Dr. Walter Lübcke unerwartet verstorben

Aktualisiert um 19 Uhr 45: Unbestätigten Medienberichten zur Folge, soll Dr. Walter Lübcke an einer Schussverletzung am Kopf gestorben sein. Das LKA hat die Ermittlungen übernommen

Kassel/Wiesbaden(pm). Der Regierungspräsident von Kassel, Dr. Walter Lübcke, ist im Alter von 65 Jahren in der Nacht zu Sonntag unerwartet verstorben. Der Landesvorsitzende der CDU Hessen, Ministerpräsident Volker Bouffier, und der hessische CDU–Fraktionsvorsitzende Michael Bodenberg erklärten anlässlich der Nachrichten:

„Wir sind tief bestürzt über den plötzlichen Tod unseres Freundes Walter Lübcke. Die CDU Hessen trauert um einen lebensfrohen, bodenständigen und hochangesehenen Politiker. Walter Lübcke hat die Interessen der Menschen in Nord– und Osthessen und weit darüber hinaus mit großer Empathie hervorragend vertreten. Als Regierungspräsident scheute er nie das klare Wort. Er war ein Brückenbauer, wie er besser nicht sein könnte. In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken und Gebete vor allem bei seiner Frau, den beiden Söhnen und dem im vergangenen Jahr geborenem Enkelsohn. Walter Lübcke war der direkte Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern immer ein Herzensanliegen, so dass er in einer für Regierungspräsidenten eher untypischen Art auch schwierige Sachverhalte im persönlichen Gespräch vor Ort erläuterte. Das Regierungspräsidium Kassel wurde unter seiner Ägide strukturell und personell umfassend umgebaut und zukunftstauglich gemacht.

Als Walter Lübcke vor knapp zwei Wochen sein zehnjähriges Dienstjubiläum feierte, verwies er noch auf seinen auf Monate hinaus übervollen Terminkalender. Er war stolz darauf, dass der Regierungsbezirk sich in seiner Amtszeit zu einer der dynamischsten Regionen Deutschlands entwickelt hat. An der Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte weiter zu arbeiten, bleibt Walter Lübcke nun verwehrt. Walter Lübcke war zuvor zehn Jahre Mitglied des Hessischen Landtages. In einem seiner Landtagswahlkämpfe hatte er sich einmal gleichermaßen selbstbewusst wie selbstironisch als der „Junge vom Dorf“ bezeichnet. Diese Bodenständigkeit haben die Menschen in Nord- und Osthessen immer in besonderer Weise an ihrem Regierungspräsidenten geschätzt. Wir werden Walter Lübcke sehr vermissen und ihm als CDU Hessen ein ehrendes Andenken bewahren.“
Hintergrundinformationen:

Walter Lübcke wurde am 22. August 1953 in Bad Wildungen geboren. Er hatte nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann und Wehrdienst eine Aufstiegsfortbildung zum Personalfachkaufmann absolviert und arbeitete anschließend als Assistent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der documenta 7. Ein sich anschließendes Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Gesamthochschule Kassel schloss er 1991 mit der Promotion zum Thema „Die frühen wirtschaftlichen Planungsversuche in der Sowjetunion 1924-1928; Sozialismus zwischen Utopie und Pragmatismus“ ab. Anschließend arbeitete er bis zu seinem erstmaligen Einzug in den Hessischen Landtag im Jahr 1999 als Studienleiter in der beruflichen und politischen Bildung sowie als Direktor einer Jugendbildungsstätte sowie im Nebenerwerb als Landwirt an seinem Wohnsitz in Wolfhagen-Istha.

Nach seinem Eintritt in die CDU im Jahr 1986 übernahm er rasch eine Reihe von Ehrenämtern: 1987 bis 2009 stellvertretender Stadtverbandsvorsitzender in Wolfhagen, 1994 bis 2009 Kreisvorsitzender der CDU Kassel-Land, 1997 bis 2009 stellvertretender Bezirksvorsitzender der CDU Kurhessen-Waldeck. Kommunalpolitisch war Walter Lübcke von 1989 bis 2009 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Wolfhagen und dort von 1997 bis 2006 als stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher aktiv.

Dem Hessischen Landtag gehörte er von 1999 bis 2009 als Abgeordneter an, dabei gelang ihm im Jahr 2003 das bis heute einmalige Kunststück, den früher SPD-dominierten Wahlkreis Kassel-Land I für die CDU direkt zu gewinnen. Im Landtag war er verkehrspolitischer Sprecher und konnte auch in dieser Funktion gerade für den Straßenbau in seiner nordhessischen Heimat viel erreichen. Der Einsatz für die Lückenschlüsse der Autobahnen A 44 und A 49 war zeitlebens ein zentraler Aspekt seines politischen Wirkens. Er war stellvertretender Vorsitzender im Unterausschuss für Heimatvertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge und Wiedergutmachung seit 5. April 2003 und Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr, Kulturpolitischer Ausschuss, Kuratorium der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, Landeskuratorium für Weiterbildung in Hessen sowie dem Verwaltungsausschuss beim Staatstheater Kassel.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Landtag im Jahr 2009 wurde er vom damaligen Innenminister und heutigen Ministerpräsidenten Volker Bouffier als Nachfolger von Lutz Klein zum Regierungspräsidenten des Regierungspräsidiums Kassel ernannt. In dieser Zeit hatte das Regierungspräsidium eine Reihe von bedeutenden Verfahren abzuarbeiten: vielfältige Infrastrukturprojekte (A 44, A 49, A 66, Schienenprojekte der Deutschen Bahn AG), zahlreiche Genehmigungsverfahren rund um den Bergbaukonzern K+S, die komplizierte Abwicklung des Airports-Baus Kassel-Calden, naturschutzrechtliche Verfahren wie die Ausweisung des Nationalparks Kellerwald-Edersee, neue Schutzgebiete sowie viele Vorhaben im Zusammenhang mit der Energiewende in Nordhessen.

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