Anfang des Jahres haben wieder mehr Hessen ihren Arbeitsplatz verloren als im Vorjahr. Andererseits fehlen in speziellen Zukunftssegmenten Fachkräfte – u. a. bei IT-Anwendungen, E-Mobilität oder neuer Heiztechnik. Deshalb brauchen wir in Hessen auch dringend mehr Fachkräftezuwanderung für die Unternehmen. Denn wenn Arbeitgeber Schlüsselpositionen mit Fachkräften besetzen, können sie mehr Neugeschäft annehmen und dann auch zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Dies hält die Abwärtsspirale aus den notwendigen Anpassungsprozessen auf und schafft an anderer Stelle Wachstum auch der Beschäftigung. Landesregierung und Landtag können deshalb helfen, den Prozess bei Einwanderung von Fachkräften weiter zu verbessern. Am besten mit drei auf Erwerbsmigration spezialisierten Ausländerbehörden in den Regierungsbezirken Kassel, Gießen und Darmstadt. Diese Spezialisierung fordert auch das zum 1. März 2020 in Kraft tretende Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Wir wollen keine Einwanderung in die Sozialsysteme, sondern in den Arbeitsplatz“, sagte Jürgen Kümpel, Geschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e.V. (VhU) in Nordhessen.

„Qualifizierte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt schafft regelmäßig neue Arbeit und nimmt keine Arbeitsplätze weg. In einer zunehmend vernetzten Wirtschaft sind Zuwanderer außerdem wertvolle Brückenbauer in ihre jeweiligen Herkunftsländer. Jedoch verzögert oder verhindert der bisherige Behördenmarathon in vielen Fällen, dass Arbeitgeber und qualifizierte Bewerber aus dem Ausland zusammenfinden. Die Landespolitik könnte hier vieles vereinfachen, indem sie die Verantwortung für Ausbildungs- und Erwerbsmigration von den 31 relativ kleinen Ausländerbehörden auf drei zentrale Ausländerbehörden überträgt, die effizienter arbeiten können“, sagte Kümpel.

Kümpel ergänzte, dass in Hessen 2018 nur rund 10.000 Aufenthaltstitel zur Aufnahme einer qualifizierten Erwerbstätigkeit erteilt worden seien. „Die rund 40.000 aus humanitären Gründen erteilten Aufenthaltstitel können das Fachkräfteproblem im höherqualifizierten Bereich nicht lösen. Erfreulicherweise nehmen zwar immer mehr Flüchtlinge eine Beschäftigung auf, die Mehrzahl aber in Jobs, für die man nur wenige Qualifikationen braucht“, sagte Kümpel. Die hessische Wirtschaft benötige aber vor allem qualifizierte Fachkräfte.

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