Sucht nach digitalen Medien auf dem Vormarsch

Mehr Interessierte als Plätze beim ersten Regionalen Fachtagung „Sucht und Familie“

Kreis Paderborn(krpb). Noch schnell eine Runde „Fortnite“ am PC zocken, nächtelang im Internet pokern oder die meiste Zeit des Tages auf Youtube unterwegs. Während bei Jugendlichen laut Jahrbuch Sucht der Alkohol die Party-Droge Nummer eins bleibt und Cannabis seit Jahren die Liste der beliebtesten illegalen Droge anführt, hat sich in den letzten Jahren eine weitere Sucht in die Wohn- und Kinderzimmer eingeschlichen: die Online-Sucht. Sie war deshalb nun auch eines der Schwerpunktthemen beim Regionalen Fachtag „Sucht und Familie“ im Paderborner Kreishaus.

Aus dem gesamten Kreisgebiet waren Fachkräfte und Praktiker aus der Jugendhilfe, soziale Beratungsstellen, Suchthilfe, Schulen, Polizei oder gesetzliche Betreuer zu diesem ersten Fachtag geladen. „Die 100 Teilnehmer-Plätze waren schnell belegt und wir mussten leider etlichen Interessenten absagen. Das zeigt, dass wir mit den ausgesuchten Themen und den Referenten einen Nerv getroffen haben“, berichtet Zehra Bavli vom Gesundheitsamt des Kreises Paderborn. Zusammen mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe, dem Caritasverband und der Stadt Paderborn hat sie den Fachtag auf die Beine gestellt. Dabei war es den Koordinatoren gelungen, überregional bekannte Fachleute aus ganz Deutschland und der Schweiz als Dozenten zu gewinnen.

Mit seinem Workshop „Systematische Beratung bei Internetsucht“ stieß der Leiter des Züricher Zentrums für Spielsucht und andere Verhaltenssüchte Franz Eidenbenz auf großes Interesse bei den zahlreichen Teilnehmern. Neben der Online-Sucht zogen verschiedene Workshops und Vorträge zum Thema „Sucht und Familie“, das sich auch im Veranstaltungstitel des Fachtages wiederfand, das größte Interesse des Fachpublikums auf sich. „In den betroffenen Familien wird zumeist viel Energie dafür aufgebracht, nicht aufzufallen und die Fassade nach außen aufrecht zu erhalten. Dies führt nicht selten dazu, dass Partner, Eltern oder Geschwister stärker unter der Krankheit leiden als der oder die Betroffene selbst“, erklärt Dr. Gaby Bruchmann, Leiterin der LWL-Koordinationsstelle Sucht. Deshalb wurde in der Vergangenheit den Angehörigen eine radikale Abgrenzung von dem Suchtkranken nahegelegt. Mittlerweile gehen Therapeuten andere Wege und zielen mit einer verhaltenstherapeutischen Intervention darauf ab, sowohl die Lebensqualität der Angehörigen zu verbessern, als auch den Suchtkranken zu einer Behandlung zu motivieren.

Weitere Themen des Fachtags waren Alkohol- und Drogenkonsum in der Schwangerschaft oder Suchtverhalten in der Pubertät. „Sucht hat viele Gesichter. Doch egal in welcher Form sie daher kommt, die Auswirkungen für den Erkrankten und dessen Familie sind immens. Daher freuen wir uns über die große Resonanz des Fachtags bei uns im Paderborner Land“, erklären die Koordinatoren.

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