Ederbringhausen/Neu-Anspach(Volker König/nh). Das Freilichtmuseum Hessenpark feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Ein umfangreiches, farbenfrohes Programm erwartet die Besucher das ganze Jahr hindurch. Genauso lange ist es her, dass die Ederbringhäuser Abschied nehmen mussten von ihrer 1801 erbauten Fachwerkkirche.
Es entsprach dem Zeitgeist der 70ger Jahre. Altes musste weg und Neues musste her. Aufbruch in eine moderne Zeit war angesagt.
So wurde 1974 eine neue Kirche in Ederbringhausen gebaut und die alte Fachwerkkirche musste ein Jahr später als Verkehrshindernis dem modernen Straßenbau weichen. Sie wurde sorgsam abgerissen und in das damals neue Freilichtmuseum Hessenpark transportiert.
Der Widerstand einiger Weniger gegen den Abriss kam zu spät. Auch die späteren Versuche des damaligen Bürgermeisters Manfred Steiner, die Kirche als Friedhofkapelle zurückzuerhalten, scheiterten.
Inzwischen strahlt sie wieder in ihrem zweiten Leben im Hessenpark und erfreut sich als Hochzeitskirche großer Beliebtheit.
Viele Ederbringhäuser machten sich am Samstag, den 10 Mai auf Einladung des Ortsbeirates und der örtlichen Vereine auf den Weg nach Neu-Anspach. Ortsvorsteher Eckhard Mehrhoff konnte 100 Gemeindemitglieder in der alten Kirche begrüßen. Wehmütig erinnerte er daran, dass die Wege der Menschen manchmal anders verlaufen als gedacht, genauso erging es der Ederbringhäuser Kirche. Auch Zimmermann Jesberg aus Röddenau dachte sicherlich nicht daran, dass seine von ihm im Jahr 1801 erbaute Kirche einmal abgerissen und an anderer Stelle wieder aufgebaut wird.
Auch der anschließende Gottesdienst stand ganz im Zeichen der alten Kirche. Pfarrerin Heidi Houska erinnerte an die Funktion der Kirche als Haus Gottes, weil man hier bewusst seinen Glauben leben kann, wie es im Psalm 1 geschrieben steht: „Ich habe einen Platz bei Gott. Da kann ich leben. Da bin ich zuhause“.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen trafen sich die Gemeindemitglieder erneut in der Kirche zu einem „Erzählcafe“.
Carsten Sobik, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Freiliftmuseums berichtete, dass die Kirche in den Jahren 1990 bis 1995 auf dem Stand der 50ger Jahre wieder aufgebaut worden ist. Im Mittelpunkt der folgenden Diskussionen standen die Gründe für den Abriss in Ederbringhausen, die damalige Ausstattung der Kirche sowie Sitten und Gebräuche. Eckhard Mehrhoff und Pfarrerin Heid Houska übereichten dem Museum Hessenpark eine große Ehrentafel als Dauerleihgabe. Auf dieser Tafel sind die Namen aller Ederbringhäuser Kriegsteilnehmer des 1. Weltkrieges verzeichnet. Sie hing bis zum Abriss der Kirche im Chrorraum und soll nun an seinem alten Platz wieder aufgehängt werden.
Untermalt wurden sowohl Gottesdienst als auch Erzählcafe vom gemischten Chor Ederbringhausen unter der Leitung von Claudia Fach. Die eingängigen Melodien honorierten die Zuhörer mit lautem Applaus.
Vor der Kirche warteten einige Männer und begrüßten die Kirchgänger mit lauten Peitschenknallen, dem „Knappen“.
Dabei handelt es sich um einen alten Hochzeits- und Fruchtbarkeitsbrauch, der bei jeder Hochzeit in Ederbringhausen gepflegt wird. „Der Winter wird ausgetrieben. Durch Lärm sollen die bösen Mächte der Finsternis und Kälte vertrieben und die unter tiefer Schneedecke schlummernde Saat zu neuem Leben erweckt werden“.
Abschließend hatten die Ederbringhäuser noch Zeit, den Park mit seinen 104 wieder aufgebauten Häusern auf eigene Faust oder aber unter fachkundiger Führung zu erkunden.
Ortsvorsteher Eckhard Mehrhoff zog abschließend ein positives Fazit. Diese Fahrt war, nach dem Schlachteessen im April, eine gelungene Vorbereitung für die Jubiläumsfeier im kommenden Jahr.
Das Freilichtmuseum ist auf der Suche nach Innenaufnahmen der alten Kirche zum abfotografieren. Bitte bei Volker König melden, Tel.: 06454-799594