Agrar-Tour durch Waldeck-Frankenberg
Waldeck-Frankenberg(od). Wer erzeugt was in Waldeck-Frankenberg und wie? Wo können Verbraucher direkt beim Erzeuger kaufen? Diese Fragen und mehr wurden auf der Agrartour des Fachdienstes Landwirtschaft am Wochenende vom 20. September bis 22. September beantwortet.
Die Landwirtschaft in Waldeck-Frankenberg ist eher kleinflächig, riesige Betriebe oder Agroindustrie sucht man im größten Landkreis Hessens vergebens. Dafür ist die Landwirtschaft mit ihren Erzeugnissen vielfältig. Angefangen von der Milchwirtschaft über Schweine- und Geflügelmast, Getreideproduktion und Teichwirtschaft bietet der Kreis für alle etwas. Dabei ist die die verantwortungsvolle konventionelle Landwirtschaft genau so vertreten wie die biologische Erzeugung von Produkten.
Am Freitag startete die Tour beim Schweinemastbetrieb Dietzel in Twiste Berndorf. Der Betrieb wurde bereits vor einigen Jahren aus Bio-Mast umgestellt, die Anzahl der Schweine reduziert, dafür gibt es großzügige Ställe mit Außengehegen, ordentlich Platz für die Muttersauen mit ihren Ferkeln und, besonders wichtig für Schweine, die in als Herdentier in sozialen Verbänden leben, Muttertiere und Ferkel sind in größeren Gruppen zusammen. Dort, im Ferkel-Kindergarten werden Rangordnung, Sozialverhalten und Spieltrieb ausgelebt, immer unter den wachsamen Augen der Mütter. Männliche Ferkel werden von einer Tierärztin unter Narkose kastriert und der Einsatz von z.B. Penicillin auf ein Minimum reduziert. Auch im Maststall sieht man keine mehrere hundert Schweine, sondern Kleingruppen mit Zugang nach draußen. Gefüttert wird nur nach Bioland-Norm, hauptsächlich mit Kleegras und heimischen Getreide. Die Schweine reifen langsam zum Schlachtgewicht, sind dafür etwas fetter, heißt sie haben eine ordentliche Speckschicht. Trotz weniger Schweine, und mehr Arbeit, Christoph Dietzel und sein Vater bereuen den Schritt zum Bio-Betrieb nicht. Denn durch langfristige Abnahmeverträge mit Edeka Rhein Ruhr steht der Betrieb in Twiste wirtschaftlich gut da. „Und auch der Preis stimmt,“ sagt Christoph Dietzel.
Nicht alle Betriebe liefern an Großabnehmer. Für viele Rinder und Schweine geht die Reise erstmal bis Bad Arolsen-Mengeringhausen zur Landwirtschaftlichen Vieh- und Fleischvermarktung. 2018 wurden hier rund 40.000 Schweine und etwa 5.800 Rinder vermarktet, erklärte Geschäftsführer Dirk Blettenberg den Besuchern. Die Tiere werden mit Klein-LKW aus Waldeck Frankenberg, Teile des Schwalm-Eder Kreis und Kreis Kassel abgeholt. Von dort geht es dann zu Schlachthöfen, die maximal vier Stunden Fahrzeit von BaD Arolsen entfernt sind. Für einige endet die Fahrt aber auch schon im Schlachthof der Landwirtschaftlichen Vieh- und Fleischvermarktung in Mengeringhausen: zirka 8500 Schweine und 600 Stück Großvieh wurden dort 2018 geschlachtet. Durch die kurzen Anlieferfahrten und einer angemessener Ruhezeit kann so schonend wie möglich geschlachtet werden. „Das ist wichtig für die handwerklichen Metzgereien der Region und für Biobetriebe, „so Blettenberg. Nach der Schlachtung wird in Kühlhäusern konventionell und Bio getrennt gekühlt.
Mit dem Besuch des Schanzenhof in Bad Arolsen-Helsen endete der erste Tag der Agrartour. Der Schanzenhof wird nach den Richtlinien von Demeter bewirtschaftet. Neben Milchwirtschaft, gibt es auch Kartoffeln und, für Waldeck-Frankenberg eher unüblich, auch Gemüse. Der Hof, äußerlich ein typisch 60iger Jahre Aussiedlerhof, wurde im Rahmen von Betriebsnachfolge von den jetzigen Betriebsinhabern übernommen und zum Biohof umgebaut. Wert wird so auf auf eine artgerecht Tierhaltung gelegt, die Kühe haben Hörner und in einem normalen Melkstand wird die Melkmaschine noch per Hand an- und abgesetzt. Geliefert wird das Gemüse z.B. in einen Supermarkt in Bad Arolsen. Es gibt aber auch einen Hofladen, der einmal die Woche geöffnet hat und rund 50 sogenannter Abo-Kisten, die einmal die Woche ausgeliefert werden. Zusätzlich hat der Schanzenhof noch Streuobst-Wiesen, auch hier wird geerntet und das Obst verkauft.