Besucher aus der Region und Urlauber feierten gemeinsam die Quernst-Kapelle

Die Quernst-Kapelle im Nationalpark Kellerwald-Edersee ist eine Begegnungsstätte zwischen Mensch und Natur.Foto: Nationalpark Kellerwald-Edersee/nh

 

 Frankenau(nh). Bereits seit zehn Jahren ist die Quernst-Kapelle im Nationalpark Kellerwald-Edersee eine Begegnungsstätte zwischen Mensch und Natur, ein Ort der Besinnung und inneren Einkehr. Zum ersten runden Jubiläum luden daher der Nationalpark Kellerwald Edersee, die Stadt Frankenau und der Verein Freunde der Quernst e.V. am vergangenen Sonntag, den 10. Juli, zu einem Festgottesdienst und anschließend zu einem bunten Rahmenprogramm für Einheimische und Urlaubsgäste ein. Die Quernst-Kapelle steht am Ort der ehemaligen Quernstkirche, deren ursprüngliches Fundament bis ins 8. Jahrhundert zurück reicht. Seit 2006 ersetzt die Quernst-Kapelle den früheren Aussichtsturm auf dem Hochplateau im Nationalpark Kellerwald-Edersee. Der Architektur der Kapelle liegt die Silhouette eines Hirten zugrunde, der schützend seinen Mantel ausbreitet. Grauwacke aus Dainrode, Sauerländer Schiefer, Fichten- und Lärchenholz aus dem Kellerwald sind, kombiniert mit blütenähnlichen Farbfenstern, zu einem Kunstwerk vereint. Bei gutem Wetter werden Nationalparkbesucher mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Die Quernst-Kapelle ist daher nicht nur ein Ort der Besinnung und inneren Einkehr, sondern aufgrund der schönen Fernsicht auch ein beliebtes Ziel für Wanderer und Fahrradfahrer. Am Sonntag nahmen daher zahlreiche Menschen aus der Region sowie Urlauber die Gelegenheit wahr, gemeinsam das zehnjährige Bestehen der Quernst-Kapelle zu feiern.

Um 11 Uhr begann das Jubiläumsfest mit einem feierlichen Gottesdienst, gemeinsam gestaltet von den umliegenden Kirchengemeinden Frankenau, Kleinern und Kirchlotheim und musikalisch begleitet vom Posaunenchor Frankenau und dem Projektchor Frankenau/Frebershausen/Giflitz.
Nationalparkleiter Manfred Bauer und Frankenaus Bürgermeister Björn Brede begrüßten anschließend die zahlreichen Jubiläumsgäste, viele davon waren auf Sternwanderungen aus Altenlotheim, Frebershausen und Frankenau gekommen. Andere nutzten den Planwagen oder das Fahrrad.
Bürgermeister Björn Brede bezeichnete die Quernst-Kapelle als „Erfolgsgeschichte – und das schon seit 10 Jahren!“ Der für den Nationalpark zuständige Abteilungsleiter, Ministerialdirigent Carsten Wilke vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz überbrachte Grüße der Landesregierung und von Ministerin Priska Hinz. Er gratulierte zum 10 jährigen Jubiläum und lobte die Kapelle, die sich als „geistiges Zentrum“ des Nationalparks prächtig entwickelt habe.

Nationalparkleiter Manfred Bauer, Ministerialrat Carsten Wilke und Bürgermeister Björn Brede (von links) begrüßen die Festgemeinde. Foto: Nationalpark Kellerwald-Edersee/nh

Grußworte sprach auch Landrat Reinhard Kubat, der zur Zeit des Baues der Kapelle selbst noch Bürgermeister von Frankenau war. Er erinnerte an die spannende Zeit der Genehmigung der Errichtung einer Kapelle im streng geschützten Nationalpark und an das Engagement zahlreicher heimischer Akteure und Handwerksbetriebe. Der Bau der Quernst-Kapelle war ein ganz besonderes Projekt. Und seine Finanzierung war nur möglich durch die Förderung aus LEADER-Projektmitteln der Region Kellerwald-Edersee e. V. in Höhe von ca. 125.000 €. Dekanin Petra Hegmann grüßte die Festgemeinde ebenso wie die Vorsitzende des Kreistages Iris Ruhwedel, die dem Verein Freunde des Quernst e.V. einen Spendenscheck überreichte. Besonderes Highlight am Jubiläumsfest war anschließend die Enthüllung eines taktilen Modells der Quernst-Kapelle, das dem Nationalpark von der Holzfachschule Bad Wildungen gestiftet worden war. So können in Zukunft auch Blinde und Menschen mit Sehbehinderung nicht nur die Kapelle besuchen sondern auch die Details des Bauwerkes ertasten.

Ein taktiles Modell der Quernst-Kapelle wurde enthüllt. Foto: Nationalpark Kellerwald-Edersee/nh

Ein buntes Rahmenprogramm, das von verschiedenen Mitmachaktionen bis hin zu spannenden Informationen über den Nationalpark, die Quernst-Kapelle oder das Naturschutzgroßprojekt Region Kellerwald reichte, lud zum Verweilen ein. Eine niederländische Brassband sorgte für schwungvolle Musik. Der Nationalpark-Partner Frankenauer Hof, der vom Lebenshilfewerk Kreis Waldeck-Frankenberg e.V. betrieben wird, und der Verein Freunde der Quernst e.V. sorgten am Festtag für leckere Speisen, Kaffee und Kuchen sowie Erfrischungsgetränke.

Hintergrund: Quernst – Rodungen für Siedlung und Ackerbau
So sehr der Mensch als Jäger und Sammler den Wald benötigte, so wenig konnte er ihn als Ackerbauer gebrauchen. Zwischen 800 und 1300 n. Chr. wurden Buchenwälder gerodet und besiedelt. Das Land wurde in Wald und Feld aufgeteilt. In dieser Zeit entstand auch die Quernstkirche auf einsamer Höhe. Rundherum wurde der Wald gerodet und als Acker bewirtschaftet. Nach der Reformation verfiel die Kirche und das Land wurde zum Triescher. Vieh weidete jetzt hier, Moos und Heidekraut wurden als Stalleinstreu geholt. Das Land um die verfallene Quernstkirche und neue Quernst-Kapelle wird heute mit Schafen offengehalten. Auszug aus dem Flyer „Quernstweg und Dreiherrenstein-Route“, der unter www.nationalpark-kellerwald-edersee.de zum Download bereitsteht. Areal rund um die Quernst-Kapelle Mitglieder des Vereins Freunde der Quernst e.V. und Nationalpark-Mitarbeiter haben die gemeinsame Vision, dass Besucher künftig im Spätsommer durch eine herrlich blühende Heidelandschaft zur Kapelle hinaufgehen werden. Die als Pflegezone ausgewiesene Fläche um die Kapelle wird bereits seit rund zehn Jahren schon regelmäßig mit Schafen beweidet. Die Beweidung bewirkt eine Aushagerung der Vegetation, so dass sich langfristig Borstgrasrasen und Heidekraut etablieren können.

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Im Nationalpark Kellerwald-Edersee gilt bereits auf über 90 Prozent der Fläche der Prozessschutz und das Motto „Natur Natur sein lassen“. Die Nationalparkverwaltung greift nur auf den geringen verbleibenden Prozent ein, um der Natur als Initialzündung unterstützend unter die Arme zu greifen oder die wenigen Dauerpflegeflächen z.B. aus kulturhistorischen Gründen zu erhalten. Das Areal um die Kapelle wurde bei Nationalparkausweisung als solch eine Pflegezone ausgewiesen. In sanfter und minimierter Form dürfen hier somit menschliche Eingriffe dauerhaft vorgenommen werden. Nationalparkverwaltung baut Barrieren ab Die Strecke vom Nationalparkeingang Euler bei Frankenau bis zur Quernst-Kapelle ist für aktive Rollstuhlfahrer mit einer Begleitperson oder mit einem E-Rollstuhl zu bewältigen. Im Oktober 2013 wurde ein 90 cm breiter und 100 Meter langer Rolliweg als direkter Zugang zur Quernst-Kapelle ergänzt. Die in 2012 errichtete Toilette gegenüber dem Einstieg des neu angelegten Weges wurde ebenfalls rolligerecht konzipiert und gebaut. In Kooperation mit der Holzfachschule in Bad Wildungen und in enger Abstimmung mit der Deutschen Blindenstudienanstalt e.V. (BliStA) in Marburg hat die Nationalparkverwaltung ein ertastbares, maßstabsgerechtes und wetterfestes Modell der Quernst-Kapelle konzipiert und umgesetzt. Das Modell wurde anlässlich des Jubiläums der Quernst-Kapelle feierlich übergeben.

  

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