Frankenberger SPD gedachte an Widerstandskämpfer Karl Richter

Letzte Erinnerungsstücke: Ein kleiner Pappkoffer, in dessen Futter Bilder und Dokumente eingenäht waren, blieb nach der Ermordung Karl Richters im KZ Majdanek erhalten. Diese Leihgabe des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig sahen sich im Kreis-Heimatmuseum an (von links) Hendrik Klinge, Dr. Daniela Sommer, Margarethe Fontenot, Volker Heß, Karl-Hermann Völker, Dr. Hendrik Sommer, Rüdiger Heß und Heiner Wittekindt. Foto:nh

Frankenberg(nh). „Es waren leider viel zu wenige Deutsche, die im Nationalsozialismus nicht weggeschaut, sondern den Mut zum Widerspruch und zur Mitmenschlichkeit aufgebracht haben“, erklärte Karl-Hermann Völker (Wiesenfeld). „Einer von ihnen war der Frankenberger Sozialdemokrat Karl Richter vom Untermarkt 16, der in Spanien gegen die Franco-Faschisten kämpfte und am 27. März 1944 im KZ Majdanek ermordet wurde.“ Ihm galt das Gedenken bei einer Vortragsveranstaltung des SPD-Ortsvereins Frankenberg im Kreis-Heimatmuseum. Eine ganze Liste von Sozialdemokraten und Kommunisten aus dem Altkreis Frankenberg, die sich dem NS-Regime nicht anpassten, unter polizeilicher Beobachtung standen und zeitweilig in Gefängnissen einsaßen, zeigte Karl-Hermann Völker in seinem Bildervortrag. Er nannte dabei Namen wie Georg Görner, der damals Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Frankenberg war, Heinrich Parthesius aus Grüsen, Konrad Rüdiger aus Bottendorf, Richard Rothschild aus Vöhl oder auch Paul Pickel aus Frankenberg. 

Eder_dampradio ist kostenlos. Mit Ihrer Spende sorgen Sie dafür, dass es so bleibt

Karl Richter, der sich in den 1920er-Jahren im Heer der Arbeitslosen als Wanderarbeiter am Leben zu halten versucht hatte, floh vor einem Zugriff der NS-Schergen rechtzeitig ins Ausland. Sein Einsatz auf der Seite der gewerkschaftlichen Kämpfer (CNT) in der Kolonne „Sacco und Vancetti“ war durch Francos Sieg früh beendet, er wurde nach Deutschland ausgeliefert. Drei Jahre verbrachte er im KZ Sachsenhausen, wie Völker schilderte. Von dort stammen die letzten Briefe, die seine Nichte Margarethe Fontenot geb. Kornemann aufbewahrt und dem Frankenberger Heimatmuseum übergeben hat. Die 91-jährige Zeitzeugin war zu Beginn der Veranstaltung in der Mauritius-Kapelle besonders herzlich von Volker Heß, dem Vorsitzenden des Frankenberger SPD-Ortsvereins, begrüßt worden. Es gab immer wieder Bilder während des Vortrags, die Margarethe Fontenot mit persönlichen Erinnerungen verbinden konnte. Unter den Besuchern des Gedenkabends für Karl Richter waren auch die SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Daniela Sommer, Frankenbergs Bürgermeister Rüdiger Heß und der SPD-Unterbezirksvorsitzende Dr. Hendrik Sommer. Bereits vor dem Vortrag hatte Museumsleiter Heiner Wittekindt die Besucher an der Vitrine, die den 1944 aus Majdanek übersandten kleinen Koffer mit Bildern und Dokumenten von Karl Richter zeigt, begrüßt. Dieses Exponat ist seit 2005 eine Leihgabe des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig, erneut verlängert bis 2018. Bürgermeister Rüdiger Heß und auch die Landtagsabgeordnete Dr. Sommer kündigten an, dass sie sich persönlich an den Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung mit der Bitte wenden wollen, das Köfferchen als letztes Erinnerungsstück an den Widerstandskämpfer Karl Richter dem Museum in seiner Heimatstadt Frankenberg als Geschenk zu überlassen.

HandmadeTunes

Leave a Comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.