Wetzlar(nh). Als Meilenstein des hessischen Naturschutzes bezeichnet der NABU Hessen die Einrichtung des Nationalparks Kellerwald-Edersee vor zehn Jahren. „Was schleppend begann, ist zur großen Erfolgsgeschichte geworden. Mit der IUCN-Zertifizierung und der Teilhabe am Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder Deutschlands“ hat der Nationalpark trotz seiner geringen Größe einen Status erreicht, der seinesgleichen in Deutschland sucht“, erklärt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Auch in der Wildnisbildung beschreite der Nationalpark innovative Wege – so z.B. mit dem gemeinsam mit dem NABU initiierten Schulklassenprojekt „Waldscout – Wildnisexpedition“, das vor fünf Jahren startete.
Der Schutz von Waldwildnis sei ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt, so Eppler. Mit der Einrichtung des Nationalparks Kellerwald-Edersee vor zehn Jahren habe das Land Hessen deutliche Akzente im Naturschutz gesetzt. Die neue Naturbewusstseins-Studie des Bundesumweltministeriums zeige, dass der Schutz von Naturwäldern einen immer breiteren Anklang in der Bevölkerung finde. „Die Deutschen wollen mehr Wildnisgebiete und naturnahe Wälder“, erläutert Eppler. Dass der Nationalpark Kellerwald-Edersee schon auf über 90 Prozent seiner Fläche wieder wild werden dürfe, sei ein besonderes Markenzeichen des Großschutzgebietes.
Erfreulich sei auch die Entwicklung der Bildungsarbeit im Nationalpark Kellerwald-Edersee. „Nationalparke sind Bürgerwälder. Deshalb ist die Kooperation mit gesellschaftlichen Akteuren wie den Naturschutzverbänden von großer Bedeutung für die Zukunft der Großschutzgebiete“, so Eppler. Der NABU Hessen könne auf eine erfolgreiche zehnjährige Zusammenarbeit zurückblicken. Beispielhaft seien die Kooperationen in der Wildnisbildung und beim Buchenhaus am Wildtierpark. Im Rahmen der Wildnisbildung können Schulklassen beim Waldscout-Projekt eine 24-stündige Expedition in die Wildnis des Nationalparks unternehmen. In der NABU-Ausstellung „NetzWerk“ im Buchenhaus wird die ökologische Bedeutung des Nationalparks für die Region anhand von Luchs, Rothirsch, Rotmilan, Schwarzspecht, Uhu und Wald-Fledermäusen gezeigt.
Für die Zukunft des Nationalparks wünscht sich der NABU Hessen weitere Schritte hin zum wilden Buchenwald. „Die Jagd gehört derzeit zu den größten Eingriffen in die Natur des Nationalparks. Deshalb muss das Großschutzgebiet möglichst bald weitgehend jagdfrei werden“, so Eppler. Nur dann käme das Motto der Nationalparke „Natur Natur sein lassen“ voll zur Geltung. Der Nationalparkplan sieht vor, bis 2018 auf 75% der Nationalparkfläche auf die Jagd zu verzichten. Das Wildmanagement soll dann im Randbereich in- und außerhalb des Nationalparks erfolgen. Mit diesem beruhigten, jagdfreien Gebiet bekäme der hessische Nationalpark ein weiteres Alleinstellungsmerkmal in Deutschland.