Frankenberg(nh/od). MdL Dr. Daniela Neuschäfer(SPD), die sich zum Ziel gesetzt hat, in die Praxis zu gehen und aus der Praxis zu lernen, absolviert in verschiedenen Bereichen Praxistage: „In der Praxis lernt man die Probleme, Sorgen und Herausforderungen der Menschen am besten kennen.“ Nachdem sie nun bereits bei der Gebäudereinigung, untertage bei Kali & Salz sowie in der chemischen Industrie war, absolvierte sie beim Lebenshilfewerk Waldeck-Frankenberg einen Praxiseinsatz.
Zunächst war Neuschäfer in der Schreinerei eingesetzt. Die Schreinerei in Frankenberg ist auf den gewerblich-, industriellen Bereich spezialisiert und ist nach DIN ISO EN 9001:2008 zertifiziert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schreinerei mit geistiger und seelischer Behinderung absolvieren hier eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung. Angeleitet werden sie durch Fachkräfte und Handwerksmeister. Neuschäfer erhielt von ihren neuen Kolleginnen und Kollegen am Praxistag Instruktionen, was zu machen sei. Schnell hatte sie den Dreh raus und unterstützte die Schreinerei in ihren Arbeiten. Dabei kam sie mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ins Gespräch. Sie teilten ihr ihre Bedürfnisse, ihre Sorgen und Probleme mit und erläuterten, wie schwer die berufliche Rehabilitation sei: „Wir brauchen mehr Halt und auch Wertschätzung!“. Wertschätzung haben sie wohl weislich verdient, berichtet Neuschäfer, denn sie leisten hervorragende Arbeit: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sehr engagiert. Der wichtigste Faktor für die Arbeitsmotivation ist die Wertschätzung für die erbrachte Leistung. Dazu gehört zum Beispiel auch der respektvolle Umgang mit den Mitarbeitern, Toleranz für die individuelle Andersartigkeit, Vertrauen, Anerkennung und Wertschätzung der Person und ihrer Fähigkeiten, Einfühlungsvermögen, Beachtung – das gelingt in den Lebenshilfewerkstätten vorbildlich!“ Die Beschäftigten der Lebenshilfewerkstätten wissen aber sehr wohl, dass in anderen Unternehmen oftmals „ein anderer Wind“ weht. „Wettbewerbsfähigkeit und Unternehmenserfolg basieren auf der Wertschätzung für das Engagement von Beschäftigten. Häufig fehlt gerade in der freien Wirtschaft diese gelebte und erlebte Wertschätzung. Diese brauchen alle Mitarbeiter, gerade auch dann, wenn es sich um eine berufliche Rehabilitation in eine Firma handelt“, erläutert Neuschäfer und verweist auf den Zusammenhang von Führungs- und Leistungsverhalten, die sie in ihrer Dissertation vertiefend behandelt hatte. „Nicht alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebenshilfe haben die Möglichkeit langfristig und dauerhaft im allgemeinen Arbeitsmarkt eingegliedert zu werden. Dennoch bin ich froh, dass wir in Frankenberg und Umgebung positive Beispiele (z. B. bei Osborn) verzeichnen können, in denen eine berufliche Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt geglückt ist.“
Nach den Einblicken in die Schreinerei wechselte Neuschäfer in die Gruppe „Montage 8“, in der neben den Montagearbeiten auch kunstgewerbliche und kunsthandwerkliche Artikel vornehmlich aus Holz produziert werden. Neuschäfer stellte mit der Kollegin Gabi Lampen her, die am Weihnachtsbasar der Lebenshilfe am So., 7. Dezember 2014 zum Verkauf angeboten werden.
Neuschäfer freut sich schon heute, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebenshilfewerkstätten, die sie als Kollegin für einen Tag herzlich aufgenommen hatten, wiederzusehen: „Die Menschen hier wachsen einem ganz schnell ans Herz – ich bin gerne hier vor Ort.“