Fünf neue Freiwillige im Nationalpark Kellerwald-Edersee

Die neuen Freiwilligen und ihr Betreuerteam vom BuchenHaus und WildtierPark: Horst Knublauch, Leiter BuchenHaus und WildnisSchule, Christ-Danny Binda, Lisa Schäfer, Chantal Pletz und Albert Hernold,Leiter WildtierPark. Foto: Nationalpark Kellerwald-Edersee /nh

Nachwuchskräfte absolvieren ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr oder ihren Ökologischen Bundesfreiwilligendienst

Bad Wildungen(nh). Seit September verstärken Chantal, Christ-Danny, Juliana, Lisa und Martin bis zum kommenden August das Team im Nationalpark Kellerwald-Edersee. Sie leisten ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) ab, oder wie Lisa, ihren Ökologischen Bundesfreiwilligendienst (ÖBFD). Ihre Einsatzgebiete sind das BuchenHaus, der WildtierPark und das NationalparkZentrum.

Diese fünf jungen Leute sehen in dem Freiwilligen-Jahr die große Chance, viele Facetten des ökologisch-sozialen Berufsumfelds kennenzulernen und in ihrer Persönlichkeit zu reifen. Dies geschieht durch den Erwerb neuer Kompetenzen wie Verantwortungsbewusstsein, Umgang mit vielen verschiedenen Menschen oder die Fähigkeit, Probleme zu lösen, aber auch durch das Vertiefen des Wissens über biologische Abläufe in Wäldern der Wildnis ohne traditionelle Bewirtschaftung. Ökologische Zusammenhänge werden ganzheitlich begriffen und vor allem der Vermittlung dieses Wissens in Führungen oder im Rahmen der waldpädagogischen Arbeit messen alle Freiwilligen große Bedeutung bei. Auch steht bei fast allen der Wunsch oben an, durch dieses Jahr eine Klärung ihres Berufswunsches leichter herbeizuführen.

Vom Kongo in den Nationalpark Kellerwald-Edersee

Den weitesten Weg in den Nationalpark hatte – zumindest im übertragenen Sinne –, Christ-Danny Binda: Sie wurde in Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo geboren, lebt aber bereits seit 2011 in Deutschland und hat in diesem Jahr in Fritzlar ihre Allgemeine Fachhochschulreife erworben. „Indem ich ein Jahr in der Natur und mit der Natur lebe, habe ich mir mit diesem Jahr einen meiner großen Träume erfüllt. Dabei kann ich die Wildnis ganz nah beobachten und erlebe den Prozessschutz“, begeistert sie sich. Sie ist im BuchenHaus eingesetzt, ihr Betreuer ist Horst Knublauch. Gemeinsam haben sie die Idee entwickelt, den Weg vom Parkplatz zum BuchenHaus besser und barrierefrei auszuschildern. Dabei will sich Christ-Danny der Figur des Boggels als Wegweiser bedienen. Das besondere Mischwesen aus Tier und Pflanze kommt nur im Nationalpark Kellerwald-Edersee vor und ist zugleich Sympathieträger für den Nationalpark. Im Anschluss will die 18-Jährige Geologie studieren und freut sich, „im Verlaufe dieses Jahres ökologisch zu handeln und mehr Wissen über die natürlichen Bestandteile der Wälder, vor allem im Reich der urigen Buchen“, zu erhalten. Darüber hinaus engagiert sie sich in einem international ausgerichteten, politischen Projekt für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene der Vereinten Nationen zum Thema Jugend- und Kinderrechte. Zu dessen Vorstellung war sie gerade erst zwischen dem 19.und 21. November in Berlin: zunächst bei der First Lady, Daniela Schadt, dann bei deren Lebenspartner, Bundespräsident Joachim Gauck, und im Anschluss bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig. „Das waren tolle Begegnungen“, lacht Christ-Danny. Sie findet: „Sich für die Jugend- und Kinderrechte einzusetzen ist etwas ganz besonderes und sehr wertvoll.“

Ökologisch-soziales Arbeitsumfeld

Ihre Kollegin im BuchenHaus ist die Abiturientin Lisa Schäfer, die aus Homberg / Efze kommt und hier ihr ÖBFD macht. „Das Fach Biologie hat bei mir das meiste Interesse geweckt, auch für meinen späteren Berufsweg. Daher hatte ich es auch als Leistungskurs auf der Ursulinenschule in Fritzlar“, erzählt die 18-Jährige. Weil es aber in diesem Gebiet sehr viele ansprechende Berufszweige gebe, entschied sie sich für dieses Jahr zur Konkretisierung, „zumal mir die Arbeit mit Menschen, vor allem Kindern, sehr viel Spaß bereitet.“ Gerade auch Kindern und jungen Menschen ökologische Zusammenhänge zu vermitteln, findet sie interessant und freut sich sehr darauf. Sie sei auf dem Dorf groß geworden und habe insofern einen Großteil ihrer Kindheit in der Natur bzw. sogar im Wald verbracht. Deswegen fand sie den Nationalpark als Ort für ein ÖFBD sehr ansprechend. Auch die Tatsache, dass hier Naturschutz und Nachhaltigkeit praktiziert und auch in der Bildungsarbeit wieder vermittelt werden, waren Pluspunkte bei ihrer Entscheidung für den Nationalpark und sprachen dann letztlich gegen einen Waldkindergarten oder ein Naturkundemuseum. Erfahrungen im Umgang mit Menschen bringt sie aus ehrenamtlicher Tätigkeit, mehreren Praktika oder Jobs aus dem Sozialbereich wie Reha-Werkstät­ten, einer Kirchengemeinde oder der Baunataler Diakonie Kassel e. V. mit. Außerdem besitzt sie die Jugendleitercard, den bundesweit einheitlichen Ausweis für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen in der Jugendarbeit. Daher ist es nur folgerichtig, dass sie als Freiwilligen-Projekt das neue Modul „Erlebnistheater Frau Professor Silvia Buchonia“ für die WildnisSchule entwickeln will – an der Schnittstelle zwischen wilder Natur sowie Bildungs- und Begegnungsstätte.

Die neuen Freiwilligen vom NationalparkZentrum Kellerwald Martin Schiffner und Juliana Faust rahmen ihre Betreuerin Tatjana Habich ein.  Foto: Nationalpark Kellerwald-Edersee /nh

Wald überall

Zwischen Kellerwald und Burgwald liegt der kleine Ort Gemünden an der Wohra, aus dem die 18-jährige Juliana Faust kommt und ihr FÖJ im NationalparkZentrum absolviert, genau wie ihr gleichalter Kollege Martin Schiffner aus Frankenberg. Beide werden von Tatiana Habich betreut. Juliana möchte dieses Jahr auch als Wegweiser für ihren weiteren beruflichen Werdegang nutzen und hofft auf „spannende neue Erfahrungen, besonders bei Führungen“. Auch plant die Hobbyfußballerin, sich aktiv einzubringen und ihr bereits vorhandenes Wissen über die Natur zwar anzuwenden, vor allem aber auch zu erweitern. Sie hatte als Leistungskurs Biologie und empfindet sich als sehr naturverbunden, ist sie doch von Klein auf oft mit ihren Eltern im Wald gewesen und fühlt sich dort sehr wohl. Insofern ist sie schon sehr erstaunt, wenn manchmal Schulklassen kommen, zum Beispiel jüngst aus Frankfurt, und die Kinder in der 6. oder 7. Klasse nicht wissen, „wie eine Buche aussieht oder dass eine Raupe auf einem Buchenblatt kein Wassertier ist.“ Daher ist sie überzeugt, dass „hier mein FÖJ-Projekt wirklich sehr gut hinpasst. Ich möchte auf dem Außengelände des NationalparkZentrums eine besondere Wiese anlegen“, beschreibt Juliana ihr geplantes FÖJ-Projekt „Wilde Wiese – für Schmetterlinge zum Haschen und Naschen“. Denn dort können die Schulklassen dann im Kleinen alles genau beobachten und einen „Eindruck mit nach Hause nehmen, der hoffentlich bleibend ist“, wünscht sie sich.

Lokale Verbundenheit zum Nationalpark

Martin Schiffner ist ökologisch sehr interessiert und kommt aus einer Familie, „der Naturschutz überaus am Herzen liegt.“ Sein Bruder ist sehr aktiv in der hessischen Naturschutzjugend (NAJU), der Jugendorganisation des NABU. Daher begrüßt die Familie seine Zeit im Nationalpark sehr, zumal er als Frankenberger hier seine favorisierte Stelle sah – neben dem Tropengewächshaus der Universität Kassel, das er sich auch hätte vorstellen können. „Aber hier habe ich mehr mit Menschen zu tun und das gab für mich den Ausschlag“, erläutert der politisch aktive Abiturient. Er wurde von der FÖJ-Gruppe des Trägers des FÖJ in Hessen, der Naturschutz-Akademie Hessen (NAH), zum FÖJ-Sprecher gewählt und vertritt die FÖJler-Interessen auf Landesebene. Martin erhofft sich ebenfalls, dass sich während seines FÖJ ein Studienfach herauskristallisiert. Auch will er helfen, bei Schulklassen, die oft aus Großstädten in den Nationalpark kommen, das Interesse an der Natur zu wecken bzw. zu verstärken: „Ich finde, die Sensibilisierung für die Natur ist eine existenzielle Investition in unsere Zukunft.“ Folgerichtig verknüpft er in seinem FÖJler-Projekt diese Fragen mit einer spannenden Herangehensweise im Schulklassen-Projekt: Er wird im Bereich der Erlebnispädagogik das neue Geocaching-Modul „Elektronische Schatzsuche im WildnisErlebnisgelände“ entwickeln. „Das neue Element verknüpft den Indoor- und Outdoorbereich auf spielerische Weise miteinander“, erklärt er begeistert. „So können die Schulkinder nach Besuch der Dauerausstellung im unmittelbaren Gelände am NationalparkZentrum bereits im Kleinen die fortlaufenden, großen Entwicklungsprozesse im Nationalpark per Geocaching erleben und sich erarbeiten.“

Liebe auf den zweiten Blick

Zwei Stunden vom Edersee im nordrhein-westfälischen Siegen wohnt Chantal Pletz. Sie interessierte sich anfänglich auf der Info- und Kontaktbörse der NAH in Wetzlar für das Gestüt Classic Performance in Solms-Burgsolms bei Wetzlar oder für die heilpädagogisch orientierte Familienwohngruppe Hof Hauser in Wolfhagen. Der Kellerwald erschien zunächst so weit von zu Hause entfernt und die Unterbringung war ihr anfänglich unklar. „Aber als ich dann zum Bewerbungsgespräch dort war, haben es mir die wundervolle Lage und die schönen Wanderwege angetan.“ Im WildtierPark Edersee, wo ihr Einsatz vom dortigen Leiter Albert Hernold betreut wird, kann sie jedenfalls ihre Interessen an der Arbeit mit Tieren und mit Kindern auf ideale Weise verknüpfen. „Ich bin froh, hier zu sein und meine Familie findet es auch toll“, schwärmt sie begeistert. Auch sie will dieses Jahr zur weiteren Herausarbeitung ihres konkreten Studienfachs im Bereich der Biologie nutzen. Außerdem hofft sie, „Neues zu lernen, über mich selbst hinauszuwachsen und meine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen oder auch neue zu entdecken“, sagt die 19-Jährige. Sicherlich wird ihr dabei ihr FÖJ-Projekt helfen, will sie doch für die Tiere artgerechte Tierbeschäftigungs-Programme als Anreiz entwickeln, sich zu bewegen und zu beschäftigen.

Student Heiko von Holst war für neun Wochen im NationalparkZentrum Kellerwald.  Foto: Nationalpark Kellerwald-Edersee /nh

Studienpraktikum

Heiko von Holst war auch ein Beschäftigter auf Zeit, in dem Falle für neun Wochen im NationalparkZentrum von August bis Oktober. Dort leistete der 25-Jährige aus Lauingen aus dem schwäbischen Landkreis Dillingen an der Donau sein Pflicht-Studienpraktikum ab. Er studiert an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg den Bachelor Umweltwissenschaften. Seine Zeit in Hessen sieht er sehr positiv: „Ich nehme viele interessante Eindrücke mit ins Studium, vor allem haben mir die Führungen sehr viel Spaß gemacht.“ Auch seine bereits abgeschlossene Berufsausbildung zum Biologisch-technischen Assistenten half ihm gut während seines Aufenthalts: „ Ich kann das NationalparkZentrum nur als Ort für ein Praktikum empfehlen“, so sein Resümee.

Hintergrund

Das FÖJ und der ÖBFD finden zwischen dem 1. September eines Jahres und 31. August des Folgejahres statt. Das FÖJ wird auch kommendes Jahr wieder mit vier Stellen im Nationalpark angeboten, der ÖBFD mit einer.

Es ist eine gute Gelegenheit für junge Menschen, die gerade aus der Schule oder einer Ausbildung kommen, sich für ihre weitere Berufslaufbahn zu orientieren. In einem Jahr arbeiten sie in praktisch ausgerichteten Arbeitsfeldern und erhalten ebenfalls theoretische Einblicke in einer naturbezogenen Einrichtung.

Weitere Informationen zum FÖJ im Nationalpark: unter www.nationalpark-kellerwald-edersee.de  und www.foej-nzh.de 

Allgemein zum FÖJ : bei der Agentur für Arbeit www.arbeitsagentur.de, den Bundesfreiwilligendienst www.bundesfreiwilligendienst.de und das Freiwillige Soziale Jahr www.fsj-hessen.de, konkret beim Nationalpark: https://www.nationalpark-kellerwald-edersee.de/de/wirueberuns/jobsundpraktika/freiwilligesoekologischesjahr/.

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