Korbach(nh). Gewalt in der Pflege ist in der Öffentlichkeit leider noch immer ein Tabuthema. Scham, Hilflosigkeit oder Angst machen es schwer, Gewalt aufzudecken, unabhängig davon, ob sie vom Pflegenden oder dem Gepflegten ausgeht. Der Landkreis widmet diesem sensiblen
Thema am Donnerstag, 18. Mai einen Fachtag, zu dem professionelle Pflegekräfte aus dem stationären und häuslichen Bereich, privat Pflegende aber auch alle anderen, die sich für das Thema interessieren, herzlich eingeladen sind. In fast allen Bereichen des menschlichen miteinanders können problematische Situationen bis hin zu Gewalt vorkommen. Dies gilt auch für die Pflege. Ob Missverständnisse, Medikamentengabe oder freiheitsentziehende Maßnahmen, der Begriff „Gewalt“ hat in diesem Kontext viele Facetten. Der Fachtag, der vom runden Tisch „Gemeinsam gegen häusliche Gewalt“ im Landkreis Waldeck-Frankenberg veranstaltet wird, will sich diesem Thema transparent und auf sensible Art und Weise nähern. „Wir möchten keinesfalls Schuldfragen in den Mittelpunkt stellen“, betont die Frauenbeauftragte des Landkreises Beate Friedrich. „Pflegende Angehörige, professionell Pflegende oder pflegebedürftige Menschen sollen nicht kriminalisiert werden.“ Vielmehr soll es darum gehen, für dieses Thema zu sensibilisieren. „Wir möchten mit dem Fachtag ein Klima für den offenen Austausch über dieses Thema schaffen und aufklären über bestehende Möglichkeiten der Entlastung “, ergänzt Monika Lacher. Der Fachtag bietet dafür den richtigen Rahmen: nach zwei Impulsvorträgen zu den Themen „Facetten der Gewalt in der Pflege – Lösungsansätze und Handlungsempfehlungen“ und „Hilflose Helfer – Vom Umgang mit persönlichen Grenzen und Ressourcen“ sowie einer gemeinsamen Mittagspause gibt es am Nachmittag drei Workshops, die zeitlich parallel zueinander stattfinden. Zum einen zum Thema „Freiheitsentziehende Maßnahmen“ und wie man diese erkennen und verhindern kann, den die Pflegewissenschaftlerin Anja Gerlach leiten wird. Darin wird es darum gehen, welche negativen Konsequenzen die Einschränkung der Bewegungsfreiheit bei den Betroffenen nach sich ziehen kann und wie man wirksame Strategien zu deren Vermeidung erarbeiten kann. Zum anderen wird es um die „Rolle der Pflegenden – Selbstfürsorge und Abgrenzung zur Gewaltprävention“ gehen. Die Diplompsychologin Dr. Jessica Schneider wird Methoden vorstellen, die Zufriedenheit und ein gutes Selbstwertgefühl fördern, um dauerhaft die nötigen persönlichen Ressourcen für eine gute Pflege sicherzustellen. Der dritte Workshop beschäftigt sich mit „Kleinen Signalen für große Chancen – Möglichkeiten von gelingenden Begegnungen in der Pflege“. Die Logopädin Silvia Bender-Joans wird darin Methoden zeigen, durch die die Beziehung zwischen Pflegenden und Gepflegten von Missverständnissen, Verweigerung und Konflikten befreit werden kann. Die Begegnungen sollen für beide Seiten dadurch verständnisvoller und gelinder ausgestaltet werden. Der Fachtag findet am Donnerstag, 18. Mai von 9 Uhr bis etwa 16 Uhr im Kreistagssitzungssaal des Korbacher Kreishauses statt. Es gibt noch freie Plätze. Anmeldungen werden gern vom Frauenbüro des Landkreises entgegen genommen unter E-Mail: frauenbüro@landkreiswaldeck-frankenberg.de oder per Telefon unter 05631 – 954 318. Für Pflegekräfte wird ein Beitrag von 25 € erhoben. Es gibt eine Teilnahmebescheinigung, die beim Arbeitgeber als Fortbildungsnachweis vorgelegt werden kann. Für privat Pflegende sowie Schülerinnen und Schüler in diesem Bereich ist die Teilnahme kostenfrei.(od)