Ausflugtipp für Familien – Die UNESCO-Weltnaturerbeflächen im Nationalpark Kellerwald-Edersee entdecken

Aussicht vom Ringelsberg: Die Wanderer können während der Tour mit Nationalpark-Führerin Rita Wilhelmi am 30. Oktober die einmalige Natur des Kellerwaldes  genießen. Zum Abschluss eröffnet sich ihnen eine grandiose Aussicht auf den Edersee und das kostbare Weltnaturerbe im herbstlich verfärbten Nationalpark. Foto: Rita Wilhelmi/nh

Vöhl/Asel-Süd(nh). Am Donnerstag, den 30. Oktober, lädt Nationalpark-Führerin Rita Wilhelmi während der hessischen Herbstferien zu einer faszinierenden Exkursion in das Reich der urigen Buchen ein. Die zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin begibt sich mit Wildnisliebhabern auf eine dreieinhalbstündige Entdeckungstour zum Thema „Weltnaturerbe Buchenwälder“. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Treffpunkt ist um 14 Uhr die Infotafel Urwaldsteig am Wendehammer in Vöhl/Asel-Süd. Für die Wanderung ist festes Schuhwerk erforderlich. Teilnehmer denken bitte an wetterangepasste Kleidung sowie Erfrischungsgetränke. Die Tour ist auch für Kinder geeignet, jedoch nicht für Familien mit Kinderwagen.

Buchenwälder erscheinen Einwohnern Deutschlands und besonders Bewohnern des waldreichen Hessens als etwas ganz Alltägliches. Im Jahr 2011 wurden jedoch fünf Buchenwaldgebiete in Deutschland als UNESCO-Weltnaturerbe geadelt– auch Teilbereiche des Nationalparks Kellerwald-Edersee. Diese ausgewählten Buchenwälder bilden gemeinsam mit sechs Gebieten in der Ukraine und vier in der Slowakei das transnationale UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“. Was ist das Besondere an diesen Buchenwäldern, das die ganze Welt auf sie schaut? Von Asel-Süd aus kommen die Teilnehmer an den Urwaldrelikten am Ringelsberg vorbei und gelangen auf den Urwaldsteig Edersee. Die Tour führt sie entlang der Quellgerinne des Hundsbachs zum Hegeberg und über den Höhenrücken des Ringelsbergs zurück zum Ausgangspunkt.
Beim Anblick der Urwaldrelikte an den Steilhängen des Ringelsbergs erahnen die Nationalpark-Besucher, was Urwald in Deutschland bedeutet. Anhand der verschiedenen Standortbedingungen entlang der Strecke zeigt Rita Wilhelmi auf, welche ökologische Potenz die Buche besitzt und wo sie ihre Grenzen erreicht.
Welche Rolle spielte die Rotbuche in der Geschichte Mitteleuropas? Was unterscheidet den Kellerwald von den Wäldern der anderen Welterbegebiete? Diese und zahlreiche weitere spannende Fragen können die Teilnehmer gemeinsam mit Nationalpark-Führerin Rita Wilhelmi lösen.
Diese hält insbesondere für Kinder zahlreiche Überraschungen und Spiele bereit, um gemeinsam mit ihnen die vielfältigen Geheimnisse des Buchenwaldes zu entdecken. Wie alt kann eine Buche werden? Welche Tiere wohnen in ihrer Krone oder doch lieber in einer gemütlichen Baumhöhle? Und was verraten die Bachbewohner über ihr Zuhause?

Baumpilze mit Algen am Ringelsberg. Foto: Rita Wilhelmi/nh

Hintergrund zum Weltnaturerbe

„Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“

Das Welterbekomitee der UNESCO hat am 25. Juni 2011 auf seiner 35. Sitzung in Paris entschieden, die „Alten Buchenwälder Deutschlands“ in die Liste des Welterbes einzuschreiben. Sie ergänzen hervorragend das seit 2007 bestehende UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten“, mit denen die deutschen Gebiete nun eine gemeinsame Stätte bilden.

Sommergrüne Laubwälder erstrecken sich fast ausschließlich auf die nördliche Halbkugel. Die Rotbuche, Fagus sylvatica, kommt jedoch ausschließlich in Europa vor. Es ist weltweit ein einzigartiger Vorgang, dass die Rotbuche als einzelne Baumart im Zuge eines sogar noch andauernden (!), ökologischen Prozesses die Wald- und Ökosystembildung weiter Teile eines ganzen Kontinents bestimmt. Diese Dominanz hat sich innerhalb von wenigen Jahrtausenden, seit der letzten Eiszeit, entwickelt – einer geologisch wie evolutionär gesehen extrem kurzen Zeitspanne. Gegenwärtig zeigt innerhalb Europas insbesondere Deutschland markant den ungebrochenen Prozess, der einen Kontinent prägt.

Weitere hervorragende europäische Buchenwaldgebiete sollen im Rahmen einer seriellen Erweiterung folgen. Damit soll das Abbild des andauernden ökologischen Prozesses und der außergewöhnlichen biologischen Vielfalt der europäischen Buchenwälder in den unterschiedlichen biogeografischen Regionen vervollständigt werden.

Zu den „Alten Buchenwälder Deutschlands“ zählen ausgewählte Bereiche der Nationalparks Jasmund und Müritz in Mecklenburg-Vorpommern, des Nationalparks Hainich in Thüringen, des Nationalparks Kellerwald-Edersee in Hessen und der Grumsin im brandenburgischen UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Sie bilden die unterschiedlichen Buchenwaldtypen Deutschlands ab, von den Mittelgebirgen bis zur Küste. Sie beherbergen außerdem zusammen mehr als zwei Drittel der Waldpflanzenarten, deren Weltverbreitung auf Europa konzentriert ist.

Der Kellerwald weist die besten und ausgedehntesten bodensaurern Buchenwälder des Mittelgebirges über Schiefer und Grauwacke auf. Seine Wälder zeichnen sich durch ihre Naturnähe und einen überdurchschnittlich hohen Altholzanteil mit Urwaldrelikten aus. Achtzehn von 22 in Hessen vorkommenden Fledermausarten, sieben von zehn mitteleuropäischen Spechtarten, Urwaldzeiger wie der Pilz Ästiger Stachelbart, der Veilchenblaue Wurzelhalsschnellkäfer sowie die Pfingstnelke als Eiszeitrelikt belegen den Strukturreichtum dieser alten Wälder. Die Weltnaturerbefläche im Nationalpark Kellerwald-Edersee ist 1467 ha groß.

Der Status als Weltnaturerbe ist eine besondere Auszeichnung und ein enormer Imagegewinn für die Region in Nordhessen. Weitere Informationen zum Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder Deutschlands“ unter www.nationalpark-kellerwald-edersee.de  und www.weltnaturerbe-buchenwaelder.de 

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