Experten aus ganz Hessen erkunden beispielhaften Stadtumbau im Rheingau

Tour der Hessen Agentur mit Brennstoffzellenbussen zu Förderprojekten im Rheingau

Wiesbaden(pm). Organisiert vom Kompetenzzentrum „Stadtumbau in Hessen“ der HA Hessen Agentur GmbH haben rund 30 Stadtplanerinnen und Städteplaner aus dem ganzen Land in Walluf, Geisenheim, Rüdesheim und Kiedrich besonders gelungene Projekte begutachtet. Im Mittelpunkt standen nachhaltige Grün- und Wasserflächen entlang des Rheins, die der Bevölkerung als Erholungsgebiete dienen.

Sich miteinander austauschen und praxisnah außergewöhnliche Beispiele für nachhaltigen Stadtumbau erleben: Rund 30 Mitarbeiter*innen von kommunalen Verwaltungen aus ganz Hessen haben bei einem Netzwerktreffen vier Standorte des Städtebauförderungsprogramms Stadtumbau in Hessen im Rheingau besucht, um die dortigen Fortschritte zu analysieren und sich Anregungen für eigene Umbauprojekte zu holen. Organisiert wurde die Veranstaltung – durchgeführt mit zwei klimaneutralen Brennstoffzellenbussen – unter dem Motto „Auf zu neuen Ufern“ vom Kompetenzzentrum „Stadtumbau in Hessen“ der HA Hessen Agentur GmbH, mit Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen (HMWEVW). Das moderne Rheinufer in Walluf, die gewachsenen und harmonisch ergänzten Grünflächen am Rhein bei Geisenheim, das geplante Umbaugebiet „Auf der Lach“ in Rüdesheim sowie das sanierte Rathaus samt Gemeindeplatz in Kiedrich dienten als Paradebeispiele für gelungene und geplante Projekte. Passend zum Schwerpunkt der zweiten Förderrunde des Programms „Stadtumbau in Hessen“ lag der Fokus dabei auf der sogenannten grünen und blauen Infrastruktur – also Grün- und Wasserflächen, die durch ihre klimatische Wirkung einen nachhaltigen und umweltschützenden Einfluss auf ihr städtebauliches Umfeld haben.

Stadtgrün ist ein effektives Mittel gegen die Überhitzung von Städten

„Grünflächen und begrünte Plätze sind wichtige Bausteine des Stadtumbaus. Stadtgrün schafft Lebensqualität und ist ein effektives Mittel gegen die Überhitzung von Städten“, erklärte Henning Schwarting von der Stabsstelle Städtebau und Städtebauförderung beim HMWEVW – bei hochsommerlichen Temperaturen konnten sich die Teilnehmer der Exkursion unmittelbar selbst von den positiven Effekten der Flächengestaltung überzeugen. Das Rheinufer in Walluf bietet seit Frühjahr 2018 eine deutlich gesteigerte Aufenthaltsqualität. Sitzstufen, die zum Strom hinabführen, ermöglichen den Besuchern das unmittelbare Erleben des Rheins und bei Bedarf auch eine kleine Abkühlung, wenn sie die Beine im Wasser baumeln lassen. Der Blick auf die vorbeifahrenden Frachtschiffe und die nebenan vertäuten Segelboote des örtlichen Yachtclubs lassen bei den Bürgern im eigenen Heimatort Urlaubsgefühle aufkommen. Das hessische Wirtschaftsministerium investierte aus dem Bund-Länder-Programm Stadtumbau rund 670.000 Euro inklusive städtischem Eigenanteil. „Im heißen Sommer 2018 war das neue Rheinufer sehr gut besucht, Einheimische wie Besucher nehmen es voller Begeisterung an“, erklärte Bürgermeister Manfred Kohl. Moderne Sitzmöglichkeiten und um alte Bäume montierte Rundbänke laden zum Verweilen ein, ein Weinstand sowie eine nahe Gastronomie versorgen die Besucher. Ein modernes Toilettenhäuschen bietet eine zeitgemäße Infrastruktur. Das Mündungsgebiet des namensgebenden Bachs Walluf wurde renaturiert und von seinen alten Betonverkleidungen befreit. Eine moderne Brücke führt über den Bachlauf und erschließt das angrenzende Ufergebiet, das in Teilen in den kommenden Jahren ebenfalls erneuert werden soll. „Während der Schwerpunkt der ersten Förderrunde des Projekts „Stadtumbau in Hessen“ beim demographischen und wirtschaftsstrukturellen Wandel lag, steht jetzt auch das Thema Klimaschutz und Klimafolgenanpassung im Mittelpunkt. Das neue Rheinufer in Walluf zeigt in vorbildlicher Weise, wie solche Projekte umgesetzt werden können und der Bevölkerung, aber auch der Natur zu Gute kommen“, so Peter Foißner, zuständiger Projektleiter der Nassauischen Heimstätte – NH ProjektStadt.

„Stadtumbau in Hessen“ – Projektarten und Umsetzungsvarianten diskutiert

Ebenfalls direkt am Rhein liegt Geisenheim, wobei das Flussufer hier seit Jahrzehnten durch die Bundestraße 42 abgetrennt ist. Doch dank einer gelungenen Gestaltung der weitläufigen Grünanlage können Bürger und Besucher auch hier Natur und Ruhe genießen. Der alte Baumbestand mit zahlreichen mächtigen Schattenspendern wurde um neue Wege ergänzt, die auch den hier verlaufenden Europäischen Radfernweg aufnehmen. Neues Mobiliar, moderne Leuchten sowie ein separater Besucherparkplatz ergänzen die Ausstattung des rund einen Kilometer langen Erholungsgebiets. Der große Spielplatz soll in naher Zukunft umgestaltet werden. „Schon lange haben wir außerdem einen Weinprobierstand, der in Eigenregie von lokalen Winzern betrieben wird und zahlreiche Gäste anlockt“, bewarb Bürgermeister Christian Aßmann das Angebot. Neue Sitzstufen, ein umgestalteter Platz für die örtlichen Feste sowie ein kleiner Strand ergänzen nun dank der Stadtumbauförderung – insgesamt rund 1,25 Mio. Euro – und Eigenleistung vor Ort das Rheinufer bei Geisenheim.

Rüdesheim hat unter Rhein-Touristen einen bekannten Namen, viele Flusskreuzfahrten machen in dem idyllischen Ort Station. Die Uferpromenade ist dementsprechend schon seit Langem auf große Besucherströme ausgelegt, wodurch der Rhein zur Naherholung gut genutzt werden kann. Dennoch gibt es auch in Rüdesheim Handlungsbedarf: Das Stadtumbaugebiet „Auf der Lach“ liegt an der Promenade und einem Gewerbe- und Mischgebiet und ist durch mindergenutzte Brach- und Sportflächen geprägt. Auch der zentrale Platz an der baufälligen Stadthalle, auf dem derzeit noch die Reisebusse parken, entspricht nicht mehr den Bedürfnissen der Zeit. Das Areal soll einerseits für die Bürger besser nutzbar werden, andererseits sollen Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt stehen. Versiegelte Flächen sollen aufgebrochen, und ein alter Rheinarm wieder freigelegt und erlebbar gemacht werden. „Das ist eine große Chance für Rüdesheim, die wir dank der Förderung von „Stadtumbau in Hessen“ angehen können“, sagt Bürgermeister Volker Mosler.

In Kiedrich konnten die rund 30 Stadtumbau-Experten aus ganz Hessen schließlich das um ein benachbartes, modernisiertes Gebäude erweitertes Rathaus samt neu angelegtem Gemeindeplatz begutachten. Weil die Verwaltung des gotisch geprägten Ortes unter akuter Raumnot litt, wurde das Gebäudeensemble komplett neu geordnet. Ein zusammenhängender Servicestandort für die Bevölkerung wurde geschaffen, der nun alle Dienstleistungen der Kommunalverwaltung an einem Ort beherbergt. Durch den Abbruch sanierungsbedürftiger und kaum genutzter Nebengebäude entstand ein großer Innenhof, der entsiegelt und neben einem Platz für Feierlichkeiten auch um eine große Grünfläche erweitert werden konnte. „In unmittelbarer Nähe zu unserer einmaligen Pfarrkirche St. Valentinus und Dionysius ist auf diese Weise ein Ort der Gemütlichkeit und ein verkehrsfreier Bereich für die Erholung entstanden“, erklärte Bürgermeister Winfried Steinmacher. Das Projekt wurde vom hessischen Wirtschaftsministerium sowie der Gemeinde mit rund 650.000 Euro finanziert.

Für die Teilnehmer des Netzwerktreffens ergaben sich bei der Rundfahrt durch den Rheingau zahlreiche Gelegenheiten, die unterschiedlichen Projektarten und Umsetzungsvarianten genau zu studieren. „Wir Stadtplaner stehen oft vor ganz ähnlichen Herausforderungen, da ist der Austausch mit Kollegen und den Experten der Hessen Agentur und des Wirtschaftsministeriums sehr hilfreich“, sagte Petra Gerhold vom Stadtplanungsamt Kassel, die extra aus dem hessischen Norden angereist war. Von dem Kontaktaustausch der Bauexperten profitierte auch Helmut Glanzner, Bürgermeister von Einhausen im Süden des Landes: „Solche Treffen bringen immer wieder neue Anregungen, die gerade bei städtebaulichen Themen hilfreich sind. So ein landesweites Netzwerk ist von großem Nutzen für uns Kommunen.“

Weitere Infos zum Förderprogramm „Stadtumbau in Hessen“ finden Sie auf: https://nachhaltige-stadtentwicklung-hessen.de/

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