Korbach(nh). Wie ticken die Jugendlichen von heute? Was ist Ihnen bei der Berufswahl wichtig? Und welche Erwartungen haben sie an die Betriebe? Diesen und weiteren Fragen gingen bei einem Vortragsabend des Hessencampus beinahe 100 Gäste gemeinsam mit Wiebke Jessen von der SINUS-Akademie, einem Institut für psychologische und sozialwissenschaftliche Forschung, auf den Grund. Die Referentin stellte in diesem Rahmen die neuesten Ergebnisse der SINUS-Jugendstudie vor, in der die Forschergruppe qualitativ Jugendliche aus ganz Deutschland befragt hat. Dabei stellte sich heraus, dass ein Großteil der Jugendlichen grundsätzlich nach Sicherheit im Beruf strebt und dass dabei der Verdienst und die Lage des Betriebes eine entscheidende Rolle spielen. Darüber hinaus legen laut der Studie überwiegend Jugendliche, die einen Hauptschulabschluss erreichen, insbesondere auch einen Wert auf das Image eines Betriebes. So bräuchten sie Gesellschaft beim Lernen, eine vertrauensvolle Atmosphäre, sind oft auch lokal gebunden und zögen es vor, einen Beruf zu erlernen und in der Firma übernommen zu werden. Wiebke Jessen ging im Weiteren auch auf die neusten Ergebnisse einer IHK-Studie ein. Demnach sind den Jugendlichen Teamgeist, eine regelmäßige Leistungsbewertung ihrer praktischen Fähigkeiten und die Transparenz der Aufgabenverteilung im Unternehmen besonders wichtig. Ein Großteil der befragten Jugendlichen beklage aber, dass Noten immer noch viel zu ernst genommen werden; schließlich hätten diese nichts mit ihren tatsächlichen Fähigkeiten für einen Beruf zu tun. Sie achten bei der Bewerbung für eine Ausbildung auch darauf, welche Verkehrsanbindungen es zum Betrieb gibt, wie nah der Betrieb vom Heimatort entfernt ist und ob sie sich eine Wohnung im näheren Umfeld des Betriebes leisten können. Der wirksamste und beliebteste Weg, sich über einen Beruf zu informieren, seien Praktika und der Erfahrungsaustausch mit anderen Jugendlichen, die bereits einen Beruf erlernen. Betriebsbesichtigungen und Jobmessen vervollständigen häufig das Bild. Entgegen der Erwartungen spielen Soziale Medien laut der Studie bei der Ausbildungssuche kaum eine Rolle. „Die gezielte Förderung von Nachwuchsfachkräften spielt eine entscheidende Rolle für unseren Landkreis Waldeck-Frankenberg“, sagt der Erste Kreisbeigeordnete Jens Deutschendorf. „Denn ein funktionierender Arbeitsmarkt ist eine der Grundvoraussetzungen für einen starken Wirtschaftsstandort, der wiederum dazu beiträgt, dass eine Region als attraktives Lebensumfeld erachtet wird.“ Veranstaltungen wie der Vortragsabend seien daher sehr wichtig. „Wir haben diesen Vortragsabend organisiert, weil wir uns im Klaren darüber sind, wie wichtig es ist, Schule und Betriebe eng miteinander zu vernetzen“, betont Claudia Knublauch, die Leiterin des Fachdienstes Schulen des Landkreises Waldeck-Frankenberg, an den der Hessencampus Waldeck-Frankenberg angebunden ist. „Nur wenn eine enge Kommunikation besteht, können die Jugendlichen den Übergang von der Schule in den Beruf erfolgreich bewältigen.“ Wichtig sei es darüber hinaus für die Unternehmen, für sich gezielt zu definieren, welche Jugendlichen sie für eine Ausbildung gewinnen möchten. „Nur dann können passgenaue Konzepte entwickelt werden, um diese Zielgruppe dann auch zu erreichen“, ergänzt Svenja Lotze vom Fachdienst Schulen. Im Rahmen des Vortragsabends ermutigte Wiebke Jessen die anwesenden Vertreter aus Firmen und Unternehmen dazu, auch neue Wege zu gehen und sich ebenso auf Jugendliche einzulassen, die aufgrund der Noten nicht die erste Wahl sind. Gerade in ländlichen Regionen seien dies die Jugendlichen, auf die man bauen könnte, da sie mit der Region verwurzelt sind. Somit könne man Fachkräfte auch längerfristig gewinnen.