Sonderausstellung SchmetterlingReich im NationalparkZentrum Kellerwald

Die Mitmachausstellung SchmetterlingReich ist noch bis zum 28. Juni im NationalparkZentrum Kellerwald zu sehen und für alle Besucher kostenfrei zugänglich. Als einmaliges Ereignis erlebten Kinder der Odershäuser Grundschule während ihres Workshops das Kleine Nachtpfauenauge hautnah. Foto: Nationalpark Kellerwald-Edersee

Workshop und Projket „Kleines Nachtpfauenauge“ für Schulklassen

Vöhl-Herzhausen(nh/od). . Die Mitmachausstellung SchmetterlingReich wird seit Anfang dieser Woche bis zum 28.Juni im NationalparkZentrum Kellerwald präsentiert. 37 Kinder der Grundschule Auenberg Odershausen beteiligten sich am Schmetterling-Workshop und begegneten am 22. April dem Kleinen Nachtpfauenauge hautnah.

 Die Sonderausstellung führt in die aufregende Welt der Schmetterlinge und eröffnet ein kleines Universum voller Wunder und Rätsel. Besucher erfahren Näheres über Tagfalter und Nachtschwärmer, gefräßige Raupen und leblose Puppen. 

Für Schulklassen von der 2. bis 6. Klasse werden zudem Workshops angeboten, in denen von 10 Uhr bis 12 Uhr Kinder die Stationen der Mitmachausstellung in Kleingruppen erforschen können. An solch einem Workshop nahmen am 22. April SchülerInnen der Auenbergschule Odershausen teil. Als einmaliges Ereignis konnten sie zur Mittagsstunde dem Kleinen Nachtpfauenauge im Foyer des NationalparkZentrums hautnahn begegnen.

„Ich freue mich, dass wir bei uns die Sonderausstellung SchmetterlingReich des Naturparks Stromberg-Heuchelberg bei uns haben. An verschiedenen Mitmachstationen erfahren unsere Besucher Interessantes zum Thema Schmetterlinge. Die Filmstation hat das Medienzentrum Frankenberg mit dem Film „Geburt eines Schmetterlings“ bestückt. Für das detailgenaue Beobachten haben wir Schmetterlinge vom Naturkundemuseum Kassel bekommen. Das besondere Highlight ist heute der Besuch von Werner Waldrich vom Schulbiologiezentrum Kassel mit den Faltern des Kleinen Nachtpfauenauges.“, berichtete Erika Hofmann, Leiterin des NationalparkZentrums Kellerwald. „Die Aufzucht der Raupen können Besucher während der Sonderausstellung im NationalparkZentrum Kellerwald beobachten. An alle Unterstützer ein herzliches Dankeschön“, führte Erika Hofmann aus.

Werner Waldrich, Leiter des Schulbiologiezentrums Kassel, brachte am Mittwoch verpuppte Raupen aus dem Vorjahr zum NationalparkZentrum Kellerwald. Er verteilte rund volle 200 Kokons an die Odershäuser SchülerInnen, aus denen später das Kleine Nachtpfauenauge schlüpfen sollte. Aufgrund der kalten Witterung konnte dies jedoch nicht beobachtet werden. Die Kinder konnten aber die Kokons und Puppen untersuchen sowie die lebenden Schmetterlinge beobachten und sogar auf die Hand nehmen. Werner Waldrich erklärte: „Das Schulbiologiezentrums Kassel möchte mit dem Projekt Kleines Nachtpfauenauge durch den direkten Kontakt mit dem Objekt den Kindern die Natur näherbringen und Verantwortlichkeit wecken.“

 

Hintergrund Sonderausstellung und Workshops für Schulklassen:

Schulklassen von der 2. bis 6. Klasse können kostenfrei die oben genannten Workshops zur Sonderausstellung SchmetterlingReich buchen. Telefon 05635-992781 oder per Mail unter info@NationalparkZentrum-Kellerwald.de . Die Mitmachausstellung SchmetterlingReich im NationalparkZentrum Kellerwald endet am 28. Juni 2015.

Interessierte Schulklassen können beim Schulbiologiezentrum Kassel am Projekt Kleines Nachtpfauenauge teilnehmen. Kontakt unter 0561 / 787-3169 oder wwaldrich@t-online.de.

Die Aufzucht der Raupen dauert sechs bis zwölf Wochen. Dann spinnen die Raupen einen Kokon aus Seide und verpuppen sich. Erst im nächsten Jahr schlüpft der Schmetterling und lebt als Schmetterling nur eine kurze Zeit um sich fortzupflanzen.

Hintergrund:

Quelle: Das Kleine Nachtpfauenauge und andere Schmetterlinge, Arbeitshilfe Nr.15.24, Schulbiologiezentrum Hannover

Allgemeine Zahlen, Daten, Fakten:

Schmetterlinge kommen weltweit mit rund 160 000 Arten vor. Damit sind sie die zweitgrößte Ordnung innerhalb der Klasse der Insekten, nur übertroffen durch die Käfer (Coleoptera) mit fast 400 000 Arten. Die Mehrzahl von ihnen lebt in den Tropen, die günstigen Temperaturen und meist ganzjährige Blütenfülle ermöglichten vielfältige Einnischungen. Für Mitteleuropa werden mehr als 3 000 Arten angegeben.

Schmetterlinge besitzen die typischen Insektenmerkmale: Dreigliederung des Körpers in Kopf (Caput), Brust (Thorax) und Hinterleib (Abdomen), zwei Paar Flügel und drei Beinpaare an der Brust, zwei Komplex- oder Facettenaugen und paarige Fühler (Antennen). Die Entwicklung verläuft vollständig (holometabol): Ei -> Raupe -> Puppe -> Schmetterling.

Taubenschwänzchen, erreichen Durchschnittsgeschwindigkeiten von 40 – 50 km/h. Die kleinsten Schmetterlinge (Zwergmotten) besitzen Flügelspannweiten von 2 mm, die größten (Agrippinaeule) mehr als 300 mm. Die Rekordgröße bei der Flügelfläche liegt bei 300 cm2 (Atlas- und Herkulesspinner).

An der Flügelhaltung lassen sich – in der Regel – Tag-und Nachtfalter unterscheiden: Tagfalter klappen in der Ruhestellung ihre Flügel über dem Rücken nach oben, Nachtfalter legen sie meist dachförmig über den Rücken.

Die langen und schlanken Beine dienen Schmetterlingen mehr zum Festhalten als zum Laufen. Bei manchen Faltern fällt auf, dass sie nur 4 Beine zu besitzen scheinen (Augen- und Fleckenfalter, Bläulinge). Bei ihnen ist das vorderste Beinpaar zu „Putzpfoten“ reduziert und umgebildet.

Das Kleine Nachtpfauenauge:

Obwohl der Schmetterling Kleines Nachtpfauenauge heißt, ist er einer der größten Nachtfalter: Die Weibchen erreichen eine Flügelspannweite von 7-8 cm, die Männchen 5-6 cm. Er ist auch einer unserer schönsten Nachtschmetterlinge, die Männchen mit bräunlich grauen Vorderflügeln und orangegelben Hinterflügeln, die Weibchen dagegen hell- bis dunkelgrau, bei beiden mitten auf jedem Flügel ein großer schwarz gekernter und gelb und schwarz umrandeter Augenfleck zwischen gewellten Querbinden, auf den Vorderflügeln auf weißem Untergrund, Körper und Teile der Hinterflügel dicht behaart. Das Männchen erkennt man außerdem an den stark aufgefächerten Fühlern im Gegensatz zu den mehr fadenförmigen der Weibchen. Die Imagines fliegen im zeitigen Frühjahr je nach Witterung zwischen Mitte April und Mitte Mai. Sie leben nur wenige Tage. Während der Zeit nehmen sie keine Nahrung auf, ihre Mundwerkzeuge sind verkümmert, sie zehren vom Fett aus der Raupenzeit.

Dabei zeigt sich auch im Verhalten ein Geschlechtsdimorphismus: Die Männchen fliegen tagsüber ab 14 Uhr bis in die Abendstunden mit einem Maximum um 17 Uhr auf der Suche nach den Weibchen, gelockt von deren Duftstoffen, die sie noch in kilometerweiter Entfernung wahrnehmen können. Die Weibchen warten in Bodennähe auf Pflanzen, um Energie zu sparen, und strecken den Hinterleib mit den weit herausgeschobenen Duftdrüsen in die Höhe. Erst nach der Begattung fliegen sie in der Dämmerung los, um die Eier abzulegen, geleitet ebenfalls von ihrem Geruchssinn, mit dessen Hilfe sie die Futterpflanzen für die Raupen finden.

Kleine Nachtpfauenaugen kommen in ganz Europa vor und sollen teilweise noch recht häufig sein. Sie bevorzugen offenes Gelände mit Bewuchs von Sträuchern, Waldränder, Moorheiden, Streuobstwiesen, Ruderalstellen, Kiesgruben, verwilderte

Gärten, Trocken- und Magerrasen, aber auch Feuchtgebiete.

Da dieser Lebensraum zunehmend eingeengt wird, nimmt auch die Zahl der Kleinen Nachtpfauenaugen immer weiter ab.

Entsprechend diesen vielfältigen Geländeformen und Biotopen eignen sich eine ganze Reihe von Pflanzen als Futter für die Raupen: alle Weidenarten, Birke, Brombeere, Himbeere, Rose, Weißdorn, Apfel, Heidelbeere, Haselnuss, Schlehe, Mädesüß, Wiesen-Salbei, Besenheide u.a. Offensichtlich besteht eine Vorliebe für Rosengewächse.

Das Weibchen klebt die ovalen, ocker-olivfarbenen glattschaligen Eier in ringförmigen Gelegen um kleine Äste, oftmals bleiben auch noch Haare daran haften. Die Eier sind so hartschalig, dass die kleinen Räupchen sie nach dem Schlüpfen nicht auffressen. Sie schlüpfen nach etwa zwei Wochen und sind nur wenige mm groß. Innerhalb der folgenden 5 bis 8 Wochen werden sie bis auf 7 oder 8 cm heranwachsen. Da die feste Raupenhaut nicht dehnbar ist, müssen sie sich zwischendurch häuten, und zwar insgesamt fünfmal. Dabei bläht sich zu Beginn über der Kopfkapsel ein Wulst auf, der schließlich einreißt. Durch peristaltische Bewegungen ihres Körpers und Vorankriechen befreit sich die Raupe langsam von der alten Hülle, die dann nach kurzer Zeit zusammengeschrumpft an ihrem Hinterende hängt.

Die winzigen Räupchen können nur das feine Blattmaterial zwischen den Blattrippen herausnagen. Sie brauchen die jungen Blätter der Bäume, die es ja nur im Mai gibt, wenn die Bäume „ausschlagen“. Deshalb hat das Kleine Nachtpfauenauge auch nur eine Generation im Jahr. Bei den älteren Raupen lässt sich sehr gut das schnelle, großflächige Abbeißen an den Blättern von außen her beobachten. Im Laufe der Häutungen verändert sich die Farbe der Raupen von schwarz und vollständig behaart über schwarz mit einem orangen Längsstreifen an der Seite (wie im Trainingsanzug!) bis zu überwiegend grün mit schmalen schwarzen Querbinden oder einfarbig grün mit rosa oder gelb gefärbten Borsten tragenden Warzen. Die schwarze Farbe der ersten Raupenstadien tarnt sie auf dem dunklen Stamm bei der Futtersuche, schützt die inneren Organe vor UV-Strahlen und steigert die Aktivität durch starke Wärmeabsorption am Tag. Es sind auch andere Farbvariationen möglich, sowohl das

Futter als auch soziale Faktoren wie Überbevölkerung scheinen die Färbung zu beeinflussen.

Die ausgewachsene Raupe sucht sich einen geeigneten Platz zum Einspinnen, häufig versteckt zwischen Zweigen, an festen Gegenständen im Zuchtbehälter – auch an der Glaswand – oft in Bodennähe. Sie spinnt zuerst ein lockeres Außengespinst, anschließend ein festeres Innengespinst, das durch Sekret geglättet und gehärtet wird. Mit der starren Reuse verschließt sie den birnenförmigen Kokon an seiner engsten Stelle, so dass keine Feinde von außen hineingelangen können. Dann erfolgt die letzte (5.) Häutung zur Puppe, die Haut bleibt als„Raupenhemd“ neben der Puppe liegen.

Man wundert sich, dass aus der riesigen Raupe eine so kleine Puppe wird, aber beim Spinnen wird sehr viel Flüssigkeit abgegeben und auch Energie verbraucht. Immerhin dauert das Spinnen des Kokons etwa zwei Tage. Der zu Anfang weißliche Kokon färbt sich meistens um zu olivbraun. Die Kokons der weiblichen Tiere sind größer. Manche Raupen spinnen keinen Kokon, manche nur eine Halbschale (Coupé) oder manche nur einen großflächigen Teppich und verpuppen sich darauf. Diese Puppen hätten „in freier Wildbahn“ keine Überlebenschancen.

An der Puppe lassen sich bereits zukünftige Organe erkennen. So sind die Fühler deutlich sichtbar, wodurch man bereits in diesem Stadium Männchen und Weibchen unterscheiden kann. Die Puppenruhe dauert beim Kleinen Nachtpfauenauge 9 – 10 Monate, also über den Winter bis zum nächsten Frühjahr, manchmal sogar noch länger. Bis zu 20% der Falter schlüpfen erst im übernächsten oder sogar überübernächsten Jahr, dann „überliegen“ sie. Die biologische Bedeutung dieser Verzögerung liegt darin, dass wegen der kurzen Lebensdauer (nur eine Woche) bei anhaltend schlechtem Wetter kein Flug der Männchen stattfinden kann. So wird in jedem Fall ein kleiner Teil der Population für einen zweiten oder sogar dritten Versuch in den Folgejahren erhalten bleiben.

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