Alarmstufe Rot: Stoppt das Krankenhaussterben

Kliniken in Korbach und Frankenberg gehen auf dem Römer gemeinsam auf die Barrikaden

Korbach/Frankenberg/Frankfurt(pm). Anlässlich der angespannten finanziellen Situation im Kliniksektor veranstaltet die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) am 20. September 2023 einen bundesweiten Aktionstag unter Beteiligung vieler Krankenhäuser. Für Hessen findet die offizielle Kundgebung in der Zeit von 11 Uhr bis 13 Uhr auf dem Frankfurter Römer statt. Mit dabei werden auch Vertreter aus dem Kreiskrankenhaus Frankenberg und dem Stadtkrankenhaus Korbach sein. Mit der bundesweiten Kampagne „Alarmstufe Rot – Stoppt das Krankenhaussterben!“ gehe es den Krankenhäusern nicht um das Verhindern der geplanten Krankenhausreform. Vielmehr fordern sie einen sofortigen Inflationsausgleich für alle Krankenhäuser. „Wir fordern von Bund und Ländern jetzt die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Krankenhäuser überhaupt überleben können, um dann eine geordnete und sinnvolle Reform angehen zu können!“, erläutert Tanja Jostes, Pressesprecherin im Stadtkrankenhaus Korbach.

„Ich vergleiche die Situation zur Veranschaulichung gerne mit einem Brötchen: Steigen beim Bäcker die Kosten für Energie, Zutaten und Personal, wird das Brötchen teurer, um weiter auskömmlich wirtschaften zu können. Doch dies ist in Krankenhäusern nicht möglich. Wir können keine höhere Rechnung ausstellen – die Preise sind politisch festgelegt.“ So sei der gesetzlich festgelegte Landesbasisfallwert, als stärkste Säule der Krankenhausfinanzierung, für 2023 nur um 4,3 % gestiegen. Betrachtet man dem gegenüber allein den aktuellen Anstieg von Verbraucherpreisen und Energie von 8,3 % (Quelle: Stat. Bundesamt) klafft eine immense Lücke auf. Laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft fehlen den Kliniken in ganz Deutschland monatlich rund 650 Millionen Euro. Das inflationsbedingte Defizit wird sich in 2023 auf prognostizierte 10 Milliarden Euro erhöhen.

Die finanzielle Situation der Krankenhäuser hat sich seitdem bundesweit verschärft. Auch in Hessen steigt die Zahl der von einer Insolvenz bedrohten Krankenhäuser massiv an. Es besteht die Gefahr, dass noch vor dem Inkrafttreten der von Seiten der Bundesregierung angekündigten Krankenhausstrukturreform Krankenhäuser insolvenzbedingt schließen müssen. Bereits im vergangenen Herbst hatte die DKG und die 16 Landeskrankenhausgesellschaften im Rahmen der bundesweiten Kampagne „Alarmstufe Rot“ auf die prekäre wirtschaftliche Notlage der Krankenhäuser hingewiesen. „Die Krankenhausreform ist nötig, doch leider bleibt die Problematik der Unterfinanzierung unbeachtet,“ merkt die Geschäftsführerin des Kreiskrankenhauses Frankenberg Margarete Janson an. „Zudem werden nach der aktuellen Fassung der Reform weitere hohe Investitionen notwendig sein. Allein Bund und Länder haben es in der Hand und sollten die Krankenhäuser ernst nehmen und eine angemessene Finanzierung bereitstellen.“ „Wenn die beiden Akutkliniken aus Frankenberg und Korbach gemeinsam einen Bus mieten, um am Frankfurter Römer zusammen mit vielen anderen Kliniken die prekäre Lage Hessens Krankenhäuser zu verdeutlichen, zeigt dies allein schon den Ernst der Lage“, ergänzt Sassan Pur, Geschäftsführer des Stadtkrankenhaus Korbach. „Diese kalte Strukturbereinigung hat nichts mehr mit einer geregelten Bedarfsplanung zu tun. Und vor allem: sie trifft auch massiv Kliniken in ländlichen Regionen. Hier haben Patienten ohnehin schon heute Schwierigkeiten Arzttermine zu bekommen und müssen mitunter weite Wege auf sich nehmen müssen.“ Die Beteiligten beider Häuser sind sich einig: „Die medizinische Versorgung in unserem Landkreis auf einem hohen Niveau muss verfügbar bleiben – ohne Kompromisse.“

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