Mehr Nachhaltigkeit im Wald: NABU begrüßt FSC-Zertifizierung des gesamten hessischen Staatswalds

Wetzlar(pm). Der NABU Hessen begrüßt die Auszeichnung aller Forstämter mit dem internationalen „FSC“-Gütesiegel. „Mit der vollständigen FSC-Zertifizierung hat Umweltministerin Priska Hinz ein klares Zeichen für eine zukunftsfähige Forstwirtschaft gesetzt“, erklärt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Dadurch werde der landeseigene Wald attraktiver für gefährdete Tiere wie Spechte, Fledermäuse, Luchse und Wildkatzen. Profitieren würden auch Waldbesucher, da strukturreiche Wälder mit mehr alten Bäumen eine höhere Erlebnisqualität böten. „Der Aufwand der Zertifizierung lohnt sich. Viele Vorteile wie der Schutz von biologischer Vielfalt, Klima, Trinkwasser und Boden lassen sich nicht rein betriebswirtschaftlich messen“, so Eppler. Die Entscheidung des Landes zeige, dass die gemeinsam mit gesellschaftlichen Gruppen erarbeitete hessische Nachhaltigkeitsstrategie handfeste Erfolge vorzuweisen hat.

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Die Zukunftsorientierung des FSC-Siegels erweise sich auch an der Beschränkung des Anbaus von Nadelholz. „Die Waldbrände des heißen Sommers entstanden größtenteils in naturfernen, leicht brennbaren Nadelholzforsten. Mit FSC werden solche Bereiche künftig auf 20 Prozent des Waldes begrenzt“, so Eppler. Damit leiste die Umstellung der Bewirtschaftung einen wichtigen Beitrag zur Anpassung an die bereits sichtbaren Folgen des Klimawandels. Laubwälder mit ihrem geschlossenen Kronendach sind, so der NABU, weniger anfällig für Brandereignisse sowie Stürme und Massenvermehrungen von Schädlingen. Kommunalwälder erhalten vom Land finanzielle Hilfestellung, wenn sie ebenfalls auf FSC umsteigen möchten, so der NABU.

 Hintergrund FSC

Das international anerkannte „Forest Stewardship Council“-Siegel (FSC) erhalten nur Wald-Bewirtschafter, die ökologischen und sozialen Aspekten einen besonderen Stellenwert einräumen. So muss zum Beispiel auf zehn Prozent der Waldfläche eine natürliche Entwicklung ohne Holznutzung zugelassen werden. Zudem sollen zehn geschützte Habitatbäume pro Hektar als Trittsteine für wandernde Arten dienen und die Lebensraumvielfalt stärken. Der Einsatz von Bioziden und Pflanzengiften ist nur möglich, wenn er behördlicherseits angeordnet wurde. Die Befahrung des Waldbodens ist eingeschränkt, Düngung ist verboten. Weitere Aspekte sind die pfleglichere Behandlung von Schutzgebieten sowie die Begrenzung von nicht heimischen Baumarten wie Douglasie und Roteiche. Die Bestimmungen werden jedes Jahr durch einen externen Prüfer und eine bessere Bürgerbeteiligung kontrolliert. Die Audit-Berichte sind im Internet öffentlich einsehbar. Auf längere Sicht hin rechnen sich die höheren ökologischen und sozialen Standards auch ökonomisch: Mit der Unterstützung durch Umweltorganisationen und Gewerkschaften genießt das FSC-Siegel bei vielen Holzkunden einen hohen Bekanntheitsgrad für seine hochwertige und nachhaltige Qualität. Somit hat sich die Umstellung auf FSC in Hessen und in anderen Bundesländern schon bestens bewährt. In Deutschland sind etwa 1,2 Millionen Hektar Wald nach FSC zertifiziert (Stand April 2018). Geprägt vom Geist der UN-Konferenz für „Umwelt und Entwicklung“ wird der „FSC-Standard“ zwischen den Beteiligten ausgehandelt. Die Interessensgruppen sind in den drei Kammern Wirtschaft, Umwelt und Soziales organisiert. In den Kammern sind also Waldeigentümer und -bewirtschafter, Gewerkschaften und Naturschutzverbände vertreten. Einem Beschluss muss jede Kammer zustimmen. Keine Kammer kann überstimmt werden.

 

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