Fachtag zur Bildung und Teilhabe für geflüchtete Kinder und Jugendliche

Organisatoren, Kreisvertreter und Referenten des Fachtages : Friedhelm Pfuhl (Leiter Fachdienst Schulen und Bildung des Landkreises, Sprecher des Hessencampus Waldeck-Frankenberg), Prof. Dr. Louis Henri Seukwa (Hochschule für angewandte Wissenschaft Hamburg),  Mona Massumi  (Universität Köln), Dr. Joachim Bensel (Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen),   Hannelore Behle (Kreisbeigeordnete),  Brigitte Peters (Hessencampus) und Iris Ruhwedel (Kreistagsvorsitzende). Foto: Landkreis Waldeck-Frankenberg/nh

 

Korbach(nh). „Bildung und Teilhabe für geflüchtete Kinder und Jugendliche“ – unter diesem Motto führte der Hessencampus Waldeck-Frankenberg am 9. November 2015 einen Fachtag in Korbach durch. Rund 180 Menschen aus unterschiedlichen Fachgebieten – Lehrer, Schulleiter, Erzieher, Vertreter des Staatlichen Schulamts Fritzlar, Gemeindevertreter, Politiker sowie weitere Gäste aus dem Landkreis Schwalm-Eder – informierten sich über zentrale Aspekte einer  gelingenden Bildungsarbeit für geflüchtete Kinder und Jugendliche.

 „Es ist wichtig, dass wir als Kreis Verständnis und Hilfsbereitschaft signalisieren“, so Kreisbeigeordnete Hannelore Behle in Vertretung von Landrat Dr. Kubat. „Weil Bildung zur Förderung der persönlichen Entwicklung dient, sollen die Geflüchteten auch einen Anspruch auf die Teilhabe an Bildung in Kindergärten und Schulen haben.“ Friedhelm Pfuhl, Fachdienstleiter Schulen und Bildung beim Landkreis Waldeck-Frankenberg und Sprecher des Hessencampus, betonte in seiner Begrüßung: „Die Versorgung dieser jungen Menschen erfordert eine gesonderte Betrachtung. Denn ihre besondere Lebenslage und die sich daraus ergebenden Bedarfe für unser Bildungssystem – einschließlich der schulischen und frühkindlichen Bildung – machen es notwendig, weitergehende Überlegungen anzustellen.“ Derzeit leben in Waldeck-Frankenberg ca. 450 geflüchtete Kinder und Jugendliche. Allein 170 davon sind minderjährige unbegleitete Migranten. Bildung, sei es die frühkindliche Bildung in den Kindertagesstätten oder das Lernen in der Grundschule und dann in den weiterführenden Schulformen, stellt eine zentrale Weichenstellung für eine Integration in das Einwanderungsland dar. In Fachvorträgen und anschließenden Arbeitsgruppen machten sich die Teilnehmenden mit neuen Forschungsergebnissen vertraut und diskutierten praktische Fragen der Umsetzung in ihrem jeweiligen Arbeitsbereich. Prof. Dr. Louis Henri Seukwa von der Hochschule für angewandte Wissenschaft Hamburg stellte in seinem Vortrag die These auf, dass eine Einwanderungsgesellschaft ein erweitertes Kompetenzverständnis brauche. Nicht mehr nur formal bescheinigte Abschlüsse und Noten dürften Berücksichtigung finden, sondern auch die zahlreichen Kompetenzen, die Migranten in ihren Herkunftsländern erworben haben. Diese bildeten wichtige Ressourcen. Frau Mona Massumi von der Universität Köln stellte eine aktuelle Erhebung vor, in der erstmals bundesländerübergreifend die verschiedenen Ansätze zur schulischen Integration von Flüchtlingskindern näher untersucht wurden. Dr. Joachim Bensel von der Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen hob in seinem Vortrag auf die kulturellen Unterschiede ab, wie sie sich bei den Jüngsten in den Kindertagesstätten zeigen, und plädierte dafür, die kulturelle Vielfalt als Herausforderung und Chance zu begreifen. Diesen Ansatz untermauerte er anschaulich mit Beispielen aus der praktischen Arbeit in den Kindertagesstätten. In den anschließenden Arbeitsgruppen stand dann der konkrete Austausch im Fokus. Beispielsweise was in der Arbeit mit den unbegleiteten Minderjährigen berücksichtigt werden muss oder Fragestellungen rund um Intensivkurse und Intensivklassen an den Schulen. Einig waren sich die Teilnehmenden darin, dass der Fachtag ein erster wichtiger Schritt war. Nun steht eine weitere Vernetzung aller mit der Thematik befassten Berufsgruppen an und eine themenspezifische Qualifizierung der Fachkräfte wird notwendig.

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