Chefsache Digitalisierung

Veranstaltung mit Praxistipps der Servicestelle Wirtschaft des Kreises Paderborn

Kreis Paderborn(krpb). Die Digitalisierung ist zwar nicht zum Wort des Jahres gekürt worden. Sie durchdringt gleichwohl alle Lebensbereiche und erscheint nahezu omnipräsent. Was genau kann sie, worin bestehen ihre Chancen und Risiken? Die Servicestelle Wirtschaft des Kreises Paderborn, Industrie- und Handelskammer zu Bielefeld aus Paderborn sowie Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe hatten insbesondere mittelständische Betriebe nach Paderborn eingeladen, um Praxistipps von Unternehmen für Unternehmen mitzunehmen und Förderprogramme kennenzulernen. Die Veranstalter trafen damit den Nerv der Betriebe: Über 90 Unternehmensvertreter informierten sich über die Chancen der Digitalisierung und wie man sie erfolgreich im eigenen Betrieb umsetzen kann. Die wichtigste Botschaft lautete: Digitalisierung funktioniert nicht wie ein Kuchenrezept. Einige wenige digitale Zutaten, ein bisschen Technologie hier, ein bisschen Organisation da, reichen nicht. Zunächst müssen Ziele definiert, eine Strategie festgelegt und vor allem die Mitarbeiter mitgenommen werden.

„Für jedes Unternehmen gehören Veränderungen zum Alltag“, betonte Landrat Manfred Müller. Das gelte vor allem für die Digitalisierung, die alle Bereiche des Unternehmens erreiche. Gleichwohl könne es keinen Masterplan für alle geben. Dazu seien Struktur, Größe und Firmenphilosophie eines Unternehmens zu unterschiedlich. „Unser Ziel ist es heute, Ihnen methodische und praxiserprobte Ansätze für Ihren Digitalisierungsfahrplan mit auf den Weg zu geben“, so der Landrat.

Haben Unternehmen dasselbe Verständnis von Digitalisierung wie Mitarbeitende? Christoph Plass vom Vorstand der Unitiy AG in Büren stellte fest, dass da erst einmal viel Angst sei. Schlagzeilen über angebliche Arbeitsplätze, die durch Computer und Roboter wegfallen, verunsichern die Menschen. Macht Fortschritt also arbeitslos? „Nein“, sagte dazu Plass. Digitalisierung sei viel mehr als nur Automatisierung von Produktionsprozessen. Sie erschieße neue Geschäftsfelder, verändere die gesamte Unternehmenskultur und entscheide letztlich über die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. „Digitalisierung sollte deshalb zur Chefsache erklärt werden“, bekräftigte Plass, der in seinem Vortrag erläuterte, worauf es auf dem Weg zur Digitalisierung ankommt.

Kurz- und mittelfristig könnten durch die Digitalisierung des bestehendes Kerngeschäfts Umsätze gesteigert und Kosten reduziert werden. Langfristig entstünden neue Geschäftsfelder und damit Chancen durch digitales Lernen, kreative Ideen und Experimentieren. Dazu gehöre auch eine Kultur des Scheiterns, die erlaubt sein müsse. „Lernen durch Scheitern ja, Inkompetenz nein“, betonte Plass. Als ein praktisches Beispiel nannte er das OP-Management von morgen: Dank künstlicher Intelligenz könnten Operationszeiten in Krankenhäusern durch die Einbeziehung von Faktoren wie Patientendaten, Dringlichkeit der OP, Arbeitszeitpotenziale sowie notwendiger Puffer-Zeiten errechnet und der optimale Ressourceneinsatz bestimmt werden. Daraus resultierten dann automatisierte Vorschläge für optimale Operationen in Echtzeit.

Dr. Hans Jürgen Hesse von der Hesse GmbH, gastgebender Betrieb der Veranstaltung, bilanzierte, dass die Digitalisierung nicht nur die Technik verändere, sondern auch die Art und Weise, wie informiert und kommuniziert werde. Zeit und Entfernung verlören an Bedeutung. Schon heute seien Informationen über Produktionsprozesse vom anderen Ende der Welt verfügbar. Maschinen ließen sich über große Distanz überprüfen und reparieren. Kunden an weit entfernten Standorten könnten per Chat unterstützt werden, also ganz neue Käuferschichten erschlossen werden. Wichtig sei es nicht nur, die Mitarbeiter mitzunehmen. „Nehmen sie die Impulse auf, die von ihnen kommen“, riet Hesse den Betrieben. Wie sehr Digitalisierung das gesamte Unternehme verändert, betonte Hans-Werner Luckey von der Luckey GmbH in Bad Wünnenberg-Haaren. Der Einstieg in die Digitalisierung habe einen ähnlichen Technologieschub erzielt wie seinerzeit die Anschaffung eines computergesteuerten Bearbeitungszentrums.

Dominik Schulte von der Condor MedTec GmbH in Salzkotten meinte, dass die Digitalisierung zwar Herausforderungen mit sich bringe aber eben auch Chancen. „Wir haben mit externer Unterstützung Handlungsbedarfe analysiert, eine Strategie definiert und setzen diese nun Schritt für Schritt um“, so Schulte.

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