Wie denken die US-Bürger über Deutschland?

 Referent Andrew B. Denison, Schulleiter Carsten Placht Foto: Manfred Weider/nh

Frankenberg(wd/nh) Vieles scheitert am fehlenden gegenseitigen Verständnis, am aneinander vorbei reden. So auch in der Politik. Mit zwei Vorträgen möchte die Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V., Sektion Waldeck-Frankenberg (GSP) versuchen besseres Verstehen der anderen, in diesem Fall der US-Amerikaner und der Russen zu fördern.

 Die erste Veranstaltung beschäftigte sich mit den USA und war überschrieben mit dem Titel „Kuckucksuhr und Oktoberfest? Stellenwert Deutschlands für die US-Außen- und Sicherheitspolitik“.

Sektionsleiter Holger Schmör begrüßte in der Aula der Hans-Viessmann-Schule vor gut besetztem Saal den Referenten Dr. Andrew. B. Denison. Dessen Vita zeichnet ihn als eine Person aus, die beide Seiten aus eigener Erfahrung kennt. Er wurde 1962 in Boulder (Colorado) geboren und wuchs in Wyoming auf. Er ist ein US-amerikanischer Politikwissenschaftler, Kommentator und Publizist, der seit den 1980er Jahren in Deutschland lebt. Als Experte für transatlantische Themen wird er häufig zu Diskussionen in Funk und Fernsehen eingeladen. Er ist Direktor von Transatlantic Networks, einem Forschungsverbund mit Sitz in Königswinter.

Drei Tage vor der Veranstaltung kam Dension aus Wyoming von einem mehrmonatigen Aufenthalt zurück. Erlebnisse aus dieser Zeit, die er in seine eigene Vorstellung integrierte, waren bereits einige Statements zum amerikanischen Leben und Denken. So z.B., alle fahren große Trucks, auf denen steht „I love my country, I fear my government“. Es gibt mehr Waffen als Einwohner in Wyoming. Danach kam er auf das Verhältnis Deutschland – Amerika zu sprechen. Auch er sagt, wie die meisten Deutschen Amerika, wenn die USA gemeint sind. Deutschland braucht die USA, führte er aus. Als eines der größten Exportländer ist Deutschland auf die Hilfe der USA im internationalen Handel angewiesen. Kann Deutschland die Seewege für seinen Handel freihalten?, fragte Denison. In einem historischen Abriss zeigte er die Zeit von 1949 in 20 Jahresschritten bis heute auf. Wer hätte 1949 gedacht, dass wir in 20 Jahren zusammen wachsen. Hierfür sei die NATO verantwortlich. Über die Rolle der USA zitierte er Churchill „Die USA machen es richtig, nachdem sie alles versucht haben.“ 1969 wurde mehr gemacht als Westeuropa aufzubauen. Es begann die Europäisierung des Ostens, keine Neutralmacht in Mitteleuropa und ein starkes Deutschland in der Mitte. Die USA waren der Nukleargarant und hatte das letzte Wort. Ab 1989 begann die Globalisierung, auch eine Zeit in der es langfristig weniger Tote durch Kriege gab.

Mit seiner Aussage, die USA brauchen Deutschland, kam Denison zurück in das Jetzt.

Ein starkes Deutschland bedeutet ein starkes Europa und sei das Beste für die USA. Die Rettung des EURO durch Deutschland bezeichnete er als ein wichtiges und richtiges Handeln. Deutschland und Europa ist mit seinem Bildungsbürgertum Vorbild. Die von vielen Deutschen nicht verstandenen Alleingänge der USA, erklärte er mit der USA-Maxime: Mit allen, wenn möglich, alleine wenn nötig. Und die USA haben die Stärke die meisten Probleme auch alleine lösen zu können. Das Abhören z.B. durch die NSA bezeichnete der Referent als notwendiges Übel. Aber auch als Ausdruck, dass die USA Deutschland nicht trauen. Er erwartet nicht, dass sich Präsident Obama dafür entschuldigt. Ein Vernachlässigen Europas und Hinwendung zum asiatischen Raum durch die USA sieht er nicht. Auch eine Gefahr durch China mit ihrem Dollarreichtum sieht er nicht. Deutschland hat weniger Einfluss in Washington als es glaubt und dass Amerika kein unbegrenztes Vertrauen in die Bundesrepublik und die Europäern hat, sei dem gezeigten Vertrauen geschuldet. Das Verhältnis Deutschland – USA sei immer noch aus der Vergangenheit belastet. Denison beurteilte das Verhältnis USA als stabil. Sicher gäbe es immer wieder Störfaktoren. Aber insgesamt sieht er einer guten gemeinsamen Zukunft entgegen. Beide Seiten sehen die Vorteile des Miteinander. Auch merkte man, dass er mit seinen Wurzeln etwas stärker verbunden ist als mit seinem zu Hause. Den Vortrag hielt Dr. Denison bereits am Nachmittag vor Schülern der Hans-Viessmann-Schule.

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