Frankenberger Lions unterstützen Brunnenbau in Guinea

Mohammad Sulati schafft Infrastruktur in seiner westafrikanischen Heimat

Frankenberg(Rouven Raatz). Als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling ist Mohammad Sulati 2009 nach Deutschland gekommen. Da war der junge Mann aus Guinea gerade 16 – und voller Hoffnung auf ein anderes Leben als das, was ihm in dem westafrikanischen Land möglich erschien. In den zehn
Jahren seitdem ist ihm Frankenberg zur Heimat geworden. Doch seine Herkunft und vor allem die
Menschen in seiner Geburtsstadt Dalaba hat Mohammad Sulati nicht vergessen. Im Gegenteil: Sie
sollen an seinem neuen Leben, fast 5000 Kilometer Luftlinie entfernt von der Heimat, teilhaben. In
den vergangenen Wochen hat der 26-Jährige in seinem Heimatdorf einen Brunnen bohren und eine
Wasserversorgung aufbauen lassen. Kostenpunkt: 8000 Euro. Der Lions Club Frankenberg/Eder hat
3000 Euro beigesteuert.

„Die Lebensgeschichte von Mohammad Sulati ist bewundernswert“, sagt Markus Beil, Präsident des
Frankenberger Service Clubs. Von dem enormen persönlichen Einsatz des jungen Mannes seien die
Lions dermaßen beeindruckt gewesen, dass sie gerne 3000 Euro für die Baumaßnahmen zur
Verfügung gestellt hätten. Denn das Brunnen-Projekt in Guinea passe hervorragend zu den
weltweiten Lions-Zielen: mehr Menschen einen dauerhaft gesicherten Zugang zu hygienisch
einwandfreiem Trinkwasser zu ermöglichen. Mehr als 2000 Menschen leben in Dalaba, der höchstgelegenen Stadt Guineas. Das Klima beschreibt Mohammad Sulati als eher mild, zumindest im Vergleich zu anderen Regionen, in denen Temperaturen von 28 bis 35 Grad normal sind. In Guinea herrscht tropisches Klima. An Niederschlag mangelt es nicht. Dafür an einer Trinkwasserversorgung. Und an weiterer Infrastruktur. Die Straßen sind nicht oder nur schlecht asphaltiert. Häufig sind sie ausgefahren. Und Strom ist nur in den Städten und auch nur stundenweise verfügbar.

Die Menschen beziehen ihr Trinkwasser aus Quellen. Doch die nahe Dalaba spendet nicht immer
Wasser. Und wenn sie welches bietet, dann ist es häufig verschmutzt. Denn darin wird auch Wäsche
gewaschen. Die nächste Quelle ist mehr als eine Stunde Fußmarsch entfernt. Mit eindrucksvollen Fotos und Videos hat Mohammad Sulati dem Frankenberger Lions Clubs ein Bild vom Leben in Guinea vermittelt. Und von der täglichen Last, ausreichend Trinkwasser zu sammeln. Denn was er als Quelle bezeichnet, würde hierzulande vermutlich eher als Pfütze benannt. Das Wasser ist nicht klar und kalt. Es ist trüb. Mit Gefäßen schöpfen die Menschen es deshalb aus Kuhlen, um die Sedimente möglichst zurückzulassen. „Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation ist staatlicherseits keine Hilfe zu erwarten“, sagt Mohammad Sulati. Deshalb ist er selber aktiv geworden. Gemeinsam mit seinen Eltern, die in Dalaba leben. Dort hat er einen Brunnen bohren lassen. Um dauerhaft sauberes Trinkwasser für die Menschen bereitzustellen, wurden Tanks angeschlossen. Per Pumpe werden sie gefüllt – sofern Strom verfügbar ist.

Rund 8000 Euro hat die Brunnenbohrung und der Aufbau der Trinkwasserversorgung
gekostet. Foto: Lions Frankenberg

Dies ist häufig nur nachts der Fall. Sein Vater übernimmt deshalb den „Wasserdienst“. Von
Mitternacht bis sechs Uhr in der Früh läuft die Pumpe. Dann füllt er die Eimer und Kanister mit
Wasser, die die anderen Dorfbewohner am Vortag abgegeben haben. „Ich bin glücklich, dass ich den
Menschen helfen konnte“, sagt Mohammad Sulati. Auf 6000 Euro belief sich der Kostenvoranschlag. Aufgrund besonderer topografischer Gegebenheiten kostete der Bau dann rund ein Drittel mehr als geplant. Rund 30 Tage lang wurde gebaut – und bis in eine Tief von 110 Metern gebohrt. Zur Hälfte hat Mohammad Sulati die Brunnenbohrungen aus eigener Tasche und durch Unterstützung weiterer Förderer bezahlt. „Dank der 3000-Euro-Spende des Lions Clubs konnte ich das Projekt jetzt sogar schneller umsetzen als erhofft.“

Ursprünglich hatte Mohammad Sulati den Brunnen zwischen zwei Dörfern errichten lassen wollen –
damit noch mehr Menschen Zugang zum Frischwasser haben. Aufgrund des fehlenden
Stromanschlusses entstand schließlich zunächst nur in seinem Heimatdorf der Brunnen. Doch die
Mission ist noch nicht beendet. Sollten sich weitere Menschen dazu entschließen, das
außergewöhnliche Projekt in Westafrika mit Spenden zu unterstützen, würde der 26-Jährige einen
zweiten Brunnen im Nachbardorf errichten lassen. Die Menschen in seiner Heimat bezeichneten seine Unterstützung als ein Segen, sagt Mohammad Sulati. Bei der Bewertung ist ihm eine korrekte Einordnung jedoch wichtig: „Die Menschen in meinem Geburtsland sind arm. Aber sie sind glücklich.“
Seine langfristige Aufgabe sieht er nicht darin, mit einzelnen Projekten zu helfen. Vielmehr will er
eines Tages Jugendlichen Perspektiven aufzeigen, getreu des Mottos „Hilfe zur Selbsthilfe“. Vor allem
durch Jugendarbeit möchte er bessere Bildungschancen ermöglichen. „Und ich bin bestrebt,
wirtschaftliche Impulse zu geben.“ Denn von der aktuellen Form der Entwicklungshilfe hält er nicht
viel. „Sie landet häufig in den falschen Händen.“ Die Geldgeber würden nicht ausreichend auf die
Verwendung des Geldes achten.

Doch bis Mohammad Sulati zurück nach Guinea gehen wird, dauert es vermutlich noch einige Jahre.
Er sei noch nicht bereit dazu. „Ich will weiter Erfahrungen in Deutschland sammeln.“ So, wie in den
vergangenen zehn Jahren. Mit dem Flugzeug ist er als 16-Jähriger in Frankfurt gelandet. „Frankenberg ist meine Heimat geworden. Und das Kinderheim Schwieder meine Familie.“ Unendlich dankbar sei er für die vielfältige Unterstützung, die er in den folgenden Jahren erfahren durfte. Mohammad Sulati besuchte die Realschule in Herzhausen, legte in Marburg sein Fachabitur in Sozialwissenschaften ab und startete 2013 die akademische Ausbildung an der Philipps-Universität in Marburg. Der Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung hat den Bachelor-Titel bereits in der Tasche und will nächstes Jahr die Uni mit dem Master in Erziehungs- und Bildungswissenschaften verlassen. In unruhigen Zeiten sei er in Guinea aufgewachsen, berichtet der 26-Jährige. Der weitere Besuch der Schule sei ihm nicht möglich gewesen. Doch er hatte einen Wunsch: „Studieren. Lernen.“ Denn in Guinea würden viele Menschen ohne Perspektive leben. Obwohl Guinea reich an Bodenschätzen sei, profitierten die Menschen nicht davon. „Die damit verbundenen Arbeitsmöglichkeiten müssten für Guinea nutzbar gemacht werden. Aber weil dies leider nicht geschieht, versuchen die Menschen auf der Straße Handel zu treiben, um das tägliche Überleben zu sichern.“ Er verließ seine Familie und seine Heimat. Mit klarem Ziel: Deutschland. „Ein tolles Land. Ein Vorbild in vielerlei Hinsicht“, sagt er. „Hier gab es eine Mauer. Sie wurde überwunden. Hier wurden Menschen verfolgt. Deutschland und Israel sind heute eng verbunden. Es gibt viele Beispiele dafür, was möglich ist.“ Über weitere Unterstützer würde sich Mohammad Sulati freuen. Eine Kontaktaufnahme ist über den Frankenberger Lions-Club möglich. Kontakt zu Präsident Markus Beil: m.beil@autohaus-beil.de oder per Telefon unter 06451/7254-0.

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