Die Bahn kommt zurück

Olaf Dudek. Die Bahn kommt zurück nach Waldeck-Frankenberg. Mit der Übergabe der Bescheide durch den Hessischen Verkehrsminister Tarek Al-Wazir(Die Grünen) ist am 30. Juni 2014 der offizielle Startschuss für die Reaktivierung der Strecke Frankenberg-Korbach gefallen.

Für den Landrat Reinhard Kubat war es ein Glückstag. Für die Realisten ist ein öffentliches Projekt, dessen Investitions- und Folgekosten, wie bei öffentlichen Projekten üblich niemand genau beziffern kann oder will. Und da gilt halt die Salamitaktik: Geld nach schießen geht immer, denn kein Politiker wird sich je trauen a) Fehler zu zugegeben und b) öffentliche Projekte, die finanziell aus dem geplanten Ruder laufen zu stoppen. Beispiele mag sich jeder selbst suchen.

Bahn ist, was man daraus macht

Die Reaktivierung der Bahn ist besonders für die jungen und älteren Menschen im Kreis attraktiv. Sagt zumindest Landrat Kubat. Da ist der Wunsch der Vater des Gedanken. Der Individualverkehr wird, grade in den ländlichen Bereichen und Flächenkreisen nie wieder durch den ÖPNV verringert oder gar teilweise ersetzt werden können. Dazu hat sich die Gesellschaft, die Arbeitswelt, die Schulen, Einkaufverhalten, Behörden und das Freizeitverhalten usw. in den letzten 30 Jahren deutlich verändert. Was nutzt es, wenn die Bahn einen jungen Menschen um 19 Uhr zu einer Veranstaltung bringen kann, aber nachts um 2 Uhr nicht mehr zurück?

Die Chancen der Bahn liegen im Kreis woanders. Das hat Bürgermeister Stappert genauso erkannt wie Minister Al-Wazir: Menschen aus den Ballungsgebieten Südhessen, aus dem Ruhrgebiet oder aus dem Norden in die Region zu bringen. Ob Kurztrip oder längerer Aufenthalt, mit der Bahn ohne die Blitzerfallen auf den Bundestrassen in die Region. Für diese Chance hat Politik, Bahn und NVV ihren Teil beigetragen. Nun gilt es, dass die Region ihren Teil dazu beiträgt, diese Chance zu nutzen. Die Touristenverbände müssen an einem Strang ziehen und Eventveranstalter werden, Sonderfahrten organisieren und vieles mehr.  Die Gastronomie und Beherbergungsbetriebe müssen sich genau so auf die Möglichkeiten einstellen und Service, wie zum Beispiel Gepäcktransfer von den Haltepunkten, Abholservice, Sonderkonditionen für Bahngruppen usw. anbieten, ebenso  der Nationalpark. Man muss sich Gedanken machen, wie Reisende, die mit ihrem Fahrrad ankommen, die Eder queren können ohne Kilometer weite Umwege in Kauf nehmen zu müssen oder gar die B252 zu fahren. Da ist die Chance, die es zu nutzen gilt. Und wenn der eine oder andere Güterzug rollen sollte, dann ist das Geld, das auf die Butterseite fällt, genauso wie der Wegfall der Pönale für die nicht abgenommen Streckenkilometer, auch das Geld fällt auf die Habenseite. Die Region bekommt mit der Bahn lediglich eine Chance, etwas aus dieser Chance zu machen, dass muss die Region selbst.

 

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