Korbach/Dorfitter(nh). Als ihre Retter es im Steinbruch bei Dorfitter fanden, war das wenige Wochen alte Uhu-Mädchen völlig entkräftet und abgemagert. Jetzt, rund vier Monate später, ist die Uhu-Dame kräftig und bereit für ein Leben in der Natur. In einer Wildtier-Auffangstation wurde sie aufgepäppelt und gesund gepflegt und gemeinsam mit unserem Fachdienst Natur- und Landschaftsschutz wieder in die Freiheit entlassen. „In solchen Momenten machen wir unseren Job ganz besonders gern“, berichten der Leiter des Fachdienstes Natur- und Landschaftsschutz beim Landkreis Waldeck-Frankenberg Hartmut Kaiser und Mitarbeiter Ralf Kubosch. Diesen wurde der Fund des Uhu-Jungtiers im Mai gemeldet, da die Eulenart nach der Bundesartenschutzverordnung in Deutschland und der EU-Vogelschutzrichtlinie unter besonderem und strengem Schutz steht. „Vor einigen Jahren war der Uhu in Deutschland nahezu ausgerottet. Seit einigen Jahren kommt er bundesweit und auch in Waldeck-Frankenberg wieder stärker vor – unterstützt durch entsprechende Schutzmaßnahmen und gezielte Wiederansiedlung der Art.“ Umso erfreulicher ist es, dass die Uhu-Dame nun wieder in ihren natürlichen Lebensraum entlassen werden konnte. Ein Korbacher Spaziergänger hatte das entkräftete Jungtier im Mai in einer Felswand beim Steinbruch in Dorfitter entdeckt. Das Muttertier war vermutlich an einer weit verbreiteten Vogelkrankheit gestorben; die insgesamt drei Jungtiere konnten nicht mehr versorgt werden, sodass zwei von ihnen ebenfalls starben. Über die Leitstelle im Korbacher Kreishaus wurde schließlich die Höhenrettung des Technischen Hilfswerks, Ortsverband Korbach, angefordert – und der kleine Vogel aus seiner misslichen Lage gerettet. In der Essenthoer Mühle, einer Ausgewöhnungsstation für Greifvögel und Eulen, wurde die kleine Eule über vier Monate hinweg wieder fit gemacht, sodass sie zu einem stattlichen Tier herangewachsen ist. „Als sie zu uns kam, war sie dem Tod nahe“, erinnert sich Wilfried Limpinsel, der die Station betreibt, zurück. „Umso mehr freut es uns, dass die Uhu-Dame sich so gut entwickelt hat, dass wir sie wieder auswildern können.“ Dazu wurde sie in den vergangenen Monaten durch die entsprechende Pflege wieder vollständig aufgepäppelt. Dabei wurde besonders darauf geachtet, dass sie wenig Kontakt mit Menschen hatte. „Damit sie sich nicht zu sehr gewöhnt und in der Wildnis gut überleben kann“, betont Limpinsel. „Denn nur dann kann die Auswilderung auch gut gelingen.“ So war es für ihn ein besonderer Moment, als die Uhu-Dame schließlich ihre Schwingen ausbreitete und wieder in die Natur davonflog. „Der Vogel hat gute Chancen, sich wieder in der Natur einzuleben“, ist sich Hartmut Kaiser sicher. „Die Tiere haben einen starken Instinkt, sodass die Nahrungssuche für sie kein Problem darstellen sollte.“ Sie ernähren sich hauptsächlich von kleineren Säugetieren und auch Vögeln, stehen in der Nahrungskette ganz oben und haben praktisch keine natürlichen Feinde. Der Mensch beziehungsweise seine Infrastruktur sind jedoch seine stärksten Widersacher. Auf der Suche nach Nahrung fliegen die nachaktiven Tiere nur wenige Meter über den Boden – viele von ihnen verenden, weil sie beispielsweise mit dem Straßenverkehr oder Stromleitungen in Kontakt kommen. „Umso wichtiger ist es, die in Deutschland sich glücklicherweise wieder entwickelnde Art entsprechend zu schützen“, betont Kaiser. Mittlerweile gilt er in Deutschland zwar nicht mehr als gefährdet, zählt aber zu den besonders streng geschützten Arten gemäß des Bundesnaturschutzgesetzes.
Wilfried Limpinsel betreibt eine Ausgewöhnungsstation für Greifvögel und Eulen bei Marsberg-Essentho und hat das Jungtier in den vergangenen Monaten gesund gepflegt